15.04.2014 13:18:33

MÄRKTE EUROPA/Entwicklung in der Ukraine lastet auf den Börsen

   Von Thomas Leppert

   Sorgen über die Entwicklung in der Ukraine drücken den europäischen Aktienmarkt ins Minus. Die Nachricht, dass der ukrainische Übergangspräsident eine Militäroperation im Osten des Landes gegen die prorussischen Separatisten begonnen hat, lässt die Risikoaversion unter Anlegern steigen. Hoffnung wird auf die geplanten Gespräche zwischen der Ukraine, Russland und der Europäischen Union in Genf gesetzt, die ab Donnerstag beginnen sollen. Ob dieses Treffen allerdings stattfinden, hängt zum Teil von der Entwicklung in den kommenden 48 Stunden ab. Aber auch ein schwächer als erwartet ausgefallener ZEW-Index aus Deutschland trübt die Stimmung. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,2 Prozent nach auf 3.126 Punkte ab, der Dax verliert 0,4 Prozent auf 9.299 Zähler.

   Die Entwicklung in der Ukraine ist auch für den schwachen ZEW-Index aus Deutschland verantwortlich. Die Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren haben sich im April etwas stärker als erwartet eingetrübt. Das dürfte nach Einschätzung der Konjunkturforscher vor allem am Konflikt zwischen der Ukraine und Russland gelegen haben. Dagegen besserte sich die Beurteilung der Konjunkturlage deutlicher als erwartet. Der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung erhobene Index der Konjunkturerwartungen fiel auf den niedrigsten Stand seit August 2013.

   Berichte über die Eskalation in der Ukraine treiben indes die ukrainischen und russischen Prämien für Kreditausfallversicherungen (CDS) nach oben. Die CDS-Prämien auf Anleihen der Ukraine steigen um weitere 7 Prozent auf 1.088 Basispunkte. Noch stärker trifft es allerdings die Kreditversicherungen auf Staatsanleihen der Russischen Föderation: Sie springen sogar um knapp 10 Prozent auf 245 Basispunkte nach oben.

   Gewinner der gestiegenen Risikoaversion sind einmal mehr die Anleihemärkte in Europa. Bei den 10-jährigen Bundesanleihen fällt die Rendite auf 1,52 Prozent, die französischen Staatsanleihen fallen knapp unter die 2-Prozentmarke. Kräftig nach unten geht es zudem in Italien, dort sinkt die Rendite um 4 Basispunkte auf nur noch 3,13 Prozent.

   Schwach tendiert die Börse in Mailand, die um 1,2 Prozent nachgibt. Ein überraschend hoher Kapitalbedarf der Banca Monte dei Paschi lastet schwer auf der Aktie - sie bricht um fast 9 Prozent ein - und zieht auch die Kurse anderer italienischer Geldhäuser nach unten. Dem Wall Street Journal zufolge will die Bank mit einer Kapitalerhöhung nun 5 statt 3 Milliarden Euro einsammeln. Dazu wollte sich ein Sprecher der Bank nicht äußern.

   "Die Wettbewerber stehen mittlerweile besser als die Banca Monte dei Paschi aus. Mit 5 Milliarden Euro frischem Kapital könnte die Bank einen Staatskredit in voller Höhe zurückzahlen", sagt ein Händler. Auch die Kurse von UniCredit, Intesa Sanpaolo, Banca Popolare Emilie Romagna und UBI Banca verlieren zwischen 2 und 3 Prozent.

   L'Oreal, Roche und Nestle haben derweil Umsatzzahlen für das erste Quartal abgeliefert. Gesucht sind die nichtzyklischen Konsumwerte dank L'Oreal. Die Aktien des Kosmetikkonzern legen um 1,2 Prozent zu, der Sektorindex steigt um 0,3 Prozent. Der französische Konzern hat wegen ungünstiger Wechselkurse in wichtigen Märkten zwar 2,2 Prozent weniger erlöst. Unter Ausklammerung der Währungseffekte kann sich das erste Quartal durchaus sehen lassen. Auf bereinigter Basis kletterte der Umsatz in den drei Monaten um 3,5 Prozent. Zudem haben sich die Franzosen verhalten optimistisch zum weiteren Jahresverlauf geäußert.

   Nestle notieren kaum verändert. Der schweizerische Nahrungsmittel- und Getränkekonzern sieht sich nach den ersten drei Monaten im Plan, seine Ziele für 2014 zu erfüllen. Die Gesellschaft steigerte den Umsatz trotz schwieriger Marktbedingungen vor allem dank der fortlaufenden Einführung neuer Produkte organisch um 4,2 Prozent. Deutlich besser lief das Geschäft unter anderem mit Nescafe, Smarties und Mövenpick-Eis in Schwellenländern, wo der Umsatz um 8,5 Prozent zunahm.

   Auch der schweizerische Pharmariese Roche hat unter dem starken Franken gelitten, was allerdings erwartet worden ist. Trotz steigenden Umsatzes der wachstumsstarken Krebsmittelsparte ging der Gesamtumsatz im ersten Quartal um 1 Prozent zurück. Die Aktien notieren 0,4 Prozent höher. Die Titel der Swiss Re brechen nur optisch um 10 Prozent ein. Dies entspricht fast genau der Dividendenausschüttung des Rückversicherers.

   Auch Umstufungen sorgen für größere Kursbewegungen. So legen im MDAX Osram um 2,1 Prozent zu, nachdem Citigroup die Aktien zum Kaufen empfohlen und ein Kursziel von 50 Euro genannt hat. HOCHTIEF steigen knapp 2 Prozent, nachdem Bank of America-Merrill Lynch die Kaufempfehlung laut Händlern bekräftigt hat.

=== INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.126,62 -0,16% Stoxx-50 2.903,34 -0,06% DAX 9.299,73 -0,42% FTSE 6.575,81 -0,12% CAC 4.384,16 -0,01% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 144,01% +14

DEVISEN zuletzt '+/- % Di, 8.40 Uhr Mo., 17.50 Uhr EUR/USD 1,3800 -0,12% 1,3817 1,3822 EUR/JPY 140,5801 -0,13% 140,7679 140,7371 EUR/CHF 1,2158 -0,07% 1,2166 1,2145 USD/JPY 101,8710 0,00% 101,8680 101,8260 GBP/USD 1,6720 0,10% 1,6704 1,6742 === Kontakt zum Autor: trade.de@wsj.com

   DJG/thl/flf

   (END) Dow Jones Newswires

   April 15, 2014 06:46 ET (10:46 GMT)

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