06.08.2015 22:42:47

MÄRKTE USA/Zinsangst und Verluste im Mediensektor belasten Aktien

   Von Florian Faust

   NEW YORK (Dow Jones)--Anleger an der Wall Street haben am Donnerstag kalte Füße bekommen. Händler sprachen von einer gestiegenen Nervosität wegen der leidigen Zinsfrage. Gedrückt wurde der Markt zudem von Hiobsbotschaften aus dem Mediensektor. Der Dow-Jones-Index büßte 0,7 Prozent auf 17.420 Punkte ein, S&P-500 und Nasdaq-Composite gaben 0,8 bzw. 1,0 Prozent ab. Umgesetzt wurden an der NYSE 957 (Mittwoch: 914) Millionen Aktien. Dabei entfielen auf 1.285 (1.553) Kursgewinner 1.878 (1.601) -verlierer, unverändert gingen 94 (103) Titel aus dem Handel.

   Sollte die US-Notenbank wirklich bereits im September erstmals seit Ende der Finanzkrise an der Zinsschraube drehen, bliebe nicht mehr viel Zeit. Zwar dürfte so etwas wie Gewissheit über das Tun der Federal Reserve eine Illusion bleiben, aber Investoren greifen nach jedem Strohhalm bei der Suche nach Hinweisen über die kurzfristige US-Geldpolitik. Ein solcher dürfte ganz sicher der US-Arbeitsmarktbericht für Juli sein, der zum Wochenschluss veröffentlicht wird.

   Jüngste Daten zur Entwicklung auf dem US-Arbeitsmarkt trugen zuletzt kaum zur Erhellung bei. Das galt auch für wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Diese entsprachen nahezu den Erwartungen und bewegten sich weiter auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, was auf einen gut laufenden Arbeitsmarkt hindeutete. Insofern sprachen die Daten nicht gegen eine Zinserhöhung im September, was am Aktienmarkt nicht gern gesehen wurde.

   Das aktuell hohe Bewertungsniveau an der Wall Street und die Gewinnentwicklung der Unternehmen dürften den Aktienmarkt belasten, sollte die Fed die Zinswende einläuten, hieß es im Handel. "Diese Faktoren sind zwar bekannt, stehen aber derzeit nicht an erster Stelle. Ich erwarte keinen echten Einbruch, aber 5 bis 7 Prozent könnte man vom Markt schon wegnehmen", warnte Vermögensverwalter David O'Malley von Penn Mutual Asset Management.

   Besonders schwach zeigte sich Mediensektor, der Branchenindex im S&P-500 zählte mit einem Abschlag von 2,1 Prozent zu den Schlusslichtern. Auslöser der Talfahrt war der 14,2-prozentige Einbruch von Viacom. Der Mediengigant verbuchte in der zweiten Periode rückläufige Gewinne und Erlöse. Händler sprachen von der Sorge, TV-Zuschauer könnten sich generell vom klassischen Kabelfernsehen verabschieden und stattdessen auf Internetdienste umsteigen. Walt Disney knüpften mit einem Minus von 1,8 Prozent fast nahtlos an den Vortagesabsturz an. Der Medienkonzern hatte ebenfalls von Kundenschwund beim Fernsehsender ESPN berichtet. 21st Century Fox ermäßigten sich um 6,4 Prozent, nachdem das Unternehmen den Ausblick für 2016 gesenkt hatte. "Medienwerte werden geschlachtet", kommentierte Portfolioverwalter Aaron Clark von GW&K Investment.

   Am Ölmarkt schwangen derweil unverändert die Bären das Zepter. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage schien sich immer weiter zu öffnen. Aktuelle Daten zeigten, dass die Abschreibungen unter Branchenunternehmen auf den Wert ihrer Ölfelder auf den höchsten Stand seit zehn Jahren geklettert waren. Fallende Erdölpreise im Zuge einer Überversorgung des Marktes wurden als Grund für den Wertverlust der Bohrfelder ins Feld geführt. Für ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI mussten mit 44,66 Dollar 1,1 Prozent weniger bezahlt werden. Es war der niedrigste Schlusskurs seit dem 19. März. Europäisches Referenzöl der Sorte Brent verbilligte sich um 0,1 Prozent auf 49,52 Dollar. "Sorgen über die Überversorgung lasten auf den Ölpreisen", sagte Rohstoffanalyst Norbert Rücker von Julius Bär.

