23.01.2007 19:52:00

UPDATE: MAN gibt Scania-Übernahme nach monatelangem Tauziehen auf

(NEU: Aktienkurs, Reaktion Scania, Investor und VW, Hintergrund)

   Von Matthias Krust

   Dow Jones Newswires

   MÜNCHEN (Dow Jones)--Die MAN AG hat nach monatelangem Tauziehen die geplante Übernahme des schwedischen Lkw- und Busherstellers Scania aufgegeben. Der Münchener Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern zog am Dienstag die Offerte über 10,3 Mrd EUR zurück und räumte ein, dass eine Kombination der beiden Unternehmen auf Basis des bestehenden Angebots nicht erreicht werden kann. Die beiden Scania-Großaktionäre Volkswagen AG und Investor AB, die sich zuvor gegen eine Übernahme ausgesprochen hatten, begrüßten den Rückzug von MAN. Offiziell wäre die Offerte am 31. Januar ausgelaufen.

   Damit ist die Bildung des nach Marktanteilen größten europäischen und weltweit drittgrößten Nutzfahrzeugherstellers vorerst gescheitert. Hinter vorgehaltener Hand wird dem MAN-Vorstandsvorsitzenden Hakan Samuelsson dabei vorgeworfen, dass er die tatsächlichen Machtverhältnisse bei VW und Scania nicht erkannt und es außerdem versäumt hat, die Bedingungen für den Zusammenschluss bereits im Vorfeld mit den Großaktionären auszuloten.

   In verschiedenen Medienberichten war die Position Samuelssons in den vergangenen Tagen bereits in Frage gestellt worden. So hatte beispielsweise das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, VW wolle den Manager ablösen. Auf die Frage von Dow Jones Newswires, ob Samuelsson nach dem Scheitern des Übernahmeversuchs nun zurücktreten werde, sagte ein MAN-Unternehmenssprecher: "Dazu gibt es keinen Grund." Am Vortag hatte sich bereits der Ständige Ausschuss des Aufsichtsrats demonstrativ hinter den Manager gestellt.

   Der Aktienmarkt wertete den Rückzug als "positiv" für MAN. Die Aktien des Dax-Werts zogen nach Bekanntgabe der Nachricht an und schlossen mit einem Plus von knapp 2,3% bei 75,79 EUR. Scania-B-Aktien stiegen um 1,1% auf 465 SEK. VW gingen mit einem Plus von 0,4% auf 84,67 EUR aus dem Handel. In einer ersten Reaktion hatten Händler die Aufgabe von MAN als "positiv" bezeichnet.

   Der Rückzug des Münchener Konzerns war allgemein erwartet worden, spätestens seit VW das Übernahmeangebot vor kurzem offiziell abgelehnt und für ein "freundschaftliches Zusammengehen" der beiden Nutzfahrzeughersteller unter Einbeziehung der eigenen brasilianischen Lkw-Aktivitäten plädiert hat. Außerdem war die Offerte von Anfang an auf heftigen Widerstand des Scania-Managements und der schwedischen Private-Equity-Gesellschaft Investor gestoßen. Investor hatte stets die Rücknahme als Voraussetzung für weitere Verhandlungen erhoben.

   VW sei davon überzeugt, dass eine freundliche Lösung "der beste Weg ist, um die hohen Synergiepotenziale dieses Zusammenschlusses zu realisieren, teilte der Wolfsburger Automobilhersteller mit. VW ist mit 34% der Stimmrechte bzw knapp 20% der MAN-Aktien jeweils größter Einzelaktionär bei beiden Unternehmen. Derzeit verhandelt der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piech direkt mit der einflussreichen Wallenberg-Familie, die über Investor und andere Gesellschaften insgesamt knapp 31% der Scania-Stimmrechte hält.

   Investor werde weiterhin die "erfolgreiche Entwicklung" von Scania als unabhängiges Unternehmen unterstützen, aber auch mögliche industrielle Partnerschaften und Kombinationen zur Weiterentwicklung von Scania evaluieren, hieß es von Seiten der Investor AR. Einvernehmliche Gespräche mit MAN und Volkswagen hätten dabei Vorrang. Früheren Angaben zufolge könnten die Verhandlungen allerdings Wochen, wenn nicht Monate dauern.

   Zwar hofft MAN bei den Gesprächen zu einem Zusammenschluss Gehör zu finden. Tatsache ist jedoch, dass den Münchenern das Heft des Handels während der laufenden Übernahme immer weiter entglitten ist. So gelangte das Gerücht über eine bevorstehende Übernahmeofferte zu früh an die Öffentlichkeit und traf MAN unvorbereitet. Dann drehte VW den Spieß um, beteiligte sich mit knapp 20% an MAN und stellte eine Erhöhung nahe 30% in Aussicht. Begründet wurde dies mit strategischen Interessen.

   Endgültig im Abseits landete MAN, als der damalige VW-Vorstandsvorsitzende Bernd Pischetsrieder, auf dessen Einverständnis Samuelsson gesetzt hatte, überraschend zurücktrat. Nun strebt VW die industrielle Führung bei einer möglichen Kombination der beiden Unternehmen an, wie Dow Jones Newswires vor kurzem aus informierten Kreisen erfahren hatte.

   "VW ist im Laufe der Zeit in eine immer aktivere Rolle geschlüpft", sagte Roman Mathyssek, Senior Automotive Analyst beim Marktprognoseinstitut Global Insight. Oberste Priorität von VW sei es, maximale Synergien mit minimalen Kosten zu realisieren und darüber hinaus die eigene brasilianischen Lkw-Aktivitäten einzubringen. Dazu sei die Übernahme von Scania durch MAN nicht zwingend notwendig.

   Nach dem gescheiterten Übernahmeangebot will sich MAN nach eigenen Angaben nun weiter auf die Entwicklung der gegenwärtigen Geschäftsfelder konzentrieren und nach anderen Möglichkeiten suchen, um eine größere Effizienz durch Skaleneffekte zu erreichen und dadurch den Unternehmenswert für die eigenen Aktionäre zu erhöhen.

   Webseite: http://www.man.de

   http://www.investorab.com

   http://www.volkswagen-ag.com

   -Von Matthias Krust, Dow Jones Newswires, +49 (0)711 22874 12,

   matthias.krust@dowjones.com

   DJG/mtk/brb

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   January 23, 2007 13:51 ET (18:51 GMT)

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