10.05.2022 16:01:43
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MÄRKTE EUROPA/Sehr fest - Erholung gewinnt an Breite
Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten ist der Abschwung erst einmal gestoppt: Am Dienstagnachmittag gewinnt die Erholung zunehmend an Breite. Mittlerweile liegen alle großen Stoxx-Branchenindizes deutlich im Plus. Der Euro-Stoxx-50 gewinnt 2,3 Prozent auf 3.606 Punkte und steht nahe seinem Tageshoch, wie auch der DAX. Dieser steigt um 2,4 Prozent auf 13.700 Punkte. "Die Anlegerstimmung ist bereits extrem negativ", so ein Marktteilnehmer mit Blick auf das jüngst erneute Minus von fast 1.000 Punkten innerhalb nur weniger Handelstage im DAX. Dass Lieferengpässe, Inflation und steigende Zinsen das Marktumfeld rapide verschlechterten, sei bekannt. An solchen Punkten genüge es oft schon, wenn Signale kämen, dass sich die Situation nicht weiter verschärfe.
Zuletzt habe der Markt eine dynamische und anhaltende Zuspitzung der Probleme eingepreist. Sollten diese nicht eintreten, könne es auch mal zu einer längeren Gegenbewegung kommen. So setzt die US-Notenbank darauf, dass sie trotz der Zinswende eine Rezession vermeiden und ein so genanntes Soft Landing erreichen kann. Allerdings, so CMC, stehe ein finaler Ausverkauf an der US-Technologie-Börse Nasdaq noch aus.
Gestützt wird die Stimmung auch von den deutlich fallenden Öl- und Gaspreisen. Der Gaspreis setzt die Abwärtsbewegung fort. Aktuell verbilligt er sich um 1,5 Prozent auf 92,30 Dollar pro Megawattstunde. Am Donnerstag der Vorwoche lag der Preis im Hoch noch bei rund 110 Dollar. Zum Vergleich: Vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine kostete es noch 80 bis 85 Dollar, ehe der Preis dann Anfang März bis auf rund 200 Dollar regelrecht explodierte. Die fallenden Energiepreise stützen auch den Anleihenmarkt, dort geben die Renditen der Langläufer wieder etwas nach.
Angesichts der herrschenden ausgeprägten Unsicherheiten dürften die Schwankungen an den Aktienmärkten aber hoch und die Lage fragil bleiben. Besonders problematisch ist aus Marktsicht, dass die jahrelang herrschende Unterstützung der Börsen durch die Liquiditätsspritzen der Zentralbanken wegzufallen droht, die Märkte also ohne den sogenannten Fed-Put auskommen müssen. Eine zunehmende Zahl an Marktteilnehmern hat zudem Zweifel, dass es der US-Notenbank gelingen wird, im Kampf gegen die Inflation gleichzeitig eine weiche Landung der US-Wirtschaft zu gewährleisten.
Für Thomas Altmann, Portfolio-Manager bei QC-Partners, ist nun die Stunde der Schnäppchenjäger gekommen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis im DAX sei nun so günstig wie zuletzt 2018. Diejenigen, die aktuell den Mut aufbrächten, Aktien zu kaufen, hätten damit ein ganz starkes Kaufargument.
Im DAX erholen sich BASF, Covestro, Siemens, und Henkel um mehr als 4 Prozent. Stärkster Titel sind allerdings Bayer, die um gut 5 Prozent steigen.
Bayer übertrifft Erwartungen
Bayer hat zum Jahresauftakt von einem starken Agrargeschäft profitiert. Der bereinigte operative Gewinn kletterte um 27,5 Prozent auf 5,25 Milliarden Euro und übertraf die Markterwartungen deutlich. Getrieben wurde das Ergebnis von erheblichen Preis- und Absatzsteigerungen bei Crop Science, vor allem im Geschäft mit Unkrautvernichtern.
Als "okay" stufen die Citi-Analysten die April-Bestellungen wie auch die Auslieferungen bei Airbus (+2,1%) ein, wenn man die Knappheit bei Triebwerken in betracht ziehe. Alles in allem liege die Auslieferung mit 48 Flugzeugen zwar unterhalb des Jahrestrends, allerdings sei hier die traditionell starke Auslieferung im Dezember zu beachten.
Munich Re verdient mehr und bestätigt Gewinnprognose
Munich Re (+2,2%) hat den Gewinn im ersten Quartal trotz Belastungen durch Unwetter, die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg gesteigert. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr bestätigte der DAX-Konzern, der nun ein etwas stärkeres Prämienwachstum erwartet. Der Nettogewinn des Rückversicherers stieg auf 608 von 589 Millionen Euro. Analysten hatten in einem vom Unternehmen selbst veröffentlichten Konsens 597 Millionen Euro prognostiziert.
Die Erstquartalszahlen von Siltronic (+4,1%) sind besser als erwartet ausgefallen. Der Umsatz liegt mit 417 Millionen Euro über der Konsensschätzung, die laut der UBS bei 405 Millionen lag. Das EBITDA blieb mit 186 Millionen Euro noch deutlicher über der Schätzung von 134 Millionen.
