02.12.2014 11:16:34

MÄRKTE EUROPA/DAX über 10.000 Punkte - Salzgitter-Kurs bricht ein

   Von Manuel Priego Thimmel

   Der Dax hat am Dienstag im frühen Handel erstmals seit Juli wieder den Sprung über die 10.000er-Marke geschafft. Deutliche Kursgewinne an der Börse in Schanghai stützen die Stimmung. Dort trieb die Spekulationen über weitere Lockerungsmaßnahmen durch die chinesische Notenbank die Kurse. Für den DAX geht es um 0,5 Prozent auf 10.012 Punkte nach oben. Im Handel schließt man einen Test des Allzeithochs von 10.050 Punkten im weiteren Tagesverlauf nicht aus. Der Euro-Stoxx-50 gewinnt 0,7 Prozent auf 3.256 Punkte.

   Die eher falkenhaften Töne des Präsidenten der Federal Reserve von New York, William Dudley vom Vorabend belasten offenbar nicht. Laut Dudley wäre es vernünftig, die US-Zinsen erstmalig Mitte 2015 anzuheben. Zugleich schloss Dudley aber ein aggressiveres Vorgehen der US-Notenbank nicht aus.

   Aufwärts geht es vor allem bei Aktien aus dem Rohstoff- und dem Öl- und Gassektor, nachdem der Ölpreis seit dem Xetra-Schluss am Montag um weitere 1,2 Prozent zugelegt hat. Vo seinem Vortagestief gerechnet entspricht das einem Anstieg von über 7 Prozent. Die entsprechenden Sub-Indizes gewinnen 1,7 bzw. 2,2 Prozent.

   "Nach dem Ausverkauf der vergangenen Monate und verstärkt in den letzten Tagen sind die Bewertungen für Schnäppchenjäger offensichtlich wieder attraktiv", sagt ein Händler. In dieses Bild passe die Hochstufung von BHP Billiton durch die Citigroup, die vor allem mit dem jüngsten Kursrutsch der Aktie begründet werde. BHP Billiton gewinnen über 3 Prozent, gefolgt von Total, BG Group und Royal Dutch.

   Gegen den freundlichen Trend drückt am deutschen Aktienmarkt die Unsicherheit über die South-Stream-Pipeline stark auf den Salzgitter-Kurs. Er verliert 7,6 Prozent. Russlands Präsident Putin hatte am Montagabend mitgeteilt, dass Russland die geplante Erdgas-Pipeline anstatt nach Europa nun in die Türkei bauen wird und begründete dies mit dem Widerstand der Europäischen Union. Wie Händler anmerken, hat Salzgitter über die Tochter Europipe bereits Aufträge für Röhren für das South-Stream-Projekt erhalten. Die Analysten von KeplerCheuvreux haben auf die Meldungslage bereits reagiert und die Salzgitter-Aktie auf "Halten" heruntergestuft. Die Aktie von voestalpine, ebenfalls en Röhrenlieferant, gibt um 1,7 Prozent nach.

   In der zweiten und dritten Reihe am deutschen Aktienmarkt sorgt eine "faustdicke Überraschung" für Kursbewegungen. Wider Erwarten wird am 4. Dezember die Aktie von Jungheinrich in den MDAX aufrücken, obwohl Index-Analysten auf Zalando als Nachrücker für Sky Deutschland gesetzt hatten. Laut der Rangliste vom 30. November lag Zalando nach Marktkapitalisierung und Börsenumsatz nämlich vor Jungheinrich. Für das Zalando-Papier geht es um 2,9 Prozent nach unten, Jungheinrich ziehen dagegen um 1,2 Prozent an.

   Der Kurs von SMA Solar bricht um 17,6 Prozent ein. Händler sprechen von einer weiteren Hiobsbotschaft nach einer Umsatz- und Gewinnwarnung. Erst vor einem Monat hatte SMA seinen im Sommer gesenkten Ausblick noch bestätigt. Der Konzern begründete die Senkung mit einer nochmals schwächeren Nachfrage im Distributionsgeschäft in Europa und mit Projektverschiebungen in Großbritannien, sowie Sondereffekten.

   Am Devisenmarkt notiert das Euro/Dollar-Paar wenig verändert bei 1,2440. Nach Einschätzung der Commerzbank überwiegen die Abwärtsrisiken für den Euro. Im Tandem mit den Ölpreisen fielen die Inflationserwartungen im Euroraum wie ein Stein, so die Analysten. "Verankert" sei da nichts mehr. Zwar werde die EZB vermutlich diese Woche keine neuen Lockerungsmaßnahmen beschließen. Wolle sie nicht ... ihre Glaubwürdigkeit bezüglich Deflationsbekämpfung aufs Spiel setzen, müsse sie aber rasch handeln, heißt es weiter.

   Der Terminkalender am Dienstag ist unterdessen weitestgehend leer. Interessant könnte aber die Bekanntgabe der europäischen Erzeugerpreise werden. Für Oktober wird ein Rückgang von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet. Stärkere Preisrückgänge dürften den Handlungsdruck auf die EZB weiter erhöhen, ihre Geldpolitik zu lockern. Die EZB tagt am Donnerstag.

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