04.10.2018 09:52:45

MÄRKTE EUROPA/US-Zinsaussagen belasten Aktien und Bonds

FRANKFURT (Dow Jones)--Deutlich im Minus zeigen sich am Donnerstag die Aktienmärkte in Europa. Wie erwartet belastet der globale Anstieg der Renditen angesichts der Furcht vor schnelleren US-Zinserhöhungen. Der DAX fällt 0,6 Prozent auf 12.216 Punkte, der Euro-Stoxx-50 um 0,6 Prozent auf 3.384 Zähler. Die Aktienmärkte verdecken damit jedoch den echten Umfang der negativen Reaktion, denn die zwischenzeitliche Entspannung um Italien hatte am Vortag für Kursgewinne gesorgt. Nur der Terminkontrakt auf den Euro-Stoxx spiegelt dies mit 1,7 Prozent Minus wider. Im DAX wurde aufgrund eines Feiertages am Mittwoch jedoch nicht gehandelt.

Auslöser des globalen Zinssprungs waren Aussagen mehrerer US-Notenbanker, darunter nach US-Börsenschluss auch Fed-Chef Jerome Powell. Sie deuteten an, die Fed könnte in ihrer Zinspolitik von neutral auf leicht restriktiv gehen. Grund waren kräftig gestiegene US-Konjunkturdaten. Der ADP-Arbeitsmarktbericht war am Mittwoch deutlich stärker als erwartet, und der ISM für den Dienstleistungsbereich ist auf Rekordniveau gestiegen. "Der Markt dürfte nun erst einmal auf den großen US-Arbeitsmarktbericht am Freitag warten, um sich ein Bild von der Lage zu machen", sagt ein Händler.

Renditen springen nach Fed-Aussagen weltweit an

Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds stieg nach den Aussagen mit 3,18 Prozent auf dem höchsten Stand seit 2011, mit dem Sprung über die Marke von 3,10 Prozent hat sie aus technischer Sicht ein Verkaufssignal für die Anleihen erzeugt. "Mit steigenden Anleiherenditen kommen umgekehrt weltweit die Aktienbewertungen unter Druck, da sie in Konkurrenz zu den Anleihen stehen", sagt ein anderer Händler. Auch in Japan steigt die Rendite der Zehnjährigen, nun sogar deutlich über das Notenbank-Ziel. Die deutschen Bundesanleihen sind knapp auf ein Zwei-Wochentief gefallen. Im Fahrwasser der Rendite zieht der Dollar stark an und setzt wiederum die Emerging Markets unter Druck. Der Euro ist unter die 1,15er-Marke gefallen auf rund 1,1490 Dollar.

Steigende Zinsen trotz gebremster Konjunktur

Sorgen macht am Markt, dass die Zinsen jetzt steigen, während gleichzeitig in Europa und China die Konjunkturindikatoren eher nach unten drehen. Damit bestehe die Gefahr, dass der Zinsanstieg nicht von einer noch stärker steigenden Konjunktur aufgefangen wird. Sehr genau wird daher auf die VDMA-Auftragseingänge für den deutschen Maschinenbau am Vormittag geachtet. "Die gute Stimmung in Europa verpufft", sagt ein weiterer Händler. Am Mittwoch hatten sich die Kurse noch erholt aufgrund von Berichten, Italien könnte ab 2020 das Defizit wieder herunterfahren.

Unberührt von Zinsängsten springen die Aktien von Gerry Weber um 15 Prozent. Dort zieht sich die Familie aus dem Modeunternehmen zurück. "Damit kann der Vorstand die Restrukturierung angehen", sagt ein Händler. Der Markt dürfte das mit Vorschusslorbeeren honorieren, ergänzt er.

Im DAX brechen Continental um 3,9 Prozent ein auf 146,80 Euro. Hier belastete zunächst eine Abstufung durch Exane BNP auf "Underperform" nach "Neutral". Durch die ersten Kursverluste sei die Aktie aber durch die 150-Euro-Marke gedrückt worden, sagt ein Händler: "Das hat für massive Abverkäufe durch Stop-Loss-Orders gesorgt, weil es danach kaum noch Unterstützungen nach unten gibt". Die Aktie habe charttechnisch "einen luftleeren Raum" bis 107 Euro nach unten.

Daimler steigen umgekehrt um 0,2 Prozent gegen die Autobranche, da Exane hier die Einstufung erhöht hat auf "Neutral". BMW geben 1,1 Prozent nach, VW um 1 Prozent. Bei Anlegern setzt sich immer mehr die Ansicht durch, dass das Diesel-Thema trotz politisch vollmundiger Aussagen noch völlig offen geblieben ist.

