MÄRKTE EUROPA/Risikoaversion steigt - Osram verschreckt mit Gewinnwarnung

Von Thomas Leppert

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Berg- und Talfahrt an den Börsen in Europa dauert an. Nach dem Plus am Vortag ging es am Donnerstag deutlich nach unten. Dabei nahmen die europäischen Indizes auf der Fahrt nach unten wieder Schwung auf. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China schwelt weiter. Gleichzeitig birgt der mit Spannung erwartete EU-Gipfel in Brüssel viel Sprengstoff für die deutsche Politik, aber auch für Europa. Und die Gewinnwarnung von Osram belastete den gesamten Sektor. Der DAX verlor 1,4 Prozent auf 12.177 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 ging es um 0,9 Prozent auf 3.366 Zähler nach unten. Der sichere Hafen der Bundesanleihen ist weiter gesucht, die Anleihen konnten kleine Gewinne verbuchen.

Nachdem der europäische Mini-Gipfel am vergangenen Wochenende schon keinen Durchbruch im Asylstreit gebracht hat, stehen die Chancen auch beim großen Gipfel schlecht. CDU und CSU sind in der Asylpolitik weiter tief zerstritten. Bundeskanzlerin Angela Merkel erneuerte zwar die Forderung nach bilateralen Lösungen bei der Zurückweisung von Flüchtlingen. Innenminister Horst Seehofer und die CSU wollen Flüchtlinge hingegen im Alleingang abweisen und pochen darauf, dass Merkel entsprechende Lösungen beim EU-Gipfel durchsetzt. Wie der Streit ausgeht, ist derzeit völlig offen.

Für den Euro spielt der EU-Gipfel nach Einschätzung der Commerzbank keine größere Rolle. Der Markt sehe in den innenpolitischen Streitereien in Deutschland kein systemisches Risiko für den Euroraum. Auch die kurzzeitige Regierungskrise in Italien habe das erst vor kurzem wieder sehr schön gezeigt. Erst als die Angst vor einem potenziellen Ausstieg Italiens aus dem Euroraum aufflackerte, kam der Euro unter Druck. Der Euro notiert bei etwa 1,1580 Dollar wenig verändert.

Osram-Gewinnwarnung lastet auf dem Automobilsektor

Der eskalierende Handelsstreit und die jüngsten Gewinnwarnungen aus der Automobilindustrie haben ein neues Opfer gefunden. Osram hat die Prognose gesenkt und nennt als Grund die Marktabschwächung im Automobilbereich und Projektverschiebungen. Die DZ Bank hatte dies bereits vor zwei Tagen prognostiziert und die Gewinnschätzung für die Münchener deutlich gesenkt. Für die Aktie ging es um 21,7 Prozent nach unten, seit Jahresbeginn hat sie sich mehr als halbiert. Auch die Aktien anderer Automobilzulieferer wurden verkauft, so verloren Hella 5,1 Prozent, die Aktie von Schaeffler fiel um 5,7 Prozent, Infineon 4,2 und Continental 2,5 Prozent. Der Sektor der Automobilwerte gehörte mit einem Minus von 2,2 Prozent zu den größten Verlierern in Europa.

Greene King hofft auf gute Fußballweltmeisterschaft der Three Lions

Die Aktien von Greene King fielen um 9 Prozent, nachdem die britische Pub-Gruppe einen Rückgang des bereinigten Ergebnisses vor Steuern um 11 Prozent auf 243 Millionen Pfund für das Geschäftsjahr 2017/18 bekannt gegeben hatte. Vieles hänge im noch jungen Geschäftsjahr von der laufenden Fußballweltmeisterschaft ab. "Greene-King-Boss Rooney Anand hofft auf ein starkes England bei der WM", sagte Neil Wilson von Markets.com. "Je länger England im Wettbewerb bleibt, desto länger dürften in den Pubs die Umsätze steigen." Ansonsten werde es ein schwieriges Jahr.

Die 2018er Zahlen des britischen Verkehrsunternehmens Stagecoach überraschten die Analysten von Liberum positiv. "Das Ergebnis der Stagecoach-Gruppe ist über unserer und über der Konsensprognose ausgefallen", so die Analysten. Für die Aktie ging es um 4,3 Prozent nach oben.

