15.08.2018 18:33:44

MÄRKTE USA/US-Börsen im Strudel der Türkei-Krise

Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Die Sorge vor einer Verschärfung der Krise in der Türkei und eine mögliche Ausweitung auf andere Schwellenländer sorgt am Mittwoch an der Wall Street für Verkaufsstimmung. Die Türkei hat die Zölle auf den Import mehrerer US-Produkte deutlich angehoben. Betroffen davon sind unter anderem Autos, alkoholische Getränke, Tabak- und Kosmetikprodukte. Erst am Vortag hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan einen Boykott für elektronische Geräte aus den USA verhängt.

Die Analysten von CMC Markets sprechen von einer "drohenden Währungs- und Schuldenkrise in den Schwellenländern mit dem Epizentrum Türkei". Sie verweisen in dem Zusammenhang darauf, dass sich die Hoffnung nicht erfüllt habe, dass der Einbruch der chinesischen Währung vielleicht schnell wieder neutralisiert würde.

Die Lira zeigt sich unterdessen weiter erholt, der Dollar kostet mit 6,0246 fast eine Lira weniger als in seinem jüngsten Rekordhoch. Unterstützung für die Lira kommt unter anderem aus Katar. Das Emirat will 15 Milliarden Dollar in der Türkei investieren, nachdem zuvor ein Treffen zwischen Präsident Recep Tayyip Erdogan und dem katarischen Staatsoberhaupt Tamim bin Hamad Al Thani stattgefunden hatte.

Eingetrübt wird die Stimmung besonders für Technologieaktien daneben davon, dass der chinesische Technologieriese Tencent enttäuschende Geschäftszahlen vorgelegt hat.

Der Dow-Jones-Index knickt um 0,9 Prozent auf 25.070 Punkte, lag im Tagestief aber auch schon unter 25.000 Punkten. Für den S&P-500 geht es um 1,0 Prozent nach unten und der technologielastige Nasdaq-Composite verliert 1,4 Prozent.

Neue und ganz überwiegend gut ausgefallene US-Konjunkturdaten gehen fast völlig unter. Die Daten hätten ohnehin nur den bekannten positiven Zustand der US-Wirtschaft bestätigt, heißt es dazu.

Tencent-Dämpfer für Techonologiebranche

Ganz am Ende bei den Branchen rangiert der Index der Energieaktien. Er verliert fast 3 Prozent. Software- und Halbleiteraktien verlieren rund 1,9 Prozent, Telekom- und IT-Aktien fast genauso viel.

Tencent habe in diesem Jahr zwar schon 170 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung verloren, der enttäuschende Rückgang des Gewinns im zweiten Quartal könnte laut Marktteilnehmern aber ein Indiz dafür sein, dass die Akteure am Markt noch nicht pessimistisch genug sind für den weltgrößten Hersteller von Videospielen. Vor diesem Hintergrund verlieren Alibaba.com 3, Baidu 2,2 und Alphabet 2,2 Prozent. Für Netflix geht es um 3,9, für Facebook um 2,2 und für Amazon um 1,5 Prozent abwärts.

Am besten schlägt sich derweil der US-Index der Versorger, die von internationalen Handelsstreitigkeiten potenziell wenig betroffen sind. Er steigt um gut 1 Prozent. Ähnlich stark legt der Index der stark binnenkonjunkturabhängigen Haushaltskonsumgüterhersteller zu.

Unter den Einzelwerten stehen Macy's stark unter Druck. Gut ist den Anlegern bei der Kaufhauskette offenbar nicht gut genug. Laut Analyst Chuck Grom von Gordon Haskett Research Advisors hat das Unternehmen im zweiten Quartal seine Hausaufgaben gemacht. Außerdem wurde der Ausblick erhöht. Neil Saunders, Direktor bei Globaldata Retail, sieht Macy's dagegen skeptischer. In wichtigen Kategorien verliere das Unternehmen Marktanteile und neue Ideen seien nur in kleinsten Kernbereichen der Filialen umgesetzt worden. Möglicherweise bewege sich Macy's zu langsam, warnt er. Der Markt scheint Saunders zu folgen, die Aktie verliert fast 14 Prozent.

