17.02.2016 17:51:40

AKTIE IM FOKUS 2: RWE schockiert Aktionäre mit Dividendenstreichung

(neu: Schlusskurse, Kommentare von DZ Bank und Jefferies)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der kriselnde Versorger RWE hat seine Aktionäre am Mittwoch mit der angekündigten Aussetzung der Dividende für die im DAX notierten Stammaktien verschreckt. Eine Viertelstunde nach Börsenstart stürzten die Papiere mit der Bekanntgabe zur Dividende ab. Sie weiteten anschließend ihre Verluste aus und sabken gegen Mittag auf ihr Tagestief von 10,11 Euro. Zum Handelsende kosteten sie 10,335 Euro - ein Minus von 12,42 Prozent. Im Leitindex Dax, der um 2,65 Prozent zulegte, belegten sie damit weit abgeschlagen den letzten Platz.

Gerade in Zeiten, in denen Anleger angesichts von Minizinsen auf Sparbuch & Co zunehmend auf Dividendenpapiere setzen, kommen negative Nachrichten zur Ausschüttung alles andere als gut an. "Die Dividende fällt als Stütze für die RWE-Titel aus", schrieben die Analysten der WGZ Bank in einem Kommentar.

ESSENER KÄMMERER: 'ÜBERTRIFFT SCHLIMMSTE ALPTRÄUME'

Der Essener Kämmerer Lars Martin Klieve reagierte mit Entsetzen auf die RWE-Ankündigung: "Das übertrifft meine schlimmsten Alpträume." Für die Stadt fielen damit gut 18 Millionen Euro an Einnahmen weg. Essen ist als wichtiger RWE-Standort zugleich Großaktionär mit RWE-Stammaktien. Der Kämmerer war von den Plänen vorab nicht informiert worden. Die kommunalen Aktionäre würden sich über die neue Situation und ihre Reaktion darauf abstimmen. Am 3. März tagt der RWE-Aufsichtsrat, in dem die Kommunen vertreten sind. "Das wird kein gemütliches Kaffeetrinken", sagte Klieve.

Sein Kollege Guntram Pehlke, Stadtwerke-Chef in Dortmund und als solcher ebenfalls RWE-Großaktionär, schimpfte: "Unverschämtheit, das hätte man nicht entscheiden dürfen, ohne den Aufsichtsrat einzubinden."

'SENKUNG ERWARTET, ABER KEINE STREICHUNG'

Am Markt sei zwar damit gerechnet worden, dass die Vorjahresdividende von einem Euro gesenkt werde, sagte ein Händler. Die komplette Streichung sei aber eine negative Überraschung. Gerade Dividendenfonds - also Investmentfonds, die auf Unternehmen mit hohen Dividendenrenditen setzen - müssten sich nun von den RWE-Stammaktien trennen. Allerdings dürften viele bereits zuvor in Erwartung einer geringeren Ausschüttung ihre Positionen reduziert haben.

Die gestrichene Dividende und weitere Kostensenkungen seien jedoch vernünftige Maßnahmen, um den Problemen beim Versorger zu begegnen, kommentierte Analyst Werner Eisenmann von der DZ Bank. Sie zeigten aber auch, wie dramatisch sich das ohnehin schwierige Umfeld in der konventionellen Stromerzeugung insbesondere seit Jahresbeginn verschlechtert habe.

WOHL WEITERER GEWINNRÜCKGANG

RWE sieht auch bei der Geschäftsentwicklung in diesem Jahr vorerst kein Ende der Talfahrt. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) soll von 7 auf 5,2 bis 5,5 Milliarden Euro sinken. Das ist etwas weniger als von Analysten im Durchschnitt erwartet.

Wie der Konkurrent Eon leidet auch RWE seit geraumer Zeit unter den Folgen der Energiewende und fallenden Strompreisen. Als Reaktion auf die Krise des Konzerns will RWE das Zukunftsgeschäft mit erneuerbaren Energien, den Netzen und dem Vertrieb in eine neue Tochter abspalten und diese bis zum Jahresende an die Börse bringen. Das soll frisches Geld in die Kassen spülen.

VERHANDLUNGEN ÜBER KOSTEN FÜR ATOMAUSSTIEG IM BLICK

Die Krise spiegelt sich in der Kursentwicklung wieder: 2015 waren die RWE-Aktien mit einem Minus von mehr als 50 Prozent das Schlusslicht im Dax gewesen. Ende September war es bis auf fast 9 Euro nach unten gegangen und damit auf den tiefsten Stand seit mindestens Mitte der 1990er Jahre. Seither war immer wieder die Hoffnung auf eine Lösung mit Blick auf die Kosten für den Atomausstieg aufgekeimt. Für eine nachhaltige Kurserholung reichte es aber nicht.

Die Analysten der WGZ Bank bleiben aber zuversichtlich und rechnen mit positiven Ergebnissen aus den Verhandlungen zwischen der Branche und der Politik. Zudem dürfte der Konzernumbau mit dem Börsengang der Wachstumssparten erfolgreich verlaufen. Und von den Analysten von Jefferies hieß es: Falls die Debatte um die Konzernhaftung für die Entsorgung des Atommülls zu einem ausgewogenen Ergebnis führe, könnten die Aktien von RWE wieder deutlich anziehen./mis/das/ajx/he

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