Defensive Aktien aus dem Nahrungsmittelsektor gesucht

Die Anleger kaufen sich in diesen stürmischen Zeiten in den Sektor der defensiven Lebensmittel-Hersteller ein. Er schloss als einziger knapp im Plus. "Die Branche zeichnet sich durch eine relativ stabile Nachfrage aus", hieß es in einer Studie der NordLB. Auf den reifen Märkten rechnet sie bei hoher Kaufkraft der Bevölkerung nur mit einem geringen Wachstum. In den Schwellenländern seien wegen des Bevölkerungswachstums und der steigenden Einkommen höhere Zuwachssraten möglich. Zu den Gewinnern des Tages zählten Diageo (plus 0,9 Prozent) und Nestle (plus 0,8 Prozent).

Gegen den Trend legte die Aktie von Shop-Apotheke um 7,1 Prozent zu. Im Handel wurde darauf verwiesen, dass Amazon in den USA die Versand-Apotheke Pillpack gekauft hat. Sollte Amazon auch Ambitionen besitzen, nach Europa zu kommen, wäre Shop-Apotheke ein interessanter Übernahme-Kandidat, so ein Händler. Als enttäuschend wurden an der Börse auch die Zahlen von Fielmann aufgenommen, die Aktie schloss gut 13 Prozent schwächer.

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. Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn

Europa Euro-Stoxx-50 3.365,52 -31,61 -0,9% -4,0%

. Stoxx-50 3.020,12 -15,72 -0,5% -5,0%

. Stoxx-600 376,87 -3,10 -0,8% -3,2%

Frankfurt XETRA-DAX 12.177,23 -171,38 -1,4% -5,7%

London FTSE-100 London 7.612,31 -9,38 -0,1% -1,9%

Paris CAC-40 Paris 5.275,64 -51,56 -1,0% -0,7%

Amsterdam AEX Amsterdam 547,48 -4,70 -0,9% +0,5%

Athen ATHEX-20 Athen 1.953,11 -58,05 -2,9% -6,3%

Brüssel BEL-20 Bruessel 3.702,24 -26,86 -0,7% -6,9%

Budapest BUX Budapest 35.258,85 -328,61 -0,9% -10,5%

Helsinki OMXH-25 Helsinki 4.145,34 -22,28 -0,5% +5,8%

Istanbul ISE NAT. 30 Istanbul 118.083,16 +340,76 +0,3% -16,3%

Kopenhagen OMXC-20 Kopenhagen 951,39 -11,48 -1,2% -7,1%

Lissabon PSI 20 Lissabon 5.591,62 -37,29 -0,7% +3,1%

Madrid IBEX-35 Madrid 9.589,00 -69,60 -0,7% -4,5%

Mailand FTSE-MIB Mailand 21.432,34 -125,57 -0,6% -2,3%

Moskau RTS Moskau 1.125,13 +0,29 +0,0% -2,5%

Oslo OBX Oslo 809,93 -5,58 -0,7% +9,0%

Prag PX Prag 1.051,85 +0,13 +0,0% -2,4%

Stockholm OMXS-30 Stockholm 1.531,66 -9,22 -0,6% -2,9%

Warschau WIG-20 Warschau 2.098,75 -44,50 -2,1% -14,7%

Wien ATX Wien 3.245,47 -19,04 -0,6% -5,3%

Zürich SMI Zuerich 8.461,71 -42,79 -0,5% -9,8%

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 7.40 Uhr Mi, 17.10 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1582 +0,19% 1,1554 1,1591 -3,6%

EUR/JPY 127,79 +0,30% 127,43 127,97 -5,5%

EUR/CHF 1,1555 +0,29% 1,1530 1,1536 -1,3%

EUR/GBP 0,8845 +0,37% 0,8836 1,1340 -0,5%

USD/JPY 110,33 +0,10% 110,30 110,39 -2,1%

GBP/USD 1,3095 -0,16% 1,3075 1,3147 -3,1%

Bitcoin

BTC/USD 6.113,79 -0,5% 6.122,64 6.105,74 -55,2%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 Jahre -0,68 -0,68 -0,06

Deutschland 10 Jahre 0,32 0,32 -0,11

USA 2 Jahre 2,51 2,50 0,62

USA 10 Jahre 2,84 2,82 0,43

Japan 2 Jahre -0,14 -0,13 0,00

Japan 10 Jahre 0,03 0,03 -0,02

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 73,57 72,76 +1,1% 0,81 +23,8%

Brent/ICE 77,74 77,62 +0,2% 0,12 +19,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.250,65 1.252,46 -0,1% -1,81 -4,0%

Silber (Spot) 16,00 16,05 -0,3% -0,05 -5,5%

Platin (Spot) 848,45 858,00 -1,1% -9,55 -8,7%

Kupfer-Future 2,95 2,98 -1,1% -0,03 -11,3%

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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/cln

(END) Dow Jones Newswires

June 28, 2018 12:12 ET (16:12 GMT)