18.07.2017 16:35:04

MÄRKTE EUROPA/Starker Euro und schwache US-Bankenzahlen belasten

   Von Manuel Priego Thimmel

   FRANKFURT (Dow Jones)--Ein weiter anziehender Euro sowie enttäuschend aufgenommene Geschäftszahlen von US-Großbanken setzen Europas Börsen am Dienstagnachmittag zu. Der Euro notiert in der Zwischenzeit bei 1,1575 Dollar und - sollte sich der Ausbruch über die Marke von 1,1500 Dollar bestätigen - hat nun charttechnisches Aufwärtspotenzial bis 1,18 Dollar. "Den Euro-Sprung über 1,15 Dollar hatte niemand auf dem Radarschirm", sagt ein Händler. Umso spannender wird nun die EZB-Sitzung am Donnerstag. Es stellt sich die Frage, ob EZB-Präsident Mario Draghi versuchen wird, den Euro wieder einzufangen.

   Der Dax verliert 1,3 Prozent auf 12.422 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,1 Prozent auf 3.478 nach unten. Die Politik der Notenbanken, eine etwas langsamere Gangart der Fed auf dem Zinserhöhungspfad sowie ein erwartetes schrittweises Zurückfahren der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, aber auch der steigende Machtverlust von US-Präsidenten Donald Trump im US-Senat sind die Argumente, die für einen schwächeren Dollar sprechen.

Dollarskepsis steigt

Nach Einschätzung der Commerzbank war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Euro die Marke von 1,15 Dollar knacken würde. Schließlich habe das Wechselkurspaar schon eine ganze Weile mit dieser Marke geflirtet, so Devisenanalystin Esther Reichelt. Letztendlich habe dann doch ein nahezu nichtiger Grund ausgereicht, um den Euro über dieses Niveau zu hieven: Zwei weitere Senatoren kündigten an, gegen die US-Gesundheitsreform zu stimmen, die damit keine Mehrheit im Senat hätte.

   Offensichtlich hätten immer noch einige Marktteilnehmer darauf gehofft, dass die Gesundheitsreform eventuell doch noch vor der Sommerpause durch den Senat gehe und damit die große Wende im US-Reformstau einläute. Diese Hoffnungen lägen erst einmal auf Eis. Doch da befänden sich die Hoffnungen auf einen größeren Konjunkturschub aus Washington schon länger. Die recht heftige Dollar-Reaktion spiegele dementsprechend auch eine gegenwärtig am Markt vorherrschende, grundlegende Dollar-Skepsis wider, urteilt Reichelt.

US-Banken enttäuschen weiter

Nicht hilfreich für die Gesamtmärkte sind die fortgesetzten Enttäuschungen aus dem US-Bankensektor. Bei Bank of America fiel der Gewinn je Aktie mit 46 US-Cent zwar über den erwarteten 43 US-Cent aus. Allerdings stören sich die Investoren an der Nettozinsmarge. Diese ist auf 2,34 Prozent gefallen, die Erwartung lag bei 2,39 Prozent. Bei Goldman Sachs ist derweil das Fixed-Income-Geschäft eingebrochen. Hier beliefen sich die Einnahmen auf 1,16 Milliarden Dollar, im Handel heißt es allerdings, dass die Erwartung bei 1,47 Milliarden Dollar gelegen habe. Der europäische Bankensektor gibt 1,4 Prozent nach.

   Auch in Europa kommt die Berichtssaison langsam in Fahrt. Die Deutsche Lufthansa hat ihren operativen Gewinn im ersten Halbjahr fast verdoppelt und die Jahresprognose für das bereinigte EBIT angehoben. Der Umsatz stieg in den ersten sechs Monaten des Jahres um gut 2 Milliarden auf 17 Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern sprang auf 1,04 Milliarden Euro nach 529 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

   Die Analysten der Commerzbank verweisen darauf, dass die Geschäftszahlen zwar hervorragend seien, der Markt jedoch eine erhöhte Gewinnprognose schon eingepreist habe. Zudem gebe es Anzeichen für ein schwächeres Momentum im zweiten Halbjahr: "Der Ausblick für das zweite Halbjahr impliziert 'nur' ein adjustiertes EBIT rund 100 Millionen Euro über dem Vorjahr", so die Commerzbank-Analysten. Die Analysten von Mainfirst zeigen sich zudem enttäuscht von der Preisentwicklung. Lufthansa geben 1,6 Prozent nach.

