11.02.2025 16:03:38

ROUNDUP 2: Unicredit lässt Commerzbank im Ungewissen - Milliarden für Aktionäre

(neu: Aussagen aus Interview zu Commerzbank-Plänen, aktualisierte Kursreaktion)

MAILAND (dpa-AFX) - Die italienische Großbank UniCredit hat während ihres Übernahmepokers um die Commerzbank im vergangenen Jahr noch mehr verdient als gedacht. Von dem Überschuss in Höhe von 9,3 Milliarden Euro sollen nach dem Willen von Unicredit-Chef Andrea Orcel 9 Milliarden in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen an die Aktionäre gehen. Ob Orcel mit einer Übernahme der Commerzbank Ernst macht, will er derweil frühestens gegen Ende des Jahres entscheiden. An der Börse wurden die Neuigkeiten nicht honoriert.

Die Unicredit-Aktie lag am Dienstagnachmittag nach zuvor stärkeren Kursverlusten noch mit rund zweieinhalb Prozent im Minus bei 46,07 Euro und war klares Schlusslicht im Eurozonen-Index EuroStoxx 50. Allerdings wurde sie damit immer fast ein Fünftel höher gehandelt als zum Jahreswechsel.

"Eine Übernahme der Commerzbank würde fast zwei Jahre dauern. Im günstigsten Szenario sind es noch mindestens drei, vier Quartale, bis wir ein Angebot vorlegen können", sagte Orcel den Nachrichtenagenturen dpa-AFX und dpa. "Vor dem vierten Quartal dieses oder dem ersten Quartal des nächsten Jahres" werde man kein Angebot vorlegen können. Diese gebe Unicredit Zeit, Gespräche mit der neuen Bundesregierung zu führen und sich darauf vorzubereiten.

Zugleich wehrte sich Orcel gegen Prognosen des Commerzbank-Betriebsrats, dass die Unicredit bei einer Übernahme Tausende Jobs bei dem Frankfurter Institut streichen würde. "Glauben Sie, dass sich irgendjemand darüber freut, wenn Sie ins Büro kommen und sagen, dass eine bestimmte Anzahl von Stellen abgebaut werden muss? Ich kann Ihnen garantieren, dass mir das schlaflose Nächte bereiten würde."

Im vergangenen Jahr steigerte Unicredit die Erträge - also ihre gesamten Einnahmen - um vier Prozent auf 24,8 Milliarden Euro, wie sie am Morgen in Mailand mitteilte. Während der Zinsüberschuss nur um 2,5 Prozent zulegte, sprang der Provisionsüberschuss rund dreimal so stark nach oben.

Unter dem Strich verdiente die Bank mit 9,3 Milliarden Euro gut acht Prozent mehr als im Vorjahr, obwohl Kosten ihres Konzernumbaus und eine Klage eines russischen Gaskonzerns am Gewinn zehrten. Rückstellungen für drohende Kreditausfälle kamen die Bank mit 641 Millionen Euro gut 14 Prozent teurer zu stehen als im Vorjahr.

Für 2025 peilt Orcel einen Gewinn auf dem Niveau von 2024 an - obwohl er mit einem leicht sinkenden Zinsüberschuss rechnet. Bis 2027 soll das Nettoergebnis auf etwa 10 Milliarden Euro steigen.

Da die Bank hervorragend mit Kapital ausgestattet ist, will sie noch mehr Geld in Dividenden und Aktienrückkäufe stecken. Von dem 2024er-Gewinn will Unicredit neun Milliarden Euro für direkte Gewinnbeteiligungen und Aktienrückkäufe ausgeben. Für 2023 hatte die Bank 8,6 Milliarden Euro für diese Zwecke ausgegeben, und noch im Herbst hatte Orcel eine ähnliche Summe auch für 2024 in Aussicht gestellt.

Die Großbank hatte sich in den vergangenen Monaten etwas mehr als ein Fünftel an der deutschen Commerzbank gesichert und liebäugelt seither mit einer Übernahme. Allerdings hat Unicredit noch kein Übernahmeangebot vorgelegt. Zugleich will sie die italienische Konkurrentin Banco BPM übernehmen. Unicredit wird am Kapitalmarkt nach einem jahrelangen Höhenflug ihres Aktienkurses mit rund 73 Milliarden Euro bewertet; die Commerzbank kommt auf circa 22 Milliarden.

In Deutschland ist Unicredit bisher mit ihrer Tochter HypoVereinsbank (HVB) vertreten. Das früher selbst börsennotierte Münchner Geldhaus firmiert inzwischen als GmbH unter dem Dach des italienischen Konzerns.

Allerdings verdient HVB gutes Geld: Im vergangenen Jahr stieg ihr Überschuss um knapp zwölf Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Dazu genügten ihr Erträge von knapp 5,5 Milliarden Euro. Die Commerzbank kam laut vorläufigen Zahlen mit gut doppelt so hohen Erträgen auf einen Überschuss von 2,7 Milliarden Euro./stw/als/zb/he

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