Profitabilität leidet |
09.08.2023 23:11:00
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Nach Quartalszahlen: Tesla-Kritiker werden zunehmend pessimistischer
• Anleger schicken Tesla-Aktie abwärts
• Kritiker machen Herausforderungen aus
Tesla auf Rekordjagd
Am 19. Juli 2023 öffnete der US-amerikanische E-Autobauer Tesla nach Börsenschluss die Bücher zum abgelaufenen zweiten Quartal 2023. Rekorde erzielte der von Elon Musk geführte Konzern in den Bereichen Produktion und Auslieferung. Mit 24,927 Milliarden US-Dollar stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal (16,934 Milliarden US-Dollar) um 47 Prozent und kratzte dabei erstmals an der 25 Milliarden US-Dollar-Marke. Dennoch fiel das Umsatzwachstum schwächer aus als noch in den vorherigen Jahresvierteln. Und auch der Gewinn je Aktie fiel mit 0,91 US-Dollar zwar 20 Prozent höher aus als im zweiten Quartal 2022 mit 0,76 US-Dollar, im vierten Quartal 2022 betrug die Kennziffer jedoch noch 1,19 US-Dollar. Nichtsdestotrotz lag der NASDAQ-Konzern mit seinen Daten über den Erwartungen der Analysten.
Tesla verschreckt Anleger mit Quartalsbilanz
An der Börse wurde der Profitabilitätsdruck auf den E-Platzhirsch jedoch deutlich abgestraft: Um 9,74 Prozent auf 262,90 US-Dollar ging es in der NASDAQ-Sitzung am 20. Juli 2023 nach unten. Seitdem ging es zwar wieder leicht abwärts, auf zuletzt 251,45 US-Dollar (Schlusskurs vom 7. August 2023). Auf Jahressicht konnte die Tesla-Aktie außerdem bereits um 104,13 Prozent zulegen. Den Bilanz-Rückschlag dürften Anleger also gut wegstecken können.
Analyst hält Tesla für deutlich überbewertet
Die Veröffentlichung der jüngsten Quartalsergebnisse rief auch einige Tesla-Kritiker auf den Plan, wie das US-Magazin "Barron’s" berichtete. So bemängelte Christopher Rossbach, CIO des Anlageberaters J. Stern & Co., gegenüber dem Medium, dass die Tesla-Aktie deutlich überbewertet sei. So werde das Papier an der NASDAQ mit dem 56-fachen Wert der für 2024 geschätzten Gewinne gehandelt. Rossbach äußerte bereits in der Vergangenheit Bedenken über die Kursbewertung des Papiers. So lobte er 2021 laut "Trustnet" das Unternehmen als solches sowie Elon Musk als CEO. "Aber als Investoren müssen wir unsere Interessen und unseren Enthusiasmus für ein Unternehmen oder für einen charismatischen CEO wie Elon Musk von dem Investitionsfall trennen", so der Experte. "Ich denke, dass Tesla wirklich die Definition einer Blase ist."
Veraltetes Produktsortiment
Stephen Beck vom Beratungsunternehmen cg42 erklärte gegenüber Barron’s, dass Teslas Produktportfolio außerdem verbesserungswürdig sei. So sei die 2016 vorgestellte und seit 2017 erhältliche Mittelklasse-Limousine Model 3 mittlerweile veraltet und benötige dringend ein Upgrade. Seit dem Marktstart wurde das beliebte E-Auto zwar in mehreren weiteren Varianten vorgestellt, dies geht Beck aber offenbar nicht weit genug.
Darüber hinaus sei der Erfolg des Cybertrucks, Teslas eigenem elektronischem Pick-up, fraglich, da der Musk-Konzern mit dem neuesten Zuwachs auf einen umkämpften Markt dringe. Ob der Tesla-Pick-up sich durchsetzen kann, wird also die Zeit zeigen. Die ersten Exemplare werden Ende des Jahres ausgeliefert, bevor ab 2024 die Massenproduktion des Cybertrucks beginnen soll. Barron’s ergänzte außerdem, dass Tesla ein preisgünstiges Einstiegsmodell benötigen werde, um sich auch tatsächlich auf dem Massenmarkt durchzusetzen. Ein solches Budget-Fahrzeug wird für 2025 erwartet.
Schlechte Presse um Autopilot-Funktion belastet
Portfolio Guru-Gründungspartner Jim Collins sieht außerdem die zahlreichen Preisanpassungen, die Tesla mittlerweile vorgenommen hat, kritisch, wie er in einem Artikel für "RealMoney" festhielt. So begründete er die Preissenkungen der letzten Monate mit dem angeschlagenen Status der Weltwirtschaft, dem fortgeschrittenen Alter des Model 3 und Model Y, den hohen Produktionskapazitäten und der damit einhergehenden sinkenden Nachfrage, sowie einer nach wie vor vorherrschenden Skepsis der US-Verbraucher gegenüber E-Autos, die eine Gallup-Umfrage belegte. Darüber hinaus habe Tesla in Umfragen zur Qualität der Fahrzeuge zuletzt schlecht abgeschnitten. Rückrufaktionen, wie etwa beim Fahrerassistenzsystem Autopilot im vergangenen Jahr, schaden dem strapazierten Vertrauen der Konsumenten weiter, so der Stratege. Generell lasse die Autopilot-Funktion schon viel zu lange auf sich warten: Unternehmenschef Musk kündigte autonomes Fahren bereits seit Jahren an, verschob den Start dann aber immer wieder. Berichte über folgenschwere Unfälle mit Beta-Versionen der Fahrfunktion sorgen zusätzlich für einen schweren Stand. "Meiner Erfahrung nach ist Teslas Autopliot ADAS-Suite im besten Fall einigermaßen hilfreich (Spurerkennung, Notbremsung, Ausfahrten usw.) und im schlimmsten Fall sogar gefährlich", schoss Collins gegen Teslas Autopilot. "Nach meiner Erfahrung mit Teslas mit aktivierter Funktion ist Autolenkung auf Stadtstraßen höllisch fehlerhaft."
Tesla-Aktie trotz Herausforderungen ein Kauf?
Al Root von Barron’s, der dem Tesla-Papier im Gegensatz zu seinen Vorrednern aber positiv eingestellt ist, rechnet nicht mit einem weiteren Rückgang der Aktie. "Es kommt selten vor, dass Aktien fallen, weil jeder aufwacht und beschließt, seine Meinung massenhaft zu ändern", so der Redakteur. "Es muss schon etwas passieren, damit sich die Meinung ändert." Bereits zum Jahresbeginn verpasste Root der Tesla-Aktie eine Kaufempfehlung - trotz zahlreicher Herausforderungen. So gebe es einige Anzeichen für eine sinkende Nachfrage, auch sei das Verhalten von CEO Musk, vor allem im Zuge der Twitter-Übernahme, kritisch zu sehen. Trotzdem müsse man sich als Anleger darauf konzentrieren, dass Tesla nun mal der weltweit führende Hersteller von Elektroautos sei und damit einen starken Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Autoherstellern habe. "Wir sind standardmäßig 12 Monate lang optimistisch, es sei denn, es ändert sich etwas Wesentliches", bekräftigte Root nun Ende Juli. "Es hat sich nichts Wesentliches geändert. Vorerst lassen wir die Aktie, die zu den volatilsten auf dem Markt gehört, ihr Ding machen."
Redaktion finanzen.at
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