08.07.2016 16:40:56

MÄRKTE EUROPA/Börsen legen nach US-Arbeitsmarkt kräftig zu

   Von Michael Denzin

   FRANKFURT (Dow Jones)--Kräftig nach oben geht es am Freitag an Europas Börsen. Ein überraschend starker US-Arbeitsmarktbericht beschleunigt die Kursgewinne am Nachmittag noch. Zuvor hatten sich schon die in den vergangenen Tagen gebeutelten zyklischen Branchen deutlich erholt, allen voran Italiens Banken nach zuversichtlichen Aussagen über ihre Zukunft. Kursgewinner sind sämtliche konjunktursensitiven Aktien wie Bank-, Auto- und Stahlwerte. Nicht gesucht sind hingegen die defensiven Werte. Sie waren bislang die Hauptgewinner der Woche. Der Dax steigt um 2,1 Prozent auf 9.616 Punkte, der Euro-Stoxx-50 legt um 2 Prozent auf 2.835 Punkte zu.

Starker US-Arbeitsmarktbericht überrascht Die US-Arbeitsmarktdaten für Juni haben kräftig überrascht und die Börsen weiter nach oben getrieben. Mit 287.000 neugeschaffenen Stellen wurden die optimistischsten Erwartungen übertroffen. Die offiziellen Prognosen gingen nur von 165.000 aus, die Flüsterschätzungen lagen im Bereich um 190.000 Stellen. Während die Aktienmärkte uneingeschränkt positiv reagieren, gibt es am Devisenmarkt volatile Ausschläge. Nach kräftigen Dollargewinnen schlägt das Pendel in die Gegenseite aus. Vor allem das Dollar-Yen-Verhältnis wird mit Sorge betrachtet, er steht kurz dem Fall der 100-Yen-Marke. Diese erneute Yen-Stärke wird am Markt allgemein als Zeichen einer Flucht aus dem Risiko und damit als negatives Vorzeichen für Aktien gewertet.

   Im Fokus steht auch der Goldpreis nach einer deutlichen Prognoseerhöhung durch die Bank of America-Merrill Lynch. Diese erwartet Gold kommendes Jahr bei 1.475 Dollar je Feinunze nach zuvor 1.325 Dollar. Dabei könne der Preis kurzfristig auf 1.500 Dollar steigen, Silber dürfte die 30er-Marke testen. Die Welt rutsche von einer Krise in die nächste und momentan sehe es nicht danach aus, dass sich daran etwas ändere, so die Analysten weiter. Der Brexit sei nur ein Symptom der Probleme. Nach dem starken US-Arbeitsbericht fällt der Goldpreis in einer ersten Reaktion bis auf 1.335 Dollar zurück, kann aber aktuell bei 1.355 Dollar stabilisieren. Ein Minus von 0,4 Prozent.

Italiens Banken lösen kräftige Erholungsrally aus Eine kräftige Erholungsrally zieht sich quer durch alle zyklischen Sektoren in Europa. Vor allem Italiens Banken sind die Hauptgewinner und ziehen auch andere Finanzinstitute mit nach oben. Der Stoxx-Branchen-Index der Banken steigt um 4,7 Prozent. Italiens Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan hat erklärt, dass die Regierung daran arbeite die Bankenkrise in den Griff zu bekommen. Diese könne "marktwirtschaftlich" gelöst werden und die Regierung suche nach Lösungen, welche die Regeln der EU respektierten, sagte Padoan. In den vergangenen Wochen standen die italienischen Institute massiv unter Druck: Seit Jahresbeginn waren sie um rund die Hälfte eingebrochen. Der Banksektor in Italien ächzt unter der Last von faulen Krediten in Höhe von rund 360 Milliarden Euro.

   Dazu ließ Banca Monte dei Paschi di Siena wissen, man arbeite eng mit der EZB zusammen, um eine definitive Lösung ihrer faulen Problemkredite zu finden. Banco Popolare stehen in Italien an der Spitze mit 15 Prozent Plus, Intesa Sanpaolo legen um 8,8 Prozent zu und UniCredit um 7,9 Prozent. Im DAX profitieren Commerzbank davon mit 5,6 Prozent Aufschlag, Deutsche Bank steigen um 3,5 Prozent.