Für Performance Food Group geht es um 11,9 Prozent südwärts, nachdem Gewinn und Umsatz im vierten Geschäftsquartal die Erwartungen des Marktes verfehlt haben.

Die US-Berichtssaison liegt derweil in den letzten Zügen. Nach Handelsende wird Cisco Systems Zahlen bekannt geben. Die Aktie gibt im Vorfeld um 2 Prozent nach. Für Cree geht es um 7,4 Prozent abwärts, weil der Beleuchtungsspezialist hat mit den Ergebnissen für das vierte Geschäftsquartal zwar die Erwartungen des Marktes erfüllte, der Ausblick aber enttäuscht.

Apple halten sich mit einem Minus von 0,2 Prozent besser als der breite Markt. Die Beteiligungsgesellschaft von Warren Buffett, Berkshire Hathaway, hat im zweiten Quartal ihre Beteiligung am Technologiekonzern Apple aufgestockt und auch bei Goldman Sachs erneut zugegriffen. Goldman Sachs legen um 0,1 Prozent zu.

Goldpreis bleibt unter Druck

Am Rohstoffmarkt macht neben den Sorgen vor einer globalen konjunkturellen Abschwächung der festen Dollar den Preisen zu schaffen. Beim Öl kommen noch unerwartet stark gestiegene US-Ölvorräte dazu. US-Öl verliert 3,5 Prozent auf 64,71 Dollar je Barrel.

Der Goldpreis entfernt sich weiter von der psychologisch wichtigen Marke von 1.200 Dollar je Feinunze. Er liegt aktuell 17 Dollar niedriger als am Vortag bei 1.176 Dollar, Das Edelmetall ist damit so billig wie zuletzt Anfang 2017 und profitiert nicht von seinem immer mehr verblassenden Ruf als sicherer Hafen. Viel mehr macht ihm neben dem Dollar die Aussicht auf steigende US-Zinsen zu schaffen, weil es dadurch relativ an Attraktivität verliert.

Der Dollar zeigt sich zum Euro weiter fest, der Euro kostet 1,1337 Dollar. Der Yen profitiert dagegen von seinem Ruf als sicherer Hafen und holt deutlich auf. Der Dollar fällt von rund 111,40 auf 110,64 Yen zurück.

US-Anleihen werden wegen der Türkei-Krise ebenfalls als sicherer Hafen angesteuert. Die Rendite zehnjähriger Papiere fällt kräftig um 5 Basispunkte auf 2,85 Prozent.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 25.069,74 -0,91 -230,18 1,42

S&P-500 2.812,77 -0,96 -27,19 5,20

Nasdaq-Comp. 7.758,92 -1,42 -111,97 12,39

Nasdaq-100 7.333,67 -1,52 -113,50 14,65

US-Anleihen

Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD

2 Jahre 2,60 -4,1 2,64 139,4

5 Jahre 2,72 -4,9 2,77 79,9

7 Jahre 2,80 -5,0 2,85 54,9

10 Jahre 2,85 -4,9 2,90 40,6

30 Jahre 3,03 -3,9 3,07 -4,0

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 7.55 Uhr Di, 17.29 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1337 -0,07% 1,1328 1,1359 -5,6%

EUR/JPY 125,43 -0,60% 126,05 125,91 -7,3%

EUR/CHF 1,1277 +0,01% 1,1287 1,1275 -3,7%

EUR/GBP 0,8929 +0,12% 0,8915 0,8914 +0,4%

USD/JPY 110,64 -0,52% 111,27 110,86 -1,8%

GBP/USD 1,2697 -0,20% 1,2706 1,2744 -6,0%

Bitcoin

BTC/USD 6.559,39 +7,0% 6.335,29 6.051,67 -52,0%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 64,76 67,04 -3,4% -2,28 +9,6%

Brent/ICE 70,61 72,46 -2,6% -1,85 +10,0%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.176,21 1.194,10 -1,5% -17,89 -9,7%

Silber (Spot) 14,44 15,06 -4,1% -0,62 -14,7%

Platin (Spot) 765,70 803,00 -4,6% -37,30 -17,6%

Kupfer-Future 2,57 2,68 -4,3% -0,12 -23,2%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos/ros

(END) Dow Jones Newswires

August 15, 2018 12:34 ET (16:34 GMT)

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