   Auch Software AG wird nach einem guten zweiten Quartal zuversichtlicher. Der TecDAX-Konzern erhöhte über Nacht den Jahresausblick für die operative Marge. Das Unternehmen verwies auf die starke Projektpipeline und die gute Profitabilität in der abgelaufenen Berichtsperiode, die dem margenstarken Wartungsgeschäft im Digitalbereich zu verdanken war. Die Aktie kann sich gegen den schwachen Gesamtmarkt behaupten und gewinnt 1,8 Prozent.

Novartis bestätigt nach gutem Quartal Ausblick

Der schweizerische Pharmakonzern Novartis hat im zweiten Quartal 2017 von höheren Veräußerungsgewinnen und geringeren Abschreibungen profitiert und bekräftigt die Jahresprognose. Der Reingewinn legte um 10 Prozent zu. Der Kernreingewinn, der um Sonderposten und Wertberichtigungen bereinigt ist, verbuchte ein Minus von 2 Prozent in Dollar und auf Basis konstanter Wechselkurse ein Plus von 1 Prozent. Für die Aktie geht es in Zürich um 0,6 Prozent nach oben.

   Dagegen kommen die Geschäftszahlen von Ericsson nicht gut an, die Aktie bricht um 14 Prozent ein. Im Handel wird auf den unerwartet hohen Verlust des Netzwerkausrüsters verwiesen. Dieser sei im zweiten Quartal mit 1 Milliarde schwedischen Kronen doppelt so hoch wie von Analysten ohnehin befürchtet ausgefallen. Zudem kam die Bruttomarge deutlich zurück.

   "Die Gewinne liegen heftig unter den Erwartungen", sagt ein Händler zu den Geschäftszahlen von K+S-Wettbewerber Yara. Das adjustierte EBITDA im zweiten Quartal rangiert 27 Prozent unter dem Vorjahreswert. Yara selbst führt die schwache Entwicklung darauf zurück, dass der Düngemittelkonzern in die Zange genommen werde von steigenden Energiepreisen bei gleichzeitigem Druck auf die Preise der Absatzprodukte. Für die Yara-Aktie geht es um 3,3 Prozent nach unten, K+S geben 2,7 Prozent nach.

   Zalando werden mit 8,7 Prozent Verlust abgestraft, nachdem der Onlinehändler sowohl die Gewinn- als auch die Umsatzprognose verfehlt hat.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.478,41 -1,08 -37,94 5,71 Stoxx-50 3.129,42 -1,11 -35,11 3,95 DAX 12.422,25 -1,31 -164,91 8,20 MDAX 24.860,52 -1,10 -275,70 12,04 TecDAX 2.283,98 -1,02 -23,59 26,07 SDAX 11.099,08 -0,85 -95,37 16,59 FTSE 7.384,22 -0,27 -19,91 3,38 CAC 5.178,75 -0,98 -51,42 6,51

Bund-Future 161,63 0,24 -0,72

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 7.35 Uhr Mo, 17.10 Uhr % YTD EUR/USD 1,1580 +0,42% 1,1531 1,1475 +10,1% EUR/JPY 129,66 +0,33% 129,23 129,41 +5,5% EUR/CHF 1,1036 -0,26% 1,1064 1,1046 +3,0% EUR/GBP 0,8886 +0,95% 0,8802 1,1387 +4,3% USD/JPY 111,95 -0,13% 112,09 112,79 -4,2% GBP/USD 1,3033 -0,51% 1,3099 1,3066 +5,6%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 46,52 46,02 +1,1% 0,50 -18,2% Brent/ICE 49,17 48,42 +1,5% 0,75 -16,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.241,09 1.234,40 +0,5% +6,69 +7,8% Silber (Spot) 16,25 16,12 +0,8% +0,13 +2,0% Platin (Spot) 927,20 925,50 +0,2% +1,70 +2,6% Kupfer-Future 2,72 2,72 +0,0% +0,00 +7,9% === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

   DJG/mpt/cln

   (END) Dow Jones Newswires

   July 18, 2017 10:02 ET (14:02 GMT)

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