06.03.2007 18:42:00

UPDATE: VW stärkt Position in Kontrollgremien von MAN und Scania

(NEU: Scania, Hintergrund)

   Von Matthias Krust

   Dow Jones Newswires

   MÜNCHEN/WOLFSBURG (Dow Jones)--Die Volkswagen AG hat die eigene Position bei der angestrebten Fusion der beiden Nutzfahrzeughersteller MAN und Scania gestärkt. Wie erwartet setzte der Aufsichtsrat von MAN erstmals drei VW-Vertreter für die im Mai anstehende Neuwahl des Kontrollgremiums auf die Vorschlagsliste. Dies ging aus einer Mitteilung von MAN vom Dienstag im Anschluss an eine AR-Sitzung hervor. Außerdem wurde der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn als Chairman des Scania-Boards nominiert, wie der schwedische Nutzfahrzeughersteller zuvor mitgeteilt hatte.

   Der Wolfsburger Automobilkonzern ist mit 29,9% der MAN-Stammaktien und 34% der Stimmrechte jeweils der größte Einzelaktionär bei beiden Lkw- und Busherstellern. Erklärtes Ziel von VW und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piech ist es, durch den Zusammenschluss von MAN und Scania den nach Marktanteilen größten europäischen Nutzfahrzeughersteller zu schaffen und gleichzeitig die eigenen brasilianischen Lkw-Aktivitäten einzubringen.

   Neben Piech selbst sollen der für das VW-Nutzfahrzeuggeschäft verantwortliche Stephan Schaller sowie Audi-Vorstandsvorsitzende Rupert Stadler in das MAN-Kontrollgremium einziehen. Dabei soll Stadler sofort nachrücken und Hubertus von Grünberg ersetzen, der sein Mandat mit Wirkung vom 6. März niedergelegt hat. Beim Registriergericht werde ein entsprechender Antrag gestellt, hieß es weiter. Von Grünberg ist Aufsichtsratsvorsitzender beim Automobilzuliererer und Reifenhersteller Continental.

   Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte bereits am Samstag berichtet, dass Piech sich die Unterstützung der MAN-Arbeitnehmervertreter gesichert hat. Er habe versprochen, den Mischkonzern nicht zu zerschlagen und die Mitbestimmung nicht anzutasten, hatte der stellvertretende MAN-Aufsichtsrats- und Konzernbetriebsratsvorsitzende Lothar Pohlmann im Interview mit der Zeitung gesagt. Er hatte außerdem klargestellt, dass er nicht überrascht wäre, wenn Piech zum MAN-AR-Vorsitzenden gewählt würde.

   Auf der Hauptversammlung des Nutzfahrzeug- und Maschinenbauherstellers am 10. Mai steht nach Ablauf der fünfjährigen Mandate die gesamte Kapitalseite und die Arbeitnehmerbank zur Wahl. Dabei stellt sich erwartungsgemäß der AR-Vorsitzende von BMW, Joachim Milberg, nicht mehr zur Wahl. Auch Herbert Demel vom Automobilzulieferer Magna International und Hanns-Helge Stechl, ehemaliger stellvertretender Vorstandsvorsitzender von BASF, treten der Mitteilung zufolge nicht mehr an.

   Im Scania-Board wird der aktuelle VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn seinen Ende 2006 überraschend abgelösten Vorgänger Bernd Pischetsrieder ersetzen. Ebenfalls für den Board nominiert wurden VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch und Einkaufsvorstand Francisco Javier Garcia Sanz. Die Wahl solle auf der Hauptversammlung am 3. Mai vollzogen werden, teilte Scania am Dienstag mit.

   Ursprünglich wollte MAN in einem öffentlichen Übernahmeangebot über 10,3 Mrd EUR Scania übernehmen, scheiterte aber am Widerstand der Großaktionäre VW und der schwedischen Industriellenfamilie Wallenberg, die zweitgrößter Scania-Aktionär ist. VW wiederum stieg überraschend bei MAN ein und erhöhte schrittweise die Anteile.

   Nach dem gescheiterten Übernahmeversuch haben sich alle Parteien zunächst auf eine Aussetzung weiterer Verhandlungen im Rahmen einer Abkühlungsphase verständigt. Gespräche über einen neuen Versuch werde es frühestens in der zweiten Jahreshälfte geben, so Pohlmann im Gespräch mit der "FAZ". Dem Konzernbetriebsratsvorsitzenden zufolge dürfte Piech nicht, wie häufig kolportiert, die Entlassung des MAN-Vorstandvorsitzenden Hakan Samuelsson betreiben. Auf die Frage nach der Zukunft von Samuelsson habe Piech geantwortet: Samuelsson macht einen guten Job.

   Webseite: http://www.man.de

   http://www.volkswagen-ag.de

   http://www.faznet.de

   -Von Matthias Krust, Dow Jones Newswires, +49 (0)711 22874 12,

   matthias.krust@dowjones.com

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