09.09.2020 13:42:42

MÄRKTE EUROPA/Fest - Europa profitiert von Umschichtungen

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten geht es am Mittwochmittag weiter aufwärts. Der DAX steigt um 1,0 Prozent auf 13.099 Punkte, der Euro-Stoxx-50 verbessert sich um 0,9 Prozent auf 3.295 Punkte. Händler sprechen von Umschichtungen aus den hoch bewerteten US-Technologietiteln in zurückgebliebene europäische Werte. Während die US-Technologiebörse Nasdaq-100 innerhalb von nur vier Handelstagen 11 Prozent an Wert verloren hat, kann sich der DAX schon wieder über der 13.000er Marke festsetzen. Aber auch in den USA handele es sich bei dem Rückschlag eher um eine Korrektur als um eine Trendwende: "Etwas Volatilität - also Anfälligkeit für Schwankungen - nach rekordhohen Aktienmarktspitzen ist nur natürlich", sagt Chris Gannatti, Analyst beim Vermögensverwalter Wisdomtree.

Europaweit gefragt sind die Öl- und Gaswerte sowie die Telekommunikations-Aktien, ihre Stoxx-Branchenindizes steigen um jeweils 2 Prozent. Die zuletzt gesuchten Autotitel legen dagegen eine Pause ein, ihr Index kommt leicht zurück.

Bei dem Spitzengespräch von Regierung und Industrie zur Lage der Autobranche sind am Vorabend Entscheidungen über weitere Hilfen zunächst offen geblieben. Wie Regierungssprecher Steffen Seibert mitteilte, wurden Arbeitsgruppen eingesetzt, die Möglichkeiten dafür prüfen sollen. Die von der CSU erneut geforderte Kaufprämie auch für Autos mit Verbrennungsmotor wird in dem Beschlusspapier nicht erwähnt. Die Autoindustrie leidet derzeit unter einem Absatzeinbruch und strukturellen Problemen, die durch die Coronavirus-Krise verstärkt wurden. Die Branche "steht vor großen konjunkturellen und strukturellen Herausforderungen", erklärte dazu Seibert. Dies bedeutet allerdings nur einen kleinen Dämpfer für den Sektor, der 0,5 Prozent leichter tendiert.

VW geben um 1,2 Prozent nach, BMW gewinnen 0,5 Prozent und Daimler legen um 1,3 Prozent zu.

Hoffnung auf schnellen Corona-Impfstoff erhält Dämpfer

Verlierer Nummer eins ist einmal mehr der Index der Reise- und Freizeit-Aktien mit einem Minus von 1,8 Prozent. Hier belastet, dass der Coronavirus-Impfstoffkandidat von Astrazeneca in den klinischen Studien der Phase 3 zunächst einen Rückschlag erlitten hat. Damit könnte ein Reisen wie vor der Pandemie noch länger auf sich warten lassen. Auch die von Reisen abhängigen Aktien fallen weiter, so MTU mit einem Minus von 2,9 Prozent.

Astrazeneca geben 1,7 Prozent ab. Der Konzern hat die klinischen Studien der Phase 3 unterbrochen, nachdem bei einem Teilnehmer eine schwere Nebenwirkung aufgetreten war. "Diese Rückschläge sind in Studien nicht ungewöhnlich, und Standardüberprüfungsverfahren lösen Pausen zur Untersuchung der Daten aus", so Stephen Innes, Marktstratege bei AXI Trader. Nun würden Investoren das Ergebnis der Untersuchung genau verfolgen. Aber letzten Endes habe der von Impfstoff-Hoffnungen beflügelte Optimismus an den Börsen einen Dämpfer erhalten.