   Dagegen konnte sich der Goldpreis etwas stabilisieren, nachdem der Preis am Vortag auf den tiefsten Stand seit zwei Wochen gerutscht war. Gestützt wurde Gold von den Verlusten bei Aktien. Übergeordnet setzten dem Edelmetall aber weiterhin Dollarstärke und Spekulationen auf bald steigende US-Leitzinsen zu. Die Feinunze kostete im späten US-Handel 1.090 Dollar nach Kursen um 1.085 am Vorabend. Der Dollar neigte etwas zur Schwäche, präsentierte sich mit 1,0934 zum Euro im späten US-Geschäft aber letztlich wenig verändert. Mehr Bewegung zeigte der Greenback zum Pfund Sterling. Der Dollar ging zuletzt bei 0,6443 Pfund nach einem Tagestief von 0,6395 um. Devisenhändler bescheinigten der Bank of England einen "taubenhafteren" Zungenschlag.

   Nach dem zweitägigen Ausverkauf am US-Rentenmarkt kam es zu einer Erholung. Die sinkenden Rohölpreise dämpften die Inflationssorgen, hieß es. Geldentwertung gilt als eine der größten Bedrohungen für festverzinsliche Papiere. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel - auch begünstigt die Abschläge bei Aktien - um drei Basispunkte auf 2,24 Prozent.

   Am Aktienmarkt brachen Tesla um 8,9 Prozent ein. Zwar hatte der Elektroautohersteller bei den Quartalszahlen die Prognosen übertroffen, doch zugleich für das laufende Jahr einen geringeren Fahrzeugabsatz als erwartet prognostiziert. Mit einem dicken Aufschlag von 17,2 Prozent zeigten sich die Papiere des Diätprodukteanbieters Herbalife. Das Unternehmen hatte die Erwartungen geschlagen und den Ausblick erhöht.

   Michael Kors zogen um 10,8 Prozent an. Der Hersteller von Modeaccessoires übertraf die Markterwartungen. Beim Lebensmittelkonzern Mondelez International hielt der aktivistische Aktionär William Ackman nun einen größeren Anteil. Er will beim Unternehmen auf ein stärkeres Wachstum bei gleichzeitig sinkenden Kosten hinwirken. Die Aktie gewann 1,1 Prozent. Nach einer Gewinnwarnung des Kapselkaffeemaschinenherstellers Keurig Green Mountain stürzte der Kurs um knapp 30 Prozent ab.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 17.419,75 -0,69 -120,72 S&P-500 2.083,56 -0,78 -16,28 Nasdaq-Comp. 5.056,44 -0,96 -49,11 Nasdaq-100 4.528,51 -0,85 -38,96

Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 5/8% 2-jähr. 99 27/32 +01/32 0,708% -2,3BP 7/8% 3-jähr. 99 15/32 +02/32 1,056% -2,5BP 1 5/8% 5-jähr. 100 02/32 +05/32 1,614% -3,1BP 2% 7-jähr. 100 03/32 +07/32 1,986% -3,6BP 2 1/8% 10-jähr. 99 01/32 +10/32 2,236% -3,4BP 2 1/2% 30-jähr. 101 27/32 +23/32 2,906% -3,7BP

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.15 Uhr Mi, 17.17 Uhr EUR/USD 1,0933 0,07% 1,0925 1,0873 EUR/JPY 136,33 0,04% 136,27 135,85 EUR/CHF 1,0714 0,25% 1,0688 1,0669 USD/JPY 124,70 -0,04% 124,75 124,94 GBP/USD 1,5520 -0,65% 1,5622 1,5606 === Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

   DJG/DJN/flf

   (END) Dow Jones Newswires

   August 06, 2015 16:11 ET (20:11 GMT)

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