08.10.2018 16:28:43

MÄRKTE EUROPA/DAX kämpft an 12.000er-Marke - Wirecard brechen ein

FRANKFURT (Dow Jones)--Knapp unter der 12.000er-Marke handelt der DAX am Montagnachmittag. Nach einem ersten Bruch dieser psychologisch wichtigen Marke bis auf 11.976 Zähler erholt er sich leicht. Dank einer zumindest seitwärts stabil gerichteten Wall Street berappelt sich auch das deutsche Börsenbarometer und notiert 1 Prozent tiefer bei 11.993 Punkten.

Strategen sind nach dem Bruch dieser wichtigen Marke jedoch skeptisch und befürchten einen Fall auf 11.800 Punkte. Sollte diese Marke durchbrochen werden, drohe die von Technischen Analysten so gefürchtete Kopf-Schulter-Formation mit vierstelligen Kurszielen für den Index. Nachrichtlich setzt sich die Misere an den europäischen Aktienmärkten ohnehin ungebremst fort.

Zu den Belastungsfaktoren wie dem Handelsstreit China-USA, dem globalen Sprung der Zinsen nach oben und der Sorge über einen nicht mehr zu bewältigenden Schuldenberg in Italien gesellt sich nun auch die Zurückhaltung vor der beginnenden Berichtssaison. Sie startet bereits diese Woche mit den US-Großbanken. Für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,8 Prozent auf 3.317 Punkte nach unten.

Italiens Banken unter Druck

Unter Druck stehen besonders Technologieaktien aufgrund ihrer Zinsempfindlichkeit und Bankaktien aus Italien wegen der fortgesetzten Kursverluste bei Anleihen, die zuhauf in den Bankenportfolios liegen. Die Rendite der zehnjährigen italienischen Staatsanleihen steigt im Gegenzug um 10 Basispunkte auf 3,51 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland liegt sie bei 0,53 Prozent. Unter anderem fallen Ubi Banca und Mediobanca bis zu 4,6 Prozent und Unicredit um 4 Prozent. Auch die Commerzbank verliert 4,6 Prozent. Nur Santander in Madrid entziehen sich mit 1 Prozent Plus dem Ausverkauf.

Belastungsfaktor bleiben die Pläne für den italienischen Haushalt 2019. Damit geht Rom nicht nur auf Konfrontationskurs mit Brüssel, sondern droht auch die Ratingagenturen zu verärgern. Herunterstufungen der Bonität dürften den Druck auf die Anleihemärkte nach Einschätzung aus dem Handel noch verstärken.

Keine positive Reaktion auf US-Löhne und China

Sorgen macht Strategen vor allem, dass eine Entlastungsreaktion nach dem US-Arbeitsmarktbericht ausgeblieben ist. "Wenn auf gute Nachrichten nicht positiv reagiert wird, ist das ein schlechtes Zeichen und zeigt einen klaren Verkaufsüberhang", so ein Marktbeobachter. Obwohl die Stundenlöhne dort nicht stärker als befürchtet gestiegen waren, ging es weiter nach unten. Auch in China ging es trotz einer neuerlichen Lockerung der Geldpolitik an den dortigen Börsen nach der feiertagsbedingt handelsfreien Vorwoche massiv abwärts um fast 4 Prozent.

Die Maßnahme dürfte maßgeblich auch dem potenziell wachstumsbremsenden Handelsstreit geschuldet sein und insofern Sorgen Pekings widerspiegeln. In Deutschland fiel dazu die Produktion im produzierenden Gewerbe im August um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat. Dies kam überraschend und belastet die Stimmung für Aktien zusätzlich.

Technologieaktien werden weiter gemieden

Der Ausverkauf der Technologieaktien geht weiter. Die extrem hohen Aktienbewertungen geraten durch den Zinsanstieg massiv unter Druck. Chip-Aktien waren am Freitag Hauptverlierer an Wall Street mit 2,4 Prozent Minus und fallen am Montag erneut, wenn auch weniger stark. Hier wirken weiter Medienberichte der vergangenen Woche, laut denen chinesische Spionagechips in chinesischer IT-Hardware gefunden worden sein sollen. Dies könnte den US-Behörden einen Anlass für neue Einfuhrbeschränkungen liefern.