Indessen gibt es auch positive Nachrichten zur geplanten Eindämmung der Corona-Pandemie. So legen die Aktien von Qiagen um 3,2 Prozent zu, nachdem das Unternehmen die Einführung eines tragbaren Corona-Schnelltests angekündigt hat. Für Biontech geht es in Frankfurt um 4,4 Prozent nach oben. Der zusammen mit Pfizer entwickelte Covid-Impfstoff sei "nahezu perfekt", sagte Biontech-CEO Ugur Sahin zu CNN. Dies sei zwar "viel Marketing", kommentiert ein Händler, jedoch lese der Markt das umgekehrt so, dass keine Probleme beobachtet worden seien und das Mittel wie erhofft Anfang November zugelassen werden könne.

Im DAX steigen Munich Re um 3,5 Prozent auf 251,90 Euro, Jefferies hat das Kursziel auf 275 Euro angehoben. In Mailand gewinnen Mediaset nach ihren Halbjahreszahlen 0,5 Prozent. Für Marktteilnehmer ist der Einbruch der Werbeeinnahmen die erwartete Folge von Corona, vor allem in Italien und Spanien sei es abwärts gegangen. Allerdings spricht der italienische Medienkonzern bereits von absehbarer Besserung im zweiten Halbjahr. Im Gefolge der Mediaset-Zahlen fallen Prosieben um 1,5 Prozent, RTL Group gewinnen 0,3 Prozent.

Die Papiere von LVMH geben um 1,3 Prozent nach. Der Luxusgüterkonzern droht die Übernahme des Schmuckhändlers Tiffany platzen zu lassen. Wie die LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton SE mitteilte, sieht sie sich unter den gegenwärtigen Umständen nicht in der Lage, die Transaktion zu den vereinbarten Konditionen durchzuführen. Tiffany hingegen besteht auf einen Abschluss der Übernahme und will diesen notfalls gerichtlich erzwingen.

Um gut 8 Prozent nach oben geht es mit Flatex. Der Online-Broker hat erneut sein Jahresziel erhöht. Er hofft nun auf 70 Millionen Kundentransaktionen im Jahr, im Sommer hatte man noch mit bis zu 50 Millionen gerechnet. Mit den überwiegend aktiven Trading-Kunden habe man von der corona-induzierte Volatilität des Marktes profitiert, heißt es im Handel.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.295,19 0,85 27,82 -12,01

Stoxx-50 2.972,25 0,95 28,03 -12,66

DAX 13.099,00 1,01 130,67 -1,13

MDAX 27.307,91 0,36 97,57 -3,55

TecDAX 3.062,53 1,27 38,51 1,58

SDAX 12.363,81 0,08 10,43 -1,18

FTSE 5.981,43 0,86 51,13 -21,37

CAC 5.001,15 0,56 27,63 -16,34

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,50 0,00 -0,74

US-Zehnjahresrendite 0,68 0,00 -2,00

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:30 Uhr Di, 17:16 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1761 -0,10% 1,1768 1,1798 +4,9%

EUR/JPY 124,86 +0,08% 124,56 124,97 +2,4%

EUR/CHF 1,0800 -0,07% 1,0808 1,0814 -0,5%

EUR/GBP 0,9105 +0,37% 0,9093 0,9049 +7,6%

USD/JPY 106,17 +0,17% 105,84 105,92 -2,4%

GBP/USD 1,2915 -0,47% 1,2942 1,3036 -2,5%

USD/CNH (Offshore) 6,8479 -0,10% 6,8543 6,8505 -1,7%

Bitcoin

BTC/USD 10.223,01 +2,03% 10.078,01 10.136,01 +41,8%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 37,33 36,76 +1,6% 0,57 -34,8%

Brent/ICE 40,05 39,78 +0,7% 0,27 -35,1%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.922,91 1.932,02 -0,5% -9,11 +26,7%

Silber (Spot) 26,51 26,73 -0,8% -0,21 +48,5%

Platin (Spot) 905,40 906,45 -0,1% -1,05 -6,2%

Kupfer-Future 3,01 3,01 +0,0% +0,00 +6,7%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/ros

(END) Dow Jones Newswires

September 09, 2020 07:42 ET (11:42 GMT)

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