14.11.2018 16:28:45

MÄRKTE EUROPA/Knapp behauptet - Politische Risiken bleiben

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einer Verkaufswelle am Vormittag notieren die Börsen in Europa nun noch knapp im Minus. Am Morgen verschreckte zunächst, dass Italien den Haushaltsentwurf für 2019 nicht wie von der EU gefordert nachgebessert hat. Daneben missfiel das deutsche BIP: Es schrumpfte im dritten Quartal zum Vorquartal erstmals seit 2015 wieder und zudem etwas stärker als von Ökonomen erwartet. Ein Grund für die Schwäche dürften Absatzprobleme der deutschen Autoindustrie gewesen sein, die nach der Einführung eines neuen Abgastestverfahrens eintraten.

Nicht als großer Durchbruch wird der offenbar auf Unterhändlerebene gefundene Brexit-Kompromiss gefeiert, zumal er noch lange nicht in trockenen Tüchern ist. Am Nachmittag liefert die Wall Street einen positiven Impuls, die nach zuletzt drei Verlusttagen im Plus in den Handel gestartet ist. Der DAX notiert nach einem Tagestief bei 11.315 Punkten mit einem Minus von 0,1 Prozent bei 11.460 Punkten, der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,3 Prozent auf 3.215 Punkte nach.

Beim Brexit-Kompromiss dürften sich alle Beteiligten als Verlierer fühlen, kommentiert die Commerzbank die Details, die bislang durchgesickert sind. Den vollständigen Text halte die britische Premierministerin Theresa May unter Verschluss, bis ihr Kabinett darüber abstimme. Bis zum Inkrafttreten der Einigung sei es noch ein holpriger Weg. Dabei sei nicht etwa die Kabinettssitzung die größte Hürde, sondern die Ratifizierung im britischen Parlament.

Aktien und Anleihen in Italien leiden unter Budgetsturheit der Regierung

Die Börsen in Mailand und Athen sind die Schlusslichter in Europa. In Mailand verliert der FTSE MIB 0,6 Prozent, in Athen geht es für den FTSE/Athex um 1,7 Prozent nach unten. Hintergrund ist die Sorge um die Schuldentragfähigkeit Italiens, nachdem die Regierung in Rom den stark schuldenerhöhenden Haushaltsentwurf nicht nachgebessert hat.

Die EU will eine höhere Neuverschuldung als jene 0,8 Prozent des BIP nicht akzeptieren, welche die Vorgängerregierung in Rom noch geplant hatte. Der aktuelle Entwurf der neuen Mitte-Rechts-Regierung sieht 2,4 Prozent vor. Diese Sorge schlägt sich am Anleihemarkt nieder, wo das Renditeniveau anzieht. Eine noch höhere Staatsverschuldung weist im Euroraum nur Griechenland auf. Aktien und Anleihen dort werden daher in Sippenhaft genommen.

Berichtssaison tobt - Wirecard unter Druck

Bei den Einzelunternehmen gibt es erneut eine Flut an Geschäftszahlen zu verarbeiten. Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA (Kurs plus 3,6 Prozent) hat im dritten Quartal den Gegenwind von der Währungsseite zu spüren bekommen. Das kräftige organische Umsatzwachstum wurde von negativen Währungseinflüssen gebremst. "Die Zahlen waren gut, und den leicht mauen Ausblick hat die Aktie nun verdaut", so ein Händler zum Kursverlauf.

Schlusslicht im DAX sind Wirecard mit einem Minus von 4,3 Prozent. Händler sprechen von "gemischt ausgefallenen" endgültigen Zahlen des Bezahldienstleisters. Auf den Kurs drückten unter anderem die Wachstumsraten des Transaktionsvolumens, die verglichen mit dem ersten Halbjahr zurückgegangen seien, heißt es im Handel. Im Tagestief betrug das Minus bereits fast 7 Prozent.

Gute Zahlen haben die Versorger vorgelegt. Eon ziehen um 4,2 Prozent an. Hier haben die bereinigten Gewinnkennziffern die Erwartungen übertroffen und der Ausblick liegt in der oberen Hälfte des bisherigen Ausblicks. RWE steigen um 1,5 Prozent.

