02.02.2017 15:34:47

MÄRKTE USA/Verunsicherung dürften Wall Street Verluste bescheren

   Von Barbara Kollmeyer

   NEW YORK (Dow Jones)--An der Wall Street ist von der Euphorie über die Wirtschaftspolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump nicht mehr viel zu spüren. Nachdem sich an den US-Börsen bereits am Vortag trotz einer Reihe guter Konjunkturdaten bei gleichzeitigem Stillhalten der US-Notenbank keine echte Kaufbereitschaft eingestellt hatte, zeichnet sich für Donnerstag eine etwas nachgebende Tendenz zum Handelsbeginn ab. Auf die Stimmung der Anleger scheint derzeit vor allem die Unsicherheit darüber zu drücken, was von Trump noch zu erwarten ist, nachdem er mit seinen ersten Maßnahmen nicht nur international für Unbehagen gesorgt hat. Marktakteure bemängeln, dass die politischen Schritte Trumps von Abschottung und Protektionismus geprägt seien. Außer einem geplanten Mauerbau an der Grenze zu Mexiko sei von versprochenen Infrastrukturmaßnahmen bislang nichts zu sehen. Aber genau darauf hatte die Börse unter anderem gesetzt.

   Nun soll eine Gruppe von US-Unternehmenschefs vor allem aus dem Technologiesektor eine gemeinsame Initiative wegen Trumps umstrittener Einwanderungspolitik erwägen. Kreisen zufolge wollen die Unternehmenslenker in einem Schreiben ihre Mitarbeit bei der Entwicklung einer anderen Politik anbieten. In diesem Umfeld konnte auch die US-Notenbank Anleger nicht aus der Reserve locken. Sie unterließ nämlich in ihren Aussagen am Mittwoch während des späten US-Aktienhandels jeglichen Hinweis auf eine mögliche nächste Zinserhöhung im März, klang mithin für viele Marktakteure einen Tick taubenhafter als zuletzt. Im Dezember hatte sie für 2017 insgesamt drei Zinserhöhungen in den Raum gestellt.

   Wenig Bewegung bescheren die US-Konjunkturdaten den Finanzmärkten. In der Vorwoche sind in den USA spürbar weniger Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt worden. Die Markterwartung wurde unterboten. Die Produktivität außerhalb der Landwirtschaft ist im vierten Quartal 2016 deutlich stärker als erwartet gewachsen. Auch die Lohnstückkosten legten deutlicher zu, allerdings nicht ganz so kräftig wie prognostiziert.

Trumps verbale Kampagnen verunsichern Geopolitisch belasten die neuen Spannung zwischen den USA und dem Iran das Sentiment etwas. Die offizielle Bekanntgabe des iranischen Tests einer ballistischen Rakete hat eine scharfe Reaktion der Trump-Administration ausgelöst. Es handle sich um ein "destabilisierendes" und "provokatives" Verhalten, erklärte der Nationale Sicherheitsberater Michael Flynn. Er fügte hinzu, dass seine Erklärung als "offizielle" Warnung an den Iran gemeint sei. Trump selbst soll Medienberichten zufolge Mexiko mit der Entsendung von Truppen zur Eindämmung der illegalen Einwanderung gedroht haben. "Die US-Kampagne der Worte hat ganz klar Einfluss auf die Marktakteure (...)", sagt Marktstratege Kit Juckes von der Societe Generale.

   Nach den als taubenhaft interpretierten Aussagen der US-Notenbank am Vorabend neigt der Dollar zur Schwäche. Der Euro klettert auf 1,08 nach Wechselkursen um 1,0770 am Vorabend und im Vortagestief von rund 1,0740 Dollar. Dollarschwäche und Trump-Verunsicherung treiben derweil den Goldpreis auf 1.223 Dollar. Am Vorabend war die Feinunze für 1.208 Dollar zu haben gewesen.

   Die Dollarschwäche beflügelt auch die Ölpreise. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuert sich um 0,3 Prozent auf 54,05 Dollar, die globaler gehandelte Sorte Brent um 0,5 Prozent auf 57,08 Dollar. Im Handel ist von einer strikten Einhaltung der Opec-Förderdrosselung die Rede. Zudem gebe es eine kräftige Nachfrage aus Asien.

   Am Rentenmarkt ziehen die Notierungen nach den Konjunkturdaten spürbar an. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sinkt um 5 Basispunkte auf 2,43 Prozent. Rentenhändler sprechen von geringem Lohndruck und damit eher mäßigen Inflationsaussichten. Dies dämpft die Zinserhöhungsfantasie.

Mead Johnson vor Kursexplosion Am Aktienmarkt dominiert die Berichtssaison das Geschehen. Facebook hat mit ihren Geschäftszahlen die Erwartungen übertroffen. Die Aktie legt vorbörslich um 0,8 Prozent zu. Eine Kursexplosion zeichnet sich bei Mead Johnson Nutrition ab. Die Aktie springt um 26,9 Prozent nach oben auf 88,20 Dollar. Der britische Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser verhandelt mit dem Hersteller für Kleinkindnahrung über einen Kauf, wobei ein Gebot von 90 Dollar je Aktie im Raum steht. Das Angebot bewertet das US-Unternehmen insgesamt mit 16,7 Milliarden Dollar.

   Die Titel des Apple-Zulieferers Cirrus Logic brechen dagegen um 11 Prozent ein. Die Umsatzprognose des Unternehmens für das laufende Quartal verfehlte die Marktvorhersagen. Die Geschäftszahlen für die abgelaufene Periode übertrafen dagegen die Erwartungen umsatz- und gewinnseitig. Der Pharmakonzern Merck hat im vierten Quartal mit seinem Gewinn eine Punktlandung hingelegt. Die Titel ziehen um 0,7 Prozent an. Philip Morris International hat vor allem dank eines höheren Absatzes in der Region Asien/Pazifik den Umsatz im jüngsten Quartal um rund 9 Prozent gesteigert und damit stärker als von Analysten erwartet. Die Aktie legt um 2,5 Prozent zu. Ralph Lauren stürzen um 6,7 Prozent ab. Der Luxusgüterkonzern verliert seinen CEO Stefan Larsson nach unterschiedlichen Auffassungen über die Strategie des Unternehmens. Die Geschäftszahlen übertrafen indes die Markterwartungen.

=== US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,19 -2,0 1,21 -0,9 5 Jahre 1,90 -3,1 1,93 -2,6 7 Jahre 2,23 -3,2 2,26 -1,7 10 Jahre 2,44 -2,9 2,47 -0,2 30 Jahre 3,05 -2,6 3,07 -1,8

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:54 Mi, 17:15 % YTD EUR/USD 1,0815 +0,21% 1,0792 1,0757 +2,8% EUR/JPY 121,4806 -0,23% 121,7617 122,10 -2,1% EUR/CHF 1,0688 -0,03% 1,0691 1,0681 -0,2% EUR/GBP 0,8604 +1,16% 0,8522 1,1751 +0,9% USD/JPY 112,34 -0,43% 112,83 113,51 -3,9% GBP/USD 1,2568 -0,76% 1,2665 1,2640 +1,9%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 54,14 53,88 +0,5% 0,26 -1,0% Brent/ICE 57,09 56,8 +0,5% 0,29 -0,6%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.223,16 1.209,72 +1,1% +13,44 +6,2% Silber (Spot) 17,67 17,55 +0,7% +0,12 +11,0% Platin (Spot) 1.006,35 998,00 +0,8% +8,35 +11,4% Kupfer-Future 2,67 2,71 -1,5% -0,04 +6,7% === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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