Vergleich mit Chip-Sektor 09.11.2023 23:18:00

Immer mehr Krypto-Firmen verlassen die USA: Coinbase-Rechtschef schlägt Alarm

Immer mehr Krypto-Firmen verlassen die USA: Coinbase-Rechtschef schlägt Alarm

• Chef der Rechtsabteilung von Coinbase warnt US-Behörden vor Krypto-Exodus
• So wie beim Halbleitersektor könnte die Krypto-Industrie ins Ausland abwandern
• Krypto-Industrie schaffe Millionen von gut dotierten Arbeitsplätzen


In den vergangenen Monaten häuften sich Meldungen über Krypto-Firmen, die den USA den Rücken kehrten und ihr Glück in anderen, vermeintlich cyber-freundlicheren Staaten suchten. Beispielsweise reduzierten die beiden Krypto-Marketmaker Jane Street und Jump Crypto ihr Engagement in den USA, zunehmend scheint Frankreich als alternativer Standort für Cyber-Firmen in die Bresche zu springen. Beobachter sprechen von einem veritablen US-Krypto-Exodus: Zu groß seien bürokratische Hindernisse, zu gering die Unterstützung vonseiten der US-Behörden. In diese Kritik stimmt auch Coinbase-Rechtschef Paul Grewal ein.

Grewal zieht warnenden Vergleich mit Halbleitersektor

Grewal zieht im Rahmen seiner Vorwürfe an die US-Institutionen hinsichtlich ihrer mangelnden Unterstützung für den Krypto-Sektor einen historischen Vergleich heran. "Wir wissen genau, wie das aussehen wird, denn wir haben es immer wieder erlebt, wenn dieses Land seine traditionelle Führungsrolle bei neuen Technologien aufgegeben hat und andere Länder den Mantel übernommen haben", warnt Grewal in einem Interview mit "Kitco News". Konkret vergleicht Grewal Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte mit der gegenwärtigen Notlage der US-Halbleiterindustrie, die in hohem Maße von ausländischen Unternehmen wie Taiwan Semiconductors Manufacturing Company (TSMC) ASML abhängig sei.

Es gebe für das Wohl der USA viele Gründe dafür, sicherzustellen, dass die Krypto-Industrie floriert. "Zum Beispiel hat es in den Vereinigten Staaten kürzlich eine enorme Debatte über Halbleiter gegeben und darüber, wie die Industrie, die wir in den letzten 30 Jahren entwickelt haben, irgendwie ihren Weg in Länder gefunden hat, die weit von den Vereinigten Staaten entfernt sind, und in Länder, die vielleicht nicht immer die Interessen der Vereinigten Staaten vertreten", mahnt Grewal. Dieser Fall dürfte sich nicht wiederholen. "Ich möchte nicht, und Coinbase möchte auch nicht, dass wir uns in 30 Jahren die gleichen Fragen stellen, die wir jetzt über den Halbleitersektor stellen", betont er. "Wir wollen nicht in 30 Jahren fragen: 'Wer hat Krypto verloren?'".

Grewal fordert US-Krypto-Anleger zum Engagement auf

52 Millionen US-Amerikaner - und damit fast jeder sechste Einwohner - besitze Bestände an Kryptowährungen, rechnet Grewal vor. "Es handelt sich also um eine wichtige Technologie, und die Amerikaner haben deutlich gemacht, dass sie dies als Teil ihrer Zukunft wollen", hebt Grewal hervor, um direkt daraufhin die Krypto-Anleger aufzufordern, ihre Ansichten mitzuteilen und eine Botschaft an ihre gewählten Vertreter zu senden. "Wenn diese 52 Millionen Amerikaner und andere ihre Ansichten nicht mit ihren Vertretern teilen und ihren gewählten Repräsentanten nicht klar machen, dass sie eine vernünftige, faire und ausgewogene Regulierung für digitale Vermögenswerte wünschen, werden die Vereinigten Staaten diese Chance verlieren. Wir werden diesen Moment verlieren", warnt der Chef der Coinbase-Rechtsabteilung.

Der Wahlkampf im Rahmen der für 2024 anstehenden US-Präsidentschaftswahlen sei eine hervorragende Möglichkeit, das Thema der Kryptowährungen zum Bestandteil öffentlichkeitswirksamer Diskussionen zu machen. Auf diese Weise könne verdeutlicht werden, welch große Bedeutung der Krypto-Sektor für die US-amerikanische Gesellschaft mittlerweile darstelle. "Rufen Sie Ihren Kongressabgeordneten an, schicken Sie eine E-Mail an Ihren Senator, lassen Sie sie wissen, dass wir alle wollen, dass eine vernünftige Gesetzgebung für digitale Vermögenswerte verabschiedet wird", fordert Grewal. "Nicht in fünf Jahren, nicht in zehn Jahren, sondern jetzt. Dies ist eine zu wichtige Branche, ein zu wichtiger Teil unserer Wirtschaft."

Grewal: Krypto-Industrie schafft Millionen von wichtigen Arbeitsplätzen

Grewal führt weiter aus, dass es nicht nur die gut 50 Millionen US-amerikanischen Krypto-Investoren seien, die unter dem politischen Desinteresse an der Krypto-Branche oder sogar unter einer absichtlichen Verhinderungspolitik litten. Vielmehr würden die krypto-feindlichen Maßnahmen die gesamte US-Wirtschaft betreffen, da mehrere Millionen gut dotierte Arbeitsplätze direkt oder indirekt mit der Krypto-Industrie in Verbindung stünden. "Wollen wir wirklich eine Million Entwicklerjobs und drei Millionen andere hochbezahlte Arbeitsplätze an Länder in Übersee abgeben, nur weil wir in den USA nicht die Kurve kriegen?" schreibt Grewal in einem kürzlich veröffentlichten Beitrag auf X (ehemals Twitter).

Grewal erwartet, dass im Zuge des weiteren Ausbaus des digitalen Sektors, in dem Kryptowährungen eine essenzielle Rolle spielten, weitere Millionen von Arbeitsplätzen entstehen werden. Um diese neuen, hochproduktiven Stellen in den USA zu schaffen und um einen Exodus der Krypto-Industrie in andere Staaten zu verhindern, müssten die US-Behörden verbindliche Regeln für den Krypto-Sektor schaffen, Gesetze vereinheitlichen, Anforderungen transparenter gestalten und Anreize für Innovationen schaffen. "Die Vereinigten Staaten fallen zurück. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, dass wir noch viel Zeit haben, um aufzuholen", fügt Grewal resümierend hinzu. "Die USA können es immer noch richtig machen, aber es ist Zeit für uns zu handeln."

Redaktion finanzen.at

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