XETRA-SCHLUSS/Leichter - VW-Aktie mit spektakulären Kurskapriolen

   FRANKFURT (Dow Jones)--Leichter ist der Dax am Dienstag aus dem Handel gegangen. Das deutsche Börsenbarometer verlor nach einer Berg- und Talfahrt am Ende 1,1% oder 60 auf 5.327 Punkte und schloss damit nur rund 30 Punkte über dem tagestief. Am Morgen war der Index in der Spitze bis auf 5.502 Punkte gestiegen, nicht zuletzt gestützt durch zwischenzeitlich spektakuläre Gewinne der VW-Aktie. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 285,5 (Vortag: 285,4) Mio Aktien im Wert von rund 10,90 (Vortag: 9,12 ) Mrd EUR.

   Nach einem volatilen Vormittagshandel sorgte die gegen 15.00 Uhr mitgeteilte Stützungsmaßnahme der US-Notenbank für den wichtigen Commercial-Paper-Markt in den USA für eine Zwischenerholung des DAX. Die US-Notenbank kündigte an, eine Finanzierungsfazilität für Commercial Papers zu schaffen und diese in Zahlung zu nehmen. Der CP-Markt war in den vergangenen Wochen nahezu ausgetrocknet und hatte die Refinanzierung von Unternehmen bedroht.

   Ansonsten wurde die Stimmung als weiter gedrückt bezeichnet. Spekulationen um eine Verstaatlichung britischer Banken und eine Kapitalerhöhung bei der Deutschen Bank drückten die Märkte immer wieder ins Minus. Obwohl sämtliche Unternehmen umgehend dementierten, besserte sich die Stimmung kaum. Das Interesse von Anlegern sei trotz günstiger Kurse weiter gering, hieß es mehrheitlich aus dem Handel.

   Makroökonomische Impulse waren am Dienstag rar: Für positive Überraschung sorgte der Auftragseingang der deutschen Industrie im August. Er war gegenüber dem Vormonat unerwartet deutlich gestiegen, nachdem er zuvor acht Monate lang in Folge gefallen war. Am Abend richten sich nun die Blicke auf eine Rede von US-Notenbank-Chef Bernanke und das Protokoll der Sitzung der US-Notenbank vom 16. September.

   Unter den Einzelwerten erholten sich Deutsche Bank von einem über 15%igen Minus auf -8,9% auf 43,57 EUR. Commerzbank verloren 14,2% auf 10,21 EUR und Postbank 7,7% auf 28,51 EUR. Hypo Real Estate gingen nach dem Rücktritt von CEO Funke mit einem Minus von 4,7% auf 4,48 EUR aus dem Tag.

   Für ungläubiges Staunen sorgten erneut VW angesichts einer zwischenzeitlichen Kursexplosion von 54%. "Mit fundamentaler Bewertung hat das nichts mehr zu tun", so ein Händler. Ein Erklärungsversuch lautete: Einerseits hielten Porsche und Niedersachsen große Pakete, weshalb die Zahl der in Umlauf befindenden Aktien abnehme. Offensichtlich seien Marktteilnehmer gezwungen gewesen, ihre Positionen aus der Wette Vorzugsaktien gegen Stammaktien um jeden Preis glattstellen. Nachdem diese Wette geplatzt war, hätten sie die im DAX notierten Stammaktien zurückkaufen müssen. Nach dem fulminanten Anstieg schlossen VW am Ende sogar mit 1,8% im Minus bei 287 EUR glatt.

   Deutsche Telekom profitierten von der bestätigten Prognose für 2008 und legten um 1,9% auf 11,44 EUR zu. "Auch wenn das Restjahr kurz ist, hört man so etwas in dieser Zeit gerne", sagt ein Händler. Infineon stellten mit einer Erholung um knapp 6% den Tagesgewinner.

   MAN konnten nicht vom Verkauf ihrer 70%-Anteile am Tochterunternehmen MAN Ferrostaal profitieren und gaben um 2,6% nach auf 39,53 EUR. "Das stand zwar schon lange auf der Agenda, kommt aber zu diesem Zeitpunkt überraschend", sagte ein Analyst. SAP standen nach der Gewinnwarnung am Vortag weiter unter Druck. "Viele Anleger waren die Aktie long in der Hoffnung, Technologiewerte könnten als erste von einer Erholung der Wirtschaft profitieren", so ein Händler. Die Enttäuschung darüber drückte die Aktie um 7,3% auf 26,74 EUR.

   Im MDAX setzten Premiere ihre Verluststrecke fort und gaben nun 17,8% ab auf 2,67 EUR. Auch Deutz und Tognum gaben zwischen 8% und 10% nach. Andere konjunktursensitive Titel wie Gildemeister und Krones verloren zwischen 6% und 4%. Wacker Chemie erholten sich hingegen um rund 4%. Im TecDax erholten sich IDS Scheer vom Kurssturz des Vortages um 3,8%, die Solarwerte Solon, Solarworld und Centrotherm büßten erneut bis zu 16% ein.

   October 07, 2008 12:19 ET (16:19 GMT)

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