DAX-Neuling Wirecard geben nur 0,3 Prozent nach. Hier wird das Interview von CEO Braun im Handelsblatt sehr positiv aufgenommen. Der Vorstandschef geht angesichts des Trends zu mobilen Zahlungslösungen von stark steigenden Kursen der Aktie in den kommenden Jahren aus.

Bei Lufthansa geht es 2,1 Prozent tiefer angesichts weiter steigender Ölpreise. Auch Air France fallen um 2 Prozent. Die Ankündigung einer Kapitalerhöhung lässt bei den Nebenwerten Epigenomics um 13 Prozent einbrechen. Das Biotechnologieunternehmen plant die Erhöhung des Eigenkapitals von bis zu 50 Prozent der ausgegebenen Aktien, wie der Konzern mitteilte. Am Dienstag war der Kurs zeitweise um über 20 Prozent gestiegen.

Bei der Commerzbank geht es um 1,8 Prozent höher. Hier hat die Credit Suisse die Aktien von der Verkaufsempfehlung befreit und stuft sie nunmehr mit "Neutral" ein. Goldman Sachs geht bei Telefonica Deutschland wieder auf "Neutral" nach oben und zieht die Aktien damit um 1,7 Prozent. Bei Nordex im TecDAX treibt die aufgehobene Verkaufsempfehlung der Deutschen Bank auf "Hold" um 1,8 Prozent. Nordex hat überdies am Morgen einen Auftrag zur Errichtung eines 81-Megawatt-Windparks im Westen Finnlands vermeldet.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.384,05 -0,63 -21,43 -3,42

Stoxx-50 3.067,17 -0,48 -14,82 -3,48

DAX 12.215,99 -0,58 -71,59 -5,43

MDAX 25.854,32 -0,40 -102,61 -1,32

TecDAX 2.833,29 -0,44 -12,47 12,03

SDAX 11.849,19 -0,46 -55,30 -0,32

FTSE 7.463,00 -0,63 -47,28 -2,31

CAC 5.452,12 -0,72 -39,28 2,63

Bund-Future 158,13 -0,24 1,24

DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Mi, 19.32 Uhr

EUR/USD 1,1492 +0,1% 1,1481 1,1523

EUR/JPY 131,32 -0,1% 131,45 131,76

EUR/CHF 1,1381 +0,1% 1,1375 1,1401

EUR/GBR 0,8860 -0,1% 0,8866 0,8871

USD/JPY 114,29 -0,2% 114,48 114,35

GBP/USD 1,2969 +0,1% 1,2953 1,2990

Bitcoin

BTC/USD 6.578,87 +1,3% 6.492,66 6.510,01

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 Jahre -0,54 -0,53 0,07

Deutschland 10 Jahre 0,53 0,47 0,10

USA 2 Jahre 2,88 2,86 0,99

USA 10 Jahre 3,20 3,19 0,79

Japan 2 Jahre -0,11 -0,12 0,03

Japan 10 Jahre 0,16 0,14 0,11

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 76,40 76,41 -0,0% -0,01 +30,9%

Brent/ICE 86,32 86,29 +0,0% 0,03 +36,0%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.200,25 1.197,38 +0,2% +2,87 -7,9%

Silber (Spot) 14,64 14,63 +0,0% +0,01 -13,6%

Platin (Spot) 826,85 827,00 -0,0% -0,15 -11,0%

Kupfer-Future 2,82 2,83 -0,4% -0,01 -15,8%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mod/cln

(END) Dow Jones Newswires

October 04, 2018 03:52 ET (07:52 GMT)

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AIR France - KLMShs American Deposit Receipt Repr 1 Sh 0,70 -2,11% AIR France - KLMShs American Deposit Receipt Repr 1 Sh
BMW AG 77,72 -2,66% BMW AG
BMW Vz. 71,85 -2,64% BMW Vz.
Commerzbank AG (spons. ADRs) 15,10 2,03% Commerzbank AG (spons. ADRs)
Commerzbank 15,41 2,16% Commerzbank
Continental AG (spons. ADRs) 6,35 -2,31% Continental AG  (spons. ADRs)
Continental AG 65,18 -1,87% Continental AG
Daimler AG Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1 Sh 13,30 -4,32% Daimler AG Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1 Sh
Deutsche Lufthansa AG (spons. ADRs) 6,60 -0,75% Deutsche Lufthansa AG  (spons. ADRs)
Lufthansa AG 6,61 -1,55% Lufthansa AG
Mercedes-Benz Group (ex Daimler) 54,38 -3,51% Mercedes-Benz Group (ex Daimler)
Nordex AG 11,37 -1,30% Nordex AG
Telefonica Deutschland AG (O2) 2,10 0,48% Telefonica Deutschland AG (O2)
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Volkswagen (VW) AG Vz. 85,98 -2,03% Volkswagen (VW) AG Vz.
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