24.05.2018 12:47:47

MÄRKTE EUROPA/Behauptet - Drohende US-Zölle belasten Autoaktien

Von Thomas Leppert

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem kräftigen Kursrücksetzer am Vortag zeigen sich die Börsen in Europa am Donnerstagmittag stabilisiert. Zu den jüngsten Belastungsfaktoren wie dem Handelskonflikt zwischen den USA und China, den wieder zunehmenden Spannungen zwischen den USA und Nordkorea und enttäuschenden Konjunkturdaten aus der EU ist die Drohung aus den USA mit der Einführung von Importzöllen auf Autos und Autoteile hinzugekommen. Der Sektor der europäischen Automobilwerte steht in Folge unter Abgabedruck, er verliert 1,8 Prozent und ist damit größten Verlierer.

Der DAX liegt am Mittag 0,1 Prozent im Plus bei 12.984 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 erholt sich um 0,4 Prozent auf 3.557 Punkte. Der Euro macht ebenfalls etwas Terrain gut und steigt auf 1,1725 Dollar von rund 1,17 am Vorabend. Deutsche Anleihen tendieren nach den Gewinnen vom Vortag knapp im Minus.

In Mailand kommt es zu einer Erholung um ein halbes Prozent, zugleich steigen auch die Kurse der Anleihen wieder. Die Zehnjahresrendite kommt von Ständen über 2,40 auf 2,34 Prozent zurück. Stimmungsaufhellend dürfte wirken, dass Italien in Kürze wieder eine stabile Regierung haben wird, nachdem Präsident Sergio Mattarella den parteilosen Juristen Giuseppe Conte mit der Regierungsbildung beauftragt hat. Vorgeschlagen wurde er von den Chefs der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung und der rechts gerichteten Lega, Luigi Di Maio und Matteo Salvini.

Sie haben die Bildung einer Regierungskoalition vereinbart und wollen unter anderem in dem hoch verschuldeten Land die Steuern senken, ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen und das Renteneintrittsalter senken. Dies birgt hohes Konfliktpotenzial mit der EU und sorgte an den italienischen Finanzmärkten zuletzt für herbe Verluste.

Kursverluste im Autosektor weiten sich aus

Gesprächsthema Nummer eins am Aktienmarkt ist aber der neue Vorstoß der USA in Sachen Strafzölle. US-Handelsminister Wilbur Ross lässt aus Gründen der nationalen Sicherheit die Erhebung von Zöllen auf Autoimporte prüfen. Dabei soll es um einen Satz von 25 Prozent gehen. Vor allem die deutschen Autohersteller dürfte dies treffen. Dieselbe Begründung hatte die US-Regierung zuvor auch bei den Strafzöllen auf Stahl und Aluminium angeführt. Diese sind für Importe aus der Eurozone zwar noch ausgesetzt, die Sonderregelung dürfte aber im Juni beendet werden.

Die bereits zum Start schwächeren Kurse der Autoaktien kommen im Verlauf weiter zurück. Bereits in Tokio und in Seoul verzeichneten die Branchentitel teils deutliche Verluste. Porsche, Daimler, BMW und VW verlieren zwischen 2,7 und 3,5 Prozent. Peugeot geben um 2,0 und Renault um 1,4 Prozent nach.

Hedgefonds soll Thyssenkrupp-Kurs Beine machen

Thyssenkrupp ziehen kräftiger an um 1,2 Prozent. Händler verweisen darauf, dass der Hedgefonds Elliott nun den Einstieg bestätigt hat. Bereits vor zwei Tagen war der Kurs mit entsprechenden Gerüchten stark gestiegen. "Der Markt setzt darauf, dass Elliott eine aktive Rolle bei der Umstrukturierung spielt", sagt ein Marktteilnehmer. Elliott selbst spricht von erheblichem Potenzial für operative Verbesserungen, die allen Anteilseignern zugute kommen sollen.

Die Aktie der Deutschen Bank rutscht immer tiefer ins Minus. Am Mittag beträgt es bereits knapp 3 Prozent. Die Bank will vor allem die Investmentbank verkleinern und die Anzahl der Vollzeitstellen um 7.000 reduzieren. Für den Umbau, der das Jahresergebnis 2018 belasten wird, erwartet die Bank einmalig Restrukturierungs- und Abfindungskosten von bis zu 800 Millionen Euro.

"Das Umfeld für die deutschen Banken bleibt besonders schwierig", sagt ein Marktteilnehmer. Die Zinskurve habe sich schon wieder verflacht. Die US-Banken erzielten wieder satte Gewinne und seien so stark wie vor der Finanzkrise, die schweizerischen Banken hätten die Umstrukturierungen abgeschlossen und seien vergleichsweise gut aufgestellt. Die beiden deutschen Banken seien dagegen stark mit sich selbst beschäftigt, bei Deutsche Bank drohe zudem der Abstieg aus dem Euro-Stoxx-50. Commerzbank büßen 2,4 Prozent ein.

