27.10.2014 18:51:33

MÄRKTE EUROPA/Schwacher ifo-Index verdirbt die Stimmung

   Von Thomas Leppert

   Die Euphorie über den Ausgang des Stresstests hat zum Wochenstart nicht lange angehalten. Schnell drehten die Aktienmärkte in Europa ins Minus und erholten sich im Tagesverlauf kaum mehr. Den Auslöser für den Absturz lieferte der ifo-Geschäftsklimaindex aus Deutschland. Dieser deutete an, dass der Konjunkturlokomotive Europas der Dampf ausgeht. "Die hohe Volatilität an den Börsen wird uns die kommenden Tage noch begleiten", erwartete ein Händler mit Blick auf die Fed-Sitzung am Mittwoch. Der Dax gab um 0,9 Prozent auf 8.903 Punkte nach - im Tageshoch hatte der Index bei 9.086 Zählern notiert. Der Euro-Stoxx-50 verlor 1,0 Prozent auf 2.999 Punkte.

   In der deutschen Wirtschaft trübt sich die Stimmung zusehends ein. Nach dem guten deutschen Einkaufsmanagerindex in der Vorwoche hatten einige Anleger auch beim ifo auf eine positive Überraschungen gesetzt. Der ifo-Geschäftsklimaindex fiel dagegen stärker als befürchtet und damit bereits den sechsten Monat in Folge. Wer an der Börse auf ein Zeichen der Besserung gehofft hatte, wurde enttäuscht und verkaufte Aktien.

   Die internationalen Investoren schauen angespannt auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Die Furcht ist groß, dass die konjunkturelle Erholung in der Eurozone ins Stocken kommt, wenn die größte Volkswirtschaft kaum noch wächst. Die enttäuschenden ifo-Zahlen gaben der Debatte um die Wirtschaftseintrübung in Deutschland neue Nahrung.

   "Die Konjunktur in Deutschland wird von mehreren Seiten ausgebremst", klagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. "Vor allem internationale Krisen schlagen auf das Wachstum durch." Der DIHK senkte am Vormittag seine Wachstumsprognose für 2014 auf 1,3 von bisher 1,5 Prozent und erwartete für 2015 eine Zunahme des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP) um nur noch 0,8 Prozent.

   Aber auch die Entwicklung in Brasilien sorgte für Verunsicherung unter Investoren. Die Wahlen am Wochenende hatten die linksgerichtete brasilianische Staatschefin Dilma Rousseff im Amt bestätigt. Sie besiegte ihren wirtschaftsnahen und von der Börse favorisierten Herausforderer Aecio Neves in einer Stichwahl denkbar knapp. Der brasilianische Börsenindex Ibovespa brach um rund 3 Prozent ein, der brasilianische Real verlor gegenüber dem US-Dollar gut 2 Prozent an Wert, weil Anleger eine weitere Abschwächung der Konjunktur fürchteten.

   Neben dem ifo-Index war das Ergebnis des Stresstests der Banken in der Eurozone das zentrale Thema an der Börse. Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde hatte die vergangenen Monate unter anderem geprüft, wie sich Europas systemrelevante Banken unter schwierigen konjunkturellen Bedingungen und im Falle eines neuerlichen Einbruchs des Wohnimmobilienmarktes schlagen würden. Keine der europäischen Großbanken fiel durch den Stresstest. Banken, die es bei solch einem Rezessionsszenario nicht auf eine harte Kernkapitalquote von mindestens 5,5 Prozent gebracht hatten, müssen Kapital nachschießen.

   Zu ihnen gehört die italienische Banca Monte dei Paschi di Siena. Der Stresstest bei der Krisenbank förderte eine Kapitallücke von 2,1 Milliarden Euro zutage - das war mehr als bei jeder anderen geprüften Bank. Die Anleger reagierten geschockt, die Aktie war in Mailand mehrmals vom Handel ausgesetzt und brach um 21,5 Prozent ein.