Autoaktien sind bislang Tagesgewinner. Ihr Stoxx-Subindex liegt 1,5 Prozent im Plus angesichts von Spekulationen, wonach von Präsident Trump angedachte Strafzölle auf US-Autoimporte zunächst womöglich nicht kommen werden. Auf der Verliererseite finden sich die Indizes für Öl- und Gaswerte sowie für Rohstoffaktien. Hier macht sich der jüngste Abwärtstrend bei den Ölpreisen bemerkbar.

Kursdebakel bei Shop-Apotheke

Ein Kurseinbruch von 12 Prozent erleidet die Aktie von Shop Apotheke nach einer Gewinnwarnung. Das Unternehmen sieht die bereinigte operative Gewinnmarge nur noch bei bis zu minus 2 Prozent nach bislang in Aussicht gestellten minus 0,5 Prozent.

Mediaset brechen in Mailand nach den Zahlen ein, der Kurs fällt um 6 Prozent. Das dritten Quartal sei zwar mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, das Unternehmen rechne aber mit Gegenwind bei den Werbeeinnahmen. Ähnliches war zuletzt schon von Prosieben und RTL zu hören gewesen.

===

INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.214,64 -0,32 -10,18 -8,26

Stoxx-50 2.949,52 -0,48 -14,33 -7,18

DAX 11.459,86 -0,11 -12,36 -11,29

MDAX 24.122,98 0,11 26,04 -7,93

TecDAX 2.599,55 -0,30 -7,82 2,79

SDAX 10.778,64 -0,97 -105,14 -9,32

FTSE 7.069,68 0,23 15,92 -8,25

CAC 5.091,67 -0,20 -10,17 -4,16

Bund-Future 160,07 -0,29 2,48

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:57 Di, 17:10 % YTD

EUR/USD 1,1323 +0,21% 1,1295 1,1279 -5,8%

EUR/JPY 128,91 +0,27% 128,66 128,50 -4,7%

EUR/CHF 1,1405 +0,27% 1,1375 1,1376 -2,6%

EUR/GBP 0,8724 +0,66% 0,8694 0,8675 -1,9%

USD/JPY 113,88 +0,05% 113,90 113,97 +1,1%

GBP/USD 1,2974 -0,47% 1,2991 1,3008 -4,0%

Bitcoin

BTC/USD 6.247,86 -1,5% 6.365,90 6.355,10 -54,3%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 J. -0,62 -0,61 0,00

Deutschland 10 J. 0,41 0,41 -0,03

USA 2 Jahre 2,90 2,89 1,00

USA 10 Jahre 3,15 3,14 0,74

Japan 2 Jahre -0,15 -0,14 -0,01

Japan 10 Jahre 0,10 0,11 0,05

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 57,00 55,69 +2,4% 1,31 -1,8%

Brent/ICE 67,50 65,47 +3,1% 2,03 +6,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.201,92 1.202,30 -0,0% -0,38 -7,8%

Silber (Spot) 14,05 14,00 +0,4% +0,06 -17,0%

Platin (Spot) 837,40 839,50 -0,3% -2,10 -9,9%

Kupfer-Future 2,70 2,69 +0,6% +0,02 -19,3%

===

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/ros

(END) Dow Jones Newswires

November 14, 2018 10:28 ET (15:28 GMT)

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Analysen zu Merck KGaA Sponsored American Deposit Receiptmehr Analysen

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

E.ON SE 11,86 -0,34% E.ON SE
E.ON sp. ADRs 11,70 0,00% E.ON sp. ADRs
Merck KGaA Sponsored American Deposit Receipt 27,80 -1,42% Merck KGaA Sponsored American Deposit Receipt
Merck KGaA 140,80 -1,09% Merck KGaA
RWE AG (spons. ADRs) 29,00 -2,03% RWE AG  (spons. ADRs)
RWE AG St. 29,27 -2,01% RWE AG St.
Wirecard AG 0,02 -1,04% Wirecard AG

Indizes in diesem Artikel

DAX 20 405,92 -0,10%
FTSE MIB 34 874,99 0,05%