Dass die Deutsche Telekom ihre Dividendenpolitik künftig am bereinigten Gewinn je Aktie ausrichtet und nicht mehr am freien Cashflow, hilft dem Kurs der Aktie nicht. Er büßt 1 Prozent ein. Über den Tag hinaus dürfte weiter die geplante Fusion zwischen T Mobile US und Sprint die Musik machen, heißt es im Handel.

Jost Werke ziehen nach der Vorlage von Geschäftszahlen um 2,8 Prozent an. Der Lkw-Zulieferer hat im ersten Quartal dank Effizienzmaßnahmen den Umsatz und operativen Gewinn gesteigert. Dank eines guten Finanzergebnisses vervierfachte sich der Gewinn nach Steuern.

Wizz Air legen in London um 4,8 Prozent zu, nachdem die Fluglinie im Rahmen der Bekanntgabe der Gesamtjahreszahlen für dieses Jahr höhere Gewinnsteigerungen in Aussicht gestellt hat.

Lira wieder auf dem Weg nach unten

Am Devisenmarkt scheint die stützende Zinserhöhung in der Türkei schon wieder zu verpuffen. Nachdem die Lira am Vorabend zum Dollar einen kräftigen Satz nach oben machte, kostet der Dollar aktuell wieder 4,6813 Lira. Am Mittwoch war er von Rekordhochs über 4,90 Lira bis auf rund 4,55 abgesackt, nachdem die türkische Zentralbank angesichts des Verfalls der Lira den Zinssatz für die sogenannte Spät-Liquidität deutlich erhöhte auf 16,5 von 13,5 Prozent.

Bei den Analysten der Danske Bank heißt es: "Wir glauben, dass der Druck auf die Lira bis zur Wahl am 24. Juni hoch bleiben wird. Sollte dies der Fall sein, rechnen wir mit einer weiteren Zinsanhebung am 7. Juni, wenn nicht sogar früher".

Die Lira hatte in den vergangenen Tagen immer neue Rekordtiefs markiert. Der Abwärtsdruck hatte sich dabei zuletzt verschärft, nachdem Präsident Recep Tayyip Erdogan gesagt hatte, er wolle sich nach den vorgezogenen Wahlen am 24. Juni stärker in die Geldpolitik einbringen. Erdogan gilt als strikter Gegner höherer Zinsen.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.552,60 0,30 10,78 1,39

Stoxx-50 3.145,15 0,28 8,92 -1,03

DAX 12.966,13 -0,08 -10,71 0,38

MDAX 26.705,70 0,02 6,60 1,93

TecDAX 2.810,49 0,51 14,22 11,13

SDAX 12.523,10 -0,05 -6,47 5,35

FTSE 7.785,27 -0,04 -3,17 1,74

CAC 5.585,69 0,36 19,84 5,14

Bund-Future 159,55 -0,12 0,21

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:58 Mi, 17:17 % YTD

EUR/USD 1,1719 +0,13% 1,1716 1,1708 -2,5%

EUR/JPY 128,55 -0,11% 128,36 128,75 -5,0%

EUR/CHF 1,1612 -0,25% 1,1647 1,1643 -0,9%

EUR/GBP 0,8750 -0,15% 0,8764 1,1401 -1,6%

USD/JPY 109,68 -0,24% 109,55 109,95 -2,6%

GBP/USD 1,3393 +0,30% 1,3367 1,3349 -0,9%

Bitcoin

BTC/USD 7.382,26 -3,0% 7.676,39 7.924,04 -46,0%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 Jahre -0,63 -0,63 -0,02

Deutschland 10 Jahre 0,51 0,50 0,08

USA 2 Jahre 2,53 2,53 0,64

USA 10 Jahre 3,01 2,99 0,60

Japan 2 Jahre -0,14 -0,15 -0,01

Japan 10 Jahre 0,04 0,04 -0,01

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 71,35 71,84 -0,7% -0,49 +19,4%

Brent/ICE 79,21 79,80 -0,7% -0,59 +21,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.296,14 1.293,39 +0,2% +2,75 -0,5%

Silber (Spot) 16,53 16,45 +0,5% +0,08 -2,4%

Platin (Spot) 908,25 903,00 +0,6% +5,25 -2,3%

Kupfer-Future 3,07 3,06 +0,3% +0,01 -7,6%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/gos

(END) Dow Jones Newswires

May 24, 2018 06:48 ET (10:48 GMT)

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