11.06.2014 15:36:33

MÄRKTE USA/Weltbank liefert Verkaufsargument für Aktien

   Von Florian Faust

   Eine pessimistischere Prognose der Weltbank sorgt am Mittwoch für Abgabebereitschaft an der Wall Street. Zur Handelseröffnung dürften die Kurse daher nachgeben. Angesichts der noch immer in der Nähe ihrer Allzeithochs stehenden Indizes reagieren Anleger besonders empfindlich auf schlechte Nachrichten. Und diese liefert die Weltbank, die ihre Schätzung für das diesjährige Weltwirtschaftswachstum auf 2,8 Prozent gesenkt hat. Im Januar hatte sie noch mit 3,2 Prozent gerechnet. Die Kürzung geht zu einem guten Teil auf das Konto des harten Winters in den USA und des Ukraine-Konflikts. Allerdings heißt es in der Studie auch, dass vor allem die Schwellenländer unter mangelnder Reformbereitschaft leiden dürften. Speziell für China sieht die Weltbank die Gefahr einer "harten Landung".

   Bereits am Vortag war die Rally mit weitgehend stagnierenden Kursen ausgelaufen. Nun könnte es deutlicher talwärts gehen, zumal auch in Europa Abgaben dominieren. Rund 30 Minuten vor der Startglocke verlieren die Terminkontrakte auf S&P-500 und Nasdaq-100 jeweils 0,5 Prozent. Damit deuten sich Eröffnungsverluste an, die nicht ganz das Ausmaß der europäischen Börsen erreichen dürften, weil dort gleich mehrere Gewinnwarnungen zusätzlich für Abgabedruck sorgen. Etwas gebremst wird die Abgabeneigung, da die Weltbank ihre Wachstumsprognose von 3,4 Prozent für 2015 bestätigt hat.

   "Die Warnung der Weltbank stellt den grundlegenden Belastungsfaktor", sagt Marktstratege Peter Cardillo von Rockwell Global Capital. Die Schlagzeile liefere Anlegern eine willkommene Ausrede, um aufgelaufene Gewinne am Aktienmarkt zu realisieren. Er hält es nicht für unwahrscheinlich, dass sich die Verluste im Sitzungsverlauf noch ausweiten. Es gebe aktuell wenig Gründe zum Kauf von Aktien, zumal es durch das Fehlen von Konjunkturdaten an Impulsen mangele.

   Am US-Rentenmarkt steigen die Notierungen dank der Weltbankprognose, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fällt dadurch um einen Basispunkt auf 2,63 Prozent.

   Anleger am Rohstoffmarkt warten auf die im Tagesverlauf anstehenden wöchentlichen US-Lagerbestandsdaten für Rohöl. Im Vorfeld steigt der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI auf 104,51 US-Dollar nach einem Vortagesschluss von 104,35. Das Erdölkartell OPEC will sein Förderziel unangetastet lassen.

   Etwas mehr Bewegung zeigt der Goldpreis. Die Feinunze verteuert sich auf 1.264 US-Dollar, nachdem am Vorabend nur 1.260 Dollar bezahlt wurden.

   Neben Gold zieht auch der japanische Yen zu Dollar und Euro an und unterstreicht somit die sinkende Risikobereitschaft unter Investoren. Gold und Yen zählen zu den vermeintlich sicheren Anlagehäfen. Nicht ganz ins Bild passt der Wechselkurs des Euro, der zum US-Dollar auf 1,3547 und damit wieder auf das im späten US-Handel des Vortages gesehene Niveau zulegt - nach einem Tagestief von 1,3521 Dollar.

   Am Aktienmarkt sinken Delta Air Lines belastet von der Lufthansa-Gewinnwarnung vorbörslich um 1,3 Prozent. Auch andere Luftfahrtwerte neigen zur Schwäche.

   Die EU will die Steuerpraxis multinationaler Konzerne wie Apple und Starbucks unter die Lupe nehmen. Die Titel verlieren 0,6 bzw. 0,8 Prozent. Die Großbank Morgan Stanley streicht laut Wall Street Journal wegen einer schwachen Marktentwicklung Stellen, die Aktie büßt 1,2 Prozent ein.

   Synaptics schießen um 18 Prozent in die Höhe, neben einem Zukauf verkündete der Elektronikkomponentenhersteller eine Anhebung des Umsatzausblicks. Orexigen Therapeutics brechen dagegen um 10 Prozent ein, die US-Gesundheitsbehörde FDA äußerte sich kritisch zu einem Medikamentenkandidaten zur Gewichtsabnahme.

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