Auto-Sektor mit guten Nachrichten aus China Der Automobilsektor steigt um 3,7 Prozent. Hier gibt es zudem gute Nachrichten aus China nach dem Brexit-bedingten Ausverkauf. Laut China Passenger Car Association wurden im Juni 1,7 Millionen Fahrzeuge verkauft, was ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 19 Prozent bedeutet. Dies ist auch ein deutlicher Anstieg zum Vormonat, denn im Mai war der Absatz um 11 Prozent geklettert. BMW legen um 4,2 Prozent zu, VW um 3,9 Prozent und Daimler um 3,6 Prozent. Noch kräftiger steigen die südeuropäischen Hersteller: Für Fiat geht es um 6,6 Prozent nach oben, für Renault und Peugeot bis zu 5,7 Prozent. Davon profitieren auch die deutschen Zulieferer, wie LEONI und Schaeffler, die um bis zu 3,5 Prozent klettern.

   Gesucht sind auch Stahlwerte wie Arcelormittal, thyssenkrupp und Salzgitter, die um bis zu 5,8 Prozent nach oben springen. Im stark konjunkturabhängigen Mediensektor legen Prosieben um 5,3 Prozent zu. Hier stützt zudem eine Hochstufung auf "Kaufen" durch die Societe Generale.

Defensive Titel diesmal nicht beliebt - Sorgen um Aktienbewertung Defensive Aktien stehen angesichts dieser Erholung nicht auf den Shoppinglisten der Anleger. Sie waren zuletzt angesichts der Kurseinbrüche an den Börsen als "sicherer Hafen" stark gesucht gewesen. So notieren Henkel sogar leicht im Minus. Auch europaweit zeigen sich die Sektoren der Pharma-, Nahrungs- und Konsumgüterhersteller mit leichten Kursverlusten.

   Zudem gibt es warnende Stimmen von Analysten über die Aktienbewertung der defensiven Werte: Der Sektor der europäischen Lebensmittelkonzerne sei bei den Investoren beliebt, Unternehmen wie Nestle würden als Fels in der Brandung in vielen Depots angesehen. Doch sei der Sektor auch mit einem KGV von über 22 so teuer geworden, wie man es seit der 2000er Technologieblase nicht mehr gesehen habe. Sollten hier Gewinne mitgenommen werden, könne es auch schnell nach unten gehen, heißt es aus dem Handel. Aktuell können Nestle nur noch 0,4 Prozent zulegen.

Air France mit operativen Einbußen Air France-KLM legen im aktuell positiven Umfeld um 1 Prozent zu, obwohl die Airline mitgeteilt hat, dass der Pilotenstreik im vergangenen Monat das operative Ergebnis mit 40 Millionen Euro belasten wird. Auch ging das Passagieraufkommen kräftig zurück, was sich in einem Umsatzrückgang widerspiegelte. Zudem verlässt der CFO das Unternehmen. Dies ist nun bereits der zweite Wechsel in der Führungsebene bei Air France-KLM, als Konzernlenker übernimmt Jean-Marc Janaillac das Ruder von Alexandre de Juniac. Lufthansa steigen um 3,4 Prozent. === INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 2.834,70 1,96 54,60 -13,25 Stoxx-50 2.789,92 1,06 29,18 -10,01 DAX 9.616,15 2,10 197,37 -10,49 MDAX 19.677,74 1,41 273,39 -5,28 TecDAX 1.611,76 1,88 29,67 -11,96 SDAX 8.651,97 0,70 60,33 -4,91 FTSE 6.582,59 0,75 48,80 5,45 CAC 4.186,83 1,68 68,98 -9,71

Bund-Future 167,66 7 8,12

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.03 Uhr Do, 17.12 Uhr % YTD EUR/USD 1,1053 -0,28% 1,1083 1,1069 +1,8% EUR/JPY 111,2524 -0,08% 111,3362 111,61 -24,7% EUR/CHF 1,0862 +0,25% 1,0836 1,0822 -0,1% EUR/GBP 0,8531 -0,43% 0,8560 1,1691 +15,8% USD/JPY 100,64 +0,15% 100,49 100,80 -14,3% GBP/USD 1,2958 +0,02% 1,2956 1,2945 -12,1%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 45,70 45,14 +1,2% 0,56 +9,1% Brent/ICE 46,97 46,4 +1,2% 0,57 +9,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.354,67 1.360,31 -0,4% -5,65 +27,7% Silber (Spot) 19,76 19,69 +0,4% +0,07 +43,0% Platin (Spot) 1.087,70 1.088,00 -0,0% -0,30 +22,0% Kupfer-Future 2,13 2,12 +0,4% +0,01 -1,0% === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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   July 08, 2016 10:08 ET (14:08 GMT)

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