Der Autozulieferer Schaeffler hat zwar im ersten Quartal trotz Umsatzplus weniger verdient, die Akte legt dennoch deutlich zu um 4,3 Prozent. Die Erstquartalszahlen lagen insgesamt deutlich über den Prognosen. Für Fraport geht es dagegen um 3,5 Prozent nach unten. Der Flughafenbetreiber hat den Verlust wegen Russland-Abschreibungen ausgeweitet, die Jahresprognose aber bestätigt.
In der vierten Reihe bricht der Kurs von Corestate Capital um 41 Prozent ein. Der Immobilien-Investmentmanager hat vor einem rückläufigen Transaktionsgeschäft und Zurückhaltung bei den Kunden gewarnt und die Prognose für 2022 zurückgezogen. Schwer wiegen daneben Schwierigkeiten bei der Refinanzierung einer Wandelschuldverschreibung und einer Anleihe.
Kurse der Online-Apotheken knicken ein - Gematik-Beschluss vertagt
Die Aktienkurse der Online-Apotheken knicken ein. Im Handel wird auf einen Bericht im Fachblatt Apotheke Adhoc verwiesen, wonach bei der Gesellschafterversammlung der Gematik am Vortag entgegen der Erwartung keine Entscheidung über die flächendeckende Einführung des E-Rezepts getroffen worden sei. Die Entscheidung sei vielmehr vertagt worden mit dem Verweis auf terminliche Gründe und ohne weitere Details. An den Börsen wird die Nachricht mit Enttäuschung aufgenommen. Analysten hatten sich im Vorfeld des Treffens noch optimistisch geäußert. Shop Apotheke verlieren 18 Prozent und Zur Rose 15 Prozent. In dem Bericht heißt es unter anderem auch, dass als Alternative zur Gematik-App oder ausgedrucktem QR-Code die Nutzung des E-Rezepts mit Hilfe der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) vorgesehen sei. Gegen diese Variante liefen die Versandapotheken aber Sturm, weil sie von den E-Rezepten dann weitestgehend abgeschnitten wären.
Swedish Match haussieren mit Kaufinteresse von Philip Morris
Für Swedish Match geht es um 25 Prozent nach oben. Auslöser ist ein Bericht im Wall Street Journal, dass sich der US-Tabakkonzern Philip Morris in fortgeschrittenen Gesprächen über die Übernahme von Swedish Match befinden soll. Die Transaktion könne einen Wert von etwa 15 Milliarden Dollar oder mehr haben und das Engagement des Tabakriesen auf dem schnell wachsenden Markt für rauchfreie Marken stärken.
Die Analysten von Jefferies stufen einen solchen Schritt als strategisch sinnvoll ein. Philip Morris würde damit eine führende Position bei rauchfreien Zigaretten in Europa einnehmen und den Vertrieb in den USA starten. Die Analysten schließen nicht aus, dass es zu einem Bieterwettkampf kommen könnte und nennen Japan Tobacco als weiteren Interessenten.
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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 3.606,43 +2,3% 79,57 -16,1%
Stoxx-50 3.547,00 +1,8% 63,54 -7,1%
DAX 13.700,22 +2,4% 319,55 -13,8%
MDAX 28.294,34 +1,7% 478,90 -19,4%
TecDAX 2.954,02 +1,8% 53,58 -24,7%
SDAX 12.924,38 +1,1% 138,88 -21,3%
FTSE 7.307,93 +1,3% 91,35 -2,3%
CAC 6.201,39 +1,9% 115,37 -13,3%
Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD
Dt. Zehnjahresrendite 1,01 -0,08 +1,19
US-Zehnjahresrendite 2,98 -0,06 +1,47
DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:29 Mo,17:32 % YTD
EUR/USD 1,0549 -0,1% 1,0567 1,0535 -7,2%
EUR/JPY 137,25 -0,3% 137,77 137,21 +4,9%
EUR/CHF 1,0466 -0,2% 1,0481 1,0476 +0,9%
EUR/GBP 0,8557 -0,1% 0,8553 0,8555 +1,8%
USD/JPY 130,09 -0,2% 130,36 130,24 +13,0%
GBP/USD 1,2327 -0,0% 1,2357 1,2314 -8,9%
USD/CNH (Offshore) 6,7484 -0,1% 6,7293 6,7631 +6,2%
Bitcoin
BTC/USD 31.787,11 +3,0% 32.507,39 32.162,66 -31,2%
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 102,69 103,09 -0,4% -0,40 +40,0%
Brent/ICE 105,51 105,94 -0,4% -0,43 +38,9%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.856,94 1.854,18 +0,1% +2,76 +1,5%
Silber (Spot) 21,89 21,81 +0,3% +0,08 -6,1%
Platin (Spot) 983,80 959,88 +2,5% +23,93 +1,4%
Kupfer-Future 4,21 4,19 +0,4% +0,02 -5,5%
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/hru/flf
(END) Dow Jones Newswires
May 10, 2022 10:02 ET (14:02 GMT)
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