Technologieaktien in Europa fallen im Schnitt um 1,5 Prozent. STMicro verlieren 1,5 Prozent, Infineon 2,1 Prozent, Siltronic 4 Prozent, SAP 1,5 Prozent. Die Aktien des DAX-Neulings Wirecard brechen sogar um 12 Prozent ein. Händler betonen hier jedoch, dies seien nur Gewinnmitnahmen, denn die Aktie habe sich auch in weniger als zwei Jahren verfünffacht. Man habe sich mit dem Unternehmen eben die Volatilität eines TecDAX-Wertes in den DAX geholt.

Für Compugroup geht es um 1,6 Prozent nach unten. Hier belastet ein Interview von CEO Frank Gotthardt, der sich zurückhaltend zu Telematik-Infrastrukturprojekten geäußert und einen Umsatz im laufenden Jahr von nur 700 Millionen Euro angekündigt hat. Dies liege am unteren Ende der Spanne von 700 bis 730 Millionen Euro, heißt es im Handel.

DIC Asset erhöht den Ausblick

Nach Anhebung der Jahresziele werden DIC Asset als eine der wenigen Aktien um 1,4 Prozent höher gehandelt. Im Handel wird die Anhebung zwar begrüßt, grundsätzlich sei das Umfeld für Immobilienaktien wegen der anziehenden Marktzinsen allerdings angeschlagen. Im DAX erholen sich Vonovia um 0,8 Prozent.

Nach der Gewinnwarnung vom Freitag werden RWE weiter gemieden und verlieren 3 Prozent. Versorger könnten sich in Deutschland nicht mehr auf Rechtssicherheit bei ihren Investitionen verlassen, das erschwere die Schätzung künftiger Gewinne zusehends, so die Begründung.

Weiter unter Druck stehen auch die Autoaktien angesichts der noch ungeklärten Frage weiterer Diesel-Fahrverbote. Am Dienstag findet in Berlin eine mündliche Verhandlung dazu statt. Für die VW-Aktie geht es um 1,4 Prozent nach unten, BWM fallen 0,7 Prozent und Daimler um 1,2 Prozent.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.316,91 -0,85 -28,60 -5,34

Stoxx-50 3.006,81 -0,75 -22,86 -5,38

DAX 11.992,73 -0,98 -119,17 -7,16

MDAX 24.878,49 -1,57 -397,83 -5,05

TecDAX 2.667,86 -2,82 -77,28 5,49

SDAX 11.353,58 -1,92 -222,26 -4,49

FTSE 7.252,76 -0,90 -65,78 -4,80

CAC 5.306,23 -0,99 -53,13 -0,12

Bund-Future 158,02 0,45 1,17

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 9:07 Fr, 17:30 % YTD

EUR/USD 1,1482 -0,39% 1,1501 1,1510 -4,4%

EUR/JPY 129,97 -0,88% 130,85 130,85 -3,9%

EUR/CHF 1,1402 -0,26% 1,1402 1,1425 -2,6%

EUR/GBP 0,8788 +0,07% 0,8794 0,8793 -1,2%

USD/JPY 113,20 -0,50% 113,77 113,69 +0,5%

GBP/USD 1,3065 -0,46% 1,3079 1,3089 -3,3%

Bitcoin

BTC/USD 6.640,63 +0,3% 6.584,20 6.590,86 -51,4%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 Jahre -0,54 -0,51 0,07

Deutschland 10 Jahre 0,54 0,57 0,11

USA 2 Jahre 2,88 2,88 0,99 (5.10.)

USA 10 Jahre 3,23 3,23 0,82 (5.10.)

Japan 2 Jahre -0,12 -0,12 0,02 (5.10.)

Japan 10 Jahre 0,15 0,15 0,10 (5.10.)

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 73,94 74,34 -0,5% -0,40 +26,7%

Brent/ICE 83,95 84,16 -0,2% -0,21 +32,3%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.187,90 1.202,91 -1,2% -15,01 -8,8%

Silber (Spot) 14,33 14,65 -2,2% -0,32 -15,4%

Platin (Spot) 817,20 823,10 -0,7% -5,90 -12,1%

Kupfer-Future 2,78 2,76 +0,5% +0,01 -17,2%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mod/cln

(END) Dow Jones Newswires

October 08, 2018 10:28 ET (14:28 GMT)

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