17.12.2015 15:38:46

MÄRKTE USA/Wall Street vor viertem Tagesaufschlag in Folge

   Von Florian Faust

   NEW YORK (Dow Jones)--Die Donnerstagssitzung könnte die vierte in Folge mit steigenden Kursen an der Wall Street sein. Nachdem die US-Notenbank am Vortag mit ihrer Zinswende die Finanzkrise aus dem ersten Jahrzehnt des Jahrtausends auch formal zu Grabe getragen hat, steht am US-Aktienmarkt einem weiteren Tag mit Aufschlägen nichts im Wege. Der Aktienterminmarkt signalisiert eine gut behauptete Handelseröffnung am Kassamarkt. Rund um den Globus ist die Leitzinserhöhung der Fed an den Börsen auf durchweg positive Resonanz gestoßen. Dieser Umstand stützt auch das Sentiment an der Leitbörse in New York.

   "Was wir heute beobachten, ist in erster Linie ein Zeichen der Erleichterung. Die Aktienmärkte nehmen wohlwollend zur Kenntnis, dass dieser Zyklus nicht ein Pfad mit zügigen Zinserhöhungen ist. Der Zyklus wird von Daten und der Konzentration auf die Inflation bestimmt", sagt Marktstratege Johan Javeus von SEB. "Die Botschaft rund um die Zinsentscheidung ist für Investoren so positiv, wie man sie nur irgendwie erwarten konnte: eine positive Bewertung der Konjunktur verbunden mit einem ziemlich taubenhaften Ausblick der Notenbank", ergänzt Chefvolkswirt Eric Lascelles von RBC Global Asset Management.

   Die bislang veröffentlichten Daten haben wenig Einfluss auf das Marktgeschehen, weil sich positive und negative Impulse die Waage halten. Die Lage der US-Industrie in der Region Philadelphia hat sich im Dezember spürbar eingetrübt. Der Konjunkturindex der Federal Reserve Bank of Philadelphia drehte im Dezember ins Minus und verfehlte zudem die Erwartungen. Der Arbeitsmarkt strotzt dagegen weiter vor Kraft. In den USA sind in der Vorwoche weniger Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt worden. Der Rückgang fiel zudem kräftiger als vorausgesagt aus.

   Das Defizit in der US-Leistungsbilanz ist indes im dritten Quartal etwas deutlich als prognostiziert gestiegen. An den Finanz- und Devisenmärkten wird der Fehlbetrag in der US-Handels- und Leistungsbilanz mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Zur Finanzierung der Defizite benötigen die USA große Kapitalzuflüsse aus dem Ausland. Mit der Zinswende verliert diese Sorge aber an Relevanz.

   Am Devisenmarkt zählt der US-Dollar zu den klaren Gewinnern des Zinsentscheids. Der Euro fällt auf 1,0851 nach einem Tageshoch knapp unter 1,10 Dollar am Vortag. Auch andere wichtige Währungen neigen zur Schwäche zum Greenback. Ein steigendes Zinsniveau begünstigt die entsprechende Währung, weil Gelder aus anderen Wirtschaftsräumen abgezogen und entsprechend umgeleitet werden. Die Dollarstärke dürfte eine Weile bestehen bleiben, aber irgendwann dürfte die sich das Blatt mit zu hoch gestiegenen Wechselkursen wieder wenden, meint ein Devisenhändler.

   Die Dollarstärke belastet tendenziell in Dollar gehandelte Rohstoffe. Das zinslos gehaltene Gold ermäßigt sich auf 1.060 Dollar, nachdem die Feinunze am Vortag in der Spitze noch mit über 1.077 Dollar gehandelt worden ist. Allerdings trauen Analysten wie jene der Commerzbank dem Edelmetall 2016 eine Erholung zu. Denn nach der begonnenen Zinswende sei ein Belastungsfaktor ausgeräumt. Nach der letzten Zinserhöhung sei der Goldpreis innerhalb eines Jahres um 11 Prozent geklettert - trotz nachfolgender Zinsanhebungen. Potenzial liefere der Goldpreis auch deshalb, weil die Fed in ihrem Zyklus die Zinsen dieses Mal sehr viel gemächlicher anziehen werde.

   Mit Rohöl leidet ein weiterer Rohstoff unter der Dollarstärke. Allerdings ist der Abgabedruck aktuell nicht sehr ausgeprägt. Während sich US-Leichtöl der Sorte WTI um 0,6 Prozent auf 36,30 Dollar je Fass verbilligt, steigt der Preis für europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 0,7 Prozent auf 37,65 Dollar. Nach den Siebenjahrestiefs seien vereinzelt Gelegenheitskäufer am Ölmarkt unterwegs, heißt es. Kurzfristig lassen die Prognosen aber kaum Hoffnungen auf echte Erholungsansätze zu. "Die USA sind einer der weltgrößten Ölförderer, die 40 Jahre nicht exportieren durften. Nun dürfte dieses Öl die ohnehin überversorgten Märkte fluten", sagt Ölanalyst Michael Poulsen von Global Risk Management mit Blick auf die Aufhebung des US-Exportverbots.

   Am Aktienmarkt ziehen FedEx vorbörslich um 5,5 Prozent an. Der Paketlogistiker hat mit einer deutlichen Gewinnsteigerung im zweiten Quartal überrascht. Zudem bestätigte der Konzern die zuletzt gesenkte Prognose für das Geschäftsjahr 2015/16. Dank des Booms im Onlinehandel liegen die Paketlieferungen im Weihnachtsgeschäft über den Erwartungen. Oracle verlieren dagegen 0,4 Prozent. Der Softwarekonzern hat im zweiten Quartal den starken Dollar zu spüren bekommen und 12 Prozent weniger verdient als im gleichen Vorjahreszeitraum. General Electric büßen 0,3 Prozent ein. Der Geschäftsausblick des Mischkonzerns für 2016 stößt zwar durchaus auf positive Resonanz, das schwierige konjunkturelle Umfeld und die nachlassende Gewinndynamik in der Sparte Öl und Gas verschrecken aber einige Anleger.

   KaloBios Pharmaceuticals brechen um 53,24 Prozent ein, bevor sie vom Handel ausgesetzt wurden. Die Nasdaq hat um Informationen gebeten. Pandora Media schnellen dagegen um 18,8 Prozent in die Höhe, nachdem Lizenzgebühren weniger deutlich als befürchtet gestiegen sind. Pier 1 Imports stürzen um 15,1 Prozent ab, nachdem der Einzelhänder seine Prognose gesenkt hat. Nach Geschäftszahlen unter Markterwartungen geben die Titel des Lebensmittelkonzerns General Mills 2,6 Prozent ab.

=== DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.28 Uhr Mi, 17.30 Uhr EUR/USD 1,0852 -0,10% 1,0862 1,0946 EUR/JPY 132,98 0,06% 132,90 133,33 EUR/CHF 1,0808 0,00% 1,0809 1,0786 USD/JPY 122,54 0,16% 122,35 121,80 GBP/USD 1,4919 -0,34% 1,4969 1,5007 === Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

   DJG/DJN/flf/sha

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   December 17, 2015 09:08 ET (14:08 GMT)

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