   Zu den Gewinnern gehörten die österreichischen Banken mit ihrem großen Engagement in Osteuropa, ihnen wurde eine ausreichende Kapitalausstattung attestiert. Die Aktien der Erste Bank Group und Raiffeisen Bank International legten um 3,5 bzw. 2,1 Prozent zu. Im DAX reagierte die Commerzbank-Aktie zunächst mit Gewinnen auf den Test, schloss am Abend allerdings wenig verändert. Mit Abschlägen von 1,7 Prozent stellte der Bankensektor das Schlusslicht im Branchenvergleich.

   Insgesamt 25 der 130 getesteten Kreditinstitute bestanden den Test nicht. Das Kapitalloch im Sektor wurde mit 25 Milliarden Euro angegeben. Wie die Societe Generale anmerkte, bezog sich diese Zahl aber auf die Bilanzen Ende 2013. In der Zwischenzeit hätten sich viele Kreditinstitute bereits an den Märkten Kapital besorgt, so dass der eigentliche Kapitalbedarf gerade einmal bei rund 10 Milliarden Euro liege.

   Im DAX gaben BASF um 3,1 Prozent nach. Eine ganze Reihe von Analysten äußerte sich nach den Quartalszahlen vom Freitag negativ. Unter anderem senkten Credit Suisse, Bank of America-Merrill Lynch, Citigroup und Deutsche Bank die Kursziele. Der enttäuschende Ifo-Index war zudem für konjunktursensible Titel nicht hilfreich. So litten besonders die Aktien der zyklischen Automobilhersteller: VW schlossen 1,3 Prozent und BMW 1,2 Prozent im Minus.

   Europäische Schlussstände von Montag, den 27. Oktober 2014:

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit ---------------------------------------------------------------Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 2.998,84 -31,53 -1,0% -3,5% Stoxx-50 2.900,27 -19,28 -0,7% -0,7% Stoxx-600 325,10 -2,07 -0,6% -1,0% XETRA-DAX 8.902,61 -85,19 -0,9% -6,8% FTSE-100 London 6.363,46 -25,27 -0,4% -5,7% CAC-40 Paris 4.096,74 -32,16 -0,8% -4,6% AEX Amsterdam 395,05 -1,07 -0,3% -1,7% ATHEX-20 Athen 313,58 -11,09 -3,4% -18,5% BEL-20 Bruessel 3.062,63 -15,18 -0,5% +4,7% BUX Budapest 17.129,75 -168,49 -1,0% -7,7% OMXH-25 Helsinki 2.832,08 -8,61 -0,3% -0,1% ISE NAT. 30 Istanbul 97.117,18 -261,55 -0,3% +17,8% OMXC-20 Kopenhagen 735,99 +2,01 +0,3% +19,6% PSI 20 Lissabon 5.172,46 -44,26 -0,9% -21,8% IBEX-35 Madrid 10.195,20 -144,10 -1,4% +2,8% FTSE-MIB Mailand 19.028,67 -467,01 -2,4% +0,3% RTS Moskau 1.039,50 +2,82 +0,3% -27,9% OBX Oslo 522,18 -1,89 -0,4% +3,7% PX Prag 964,88 +14,71 +1,5% -2,4% OMXS-30 Stockholm 1.360,33 +1,75 +0,1% +2,1% WIG-20 Warschau 2.437,72 +11,52 +0,5% +1,5% ATX Wien 2.166,27 +5,77 +0,3% -14,9% SMI Zuerich 8.520,48 -11,61 -0,1% +3,9%

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 9.45 Uhr Fr, 17.35 Uhr EUR/USD 1,2716 0,16% 1,2696 1,2673 EUR/JPY 136,86 -0,11% 137,01 137,00 EUR/CHF 1,2053 -0,10% 1,2066 1,2059 USD/JPY 107,63 -0,27% 107,92 108,10 GBP/USD 1,6131 0,18% 1,6101 1,6085 === Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

   DJG/thl/flf

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   October 27, 2014 13:21 ET (17:21 GMT)

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