09.01.2013 19:11:31
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UPDATE: ArcelorMittal will ThyssenKrupp-Werk in Amerika kaufen
-- ArcelorMittal hat ThyssenKrupp Angebot gemacht
-- Arcelor bezeichnet Produktionsanlagen in Alabama als "Weltklasse-Asset
(NEU: weitere Details, Hintergrund)
Von Hendrik Varnholt, Eyk Henning und Alex MacDonald
Der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal könnte dem deutschen Konkurrenten ThyssenKrupp ein Riesenproblem abnehmen: Das Unternehmen interessiert sich für mindestens eines der beiden Pannen-Stahlwerke von ThyssenKrupp in Amerika. ArcelorMittal habe ThyssenKrupp ein Angebot unterbreitet, sagte der Finanzchef der Luxemburger, Aditya Mittal. ThyssenKrupp bemüht sich seit Mai des vergangenen Jahres um Käufer für seine Werke in Brasilien und dem US-Staat Alabama. Mittal bezeichnete die Produktionsanlagen in Alabama als "Weltklasse-Asset". Zu dem Werk in Brasilien äußerte er sich nicht.
ArcelorMittal plant, rund 3,5 Milliarden US-Dollar durch die Ausgabe neuer Aktien und einer Pflichtwandelanleihe einzusammeln. Mit Hilfe der Kapitalerhöhung will der Konzern auch einen Teil seiner drückenden Schuldenlast abtragen.
Seine amerikanische Stahlsparte Steel Americas hat ThyssenKrupp bislang großen Ärger und enorme Verluste eingebracht: Wegen dramatischer Probleme beim Aufbau der beiden in der Sparte zusammengeführten Werke gab der deutsche Konzern noch im Dezember Abschreibungen in Milliardenhöhe bekannt. Die Werke in Brasilien und Alabama stehen nun mit einem Wert von 3,9 Milliarden Euro in den Büchern. ThyssenKrupp hatte rund 12 Milliarden Euro für die Produktionsstätten ausgegeben. In Brasilien ist der Konzern zudem Kritik von Umweltschützern ausgesetzt.
Was ThyssenKrupp nicht geschafft hat, will ArcelorMittal nun erreichen. Es gebe zahlreiche Synergien, sagte der Finanzchef mit Blick auf die Anlagen in Alabama in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Und: ArcelorMittal könne Brammen für das Werk aus den USA, Mexiko und Brasilien beziehen.
Allerdings könnte ArcelorMittal mit seiner Kaufabsicht an den Kartellbehörden scheitern: Er sehe angesichts der dominanten Marktstellung von ArcelorMittal in den USA große Hürden, sagte ein Analyst. Finanzchef Mittal äußerte sich nicht dazu, wie sein Unternehmen mit möglichen Kartellbedenken umgehen will. Der CFO sagte auch nicht, wann Konkurrent ThyssenKrupp einen Gewinner des Bieterverfahrens bekanntgeben will. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person nannte Mitte Februar als Termin für die Abgabe von verbindlichen Angeboten.
ArcelorMittals Interessenbekundung ist die bislang konkreteste öffentlich bekannte Offerte für die ThyssenKrupp-Sparte Steel Americas. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person nannte Nippon und JFE Steel aus Japan, US Steel und Nucor aus den USA sowie CSN aus Brasilien als weitere Interessenten. ThyssenKrupp selbst hat im Dezember von "mehr als einer Handvoll" Interessenten gesprochen.
Das ThyssenKrupp-Werk in Alabama kann nach Unternehmensangaben jährlich bis zu 5,3 Millionen Tonnen Stahl produzieren. In ihm sollen bei Vollauslastung rund 1.800 Menschen arbeiten. Nach seinen ursprünglichen Plänen hatte ThyssenKrupp das US-Werk mit Brammen aus dem gleichzeitig aufgebauten Werk in Brasilien speisen wollen. Die Produktionsstätte in Alabama gilt als hochmodern. Ein Analyst bezifferte ihren Wert auf ungefähr 1,5 bis 2 Milliarden Euro.
Ein ThyssenKrupp-Sprecher äußerte sich mit Verweis auf den laufenden Verkaufsprozess nicht zu der ArcelorMittal-Offerte. Im Dezember hatte der Konzern angekündigt, sich um einen Verkauf von Steel Americas bis zum Ende des Geschäftsjahres 2012/13 per Ende September zu bemühen. ThyssenKrupp will mit dem Geschäft seine hohe Verschuldung zurückführen. Der Konzern ist zudem bemüht, sich aus dem zyklischen Stahlgeschäft mehr und mehr zurückzuziehen. Er setzt stattdessen auf seine Technologie-Sparten, beispielsweise den Bau von Aufzügen und Industrieanlagen.
Auch den Wettbewerber ArcelorMittal drücken Schulden. Der Stahlriese will die nun angekündigte Kapitalerhöhung außer für einen möglichen Kauf aus dem ThyssenKrupp-Portfolio zum Abbau der Finanzlast nutzen. Zusammen mit weiteren Maßnahmen soll dies zu einem Rückgang der Nettoverschuldung bis Ende Juni auf 17 Milliarden Dollar führen. Mittelfristig will ArcelorMittal die Last sogar auf 15 Milliarden reduzieren. Aktuell sitzt das Unternehmen auf einem Schuldenberg von 22 Milliarden Dollar. Die drei großen Ratingagenturen haben ihre Bonitätsbewertungen von ArcelorMittal deshalb im letzten Jahr auf Ramschniveau gesenkt.
Sowohl ArcelorMittal als auch ThyssenKrupp spüren die derzeit vergleichsweise schwache Stahlnachfrage. ArcelorMittal hat angesichts von Überkapazitäten schon mehrere Hochöfen stillgelegt.
An den nun bei den Luxemburgern vorgesehenen Kapitalmaßnahmen will sich die Familie Mittal, die gut 41 Prozent der ArcelorMittal-Anteile hält, beteiligen. Sie kündigte an, 600 Millionen Dollar zu investieren.
Der ThyssenKrupp-Aktie gab die Interessenbekundung des Konkurrenten Aufwind. Ihr Kurs stieg bis Handelsschluss um knapp 3 Prozent auf 18,50 Euro. Die Aktie von ArcelorMittal gab nach, sie verlor bis zum Handelsschluss 2,5 Prozent auf 13,08 Euro. "Für Arcelor macht das Ganze Sinn, denn dadurch dürfte sich die Zinslast verringern", kommentiert ein Händler die Maßnahmen. Für die Aktionäre sähe es wegen des Verwässerungseffekts der Kapitalerhöhung aber anders aus.
Mitarbeit: Jan Hromadko
Kontakt zu den Autoren: hendrik.varnholt@dowjones.com und eyk.henning@dowjones.com
DJN/DJG/hev/kla
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January 09, 2013 12:40 ET (17:40 GMT)
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