MÄRKTE EUROPA/Anleger werden dank Beruhigung in China mutig

   Von Thomas Leppert

   FRANKFURT (Dow Jones)--An den Börsen in Europa ist es am Donnerstag kräftig nach oben gegangen. Hauptgrund dafür war der zunächst gebremste Kursabsturz in China, wo es zuletzt "panikartig" nach unten gegangen war. Zudem könnte die US-Notenbank den Zinserhöhungszyklus später starten als erwartet, denn das griechische Schuldendrama, das schwächelnde Wachstum in China und den anderen Schwellenländern und auch Schwachstellen in der heimischen Wirtschaft haben die US-Notenbanker zuletzt vorsichtig gestimmt, wie aus dem Juni-Sitzungsprotokoll vom Vorabend hervorging. Außerdem gab es aus Griechenland keine neuen negativen Nachrichten.

   In diesem Umfeld stieg die Risikobereitschaft der Investoren. Der Dax legte um 2,3 Prozent auf 10.996 Punkte zu, im Tageshoch notierte der Index bei 11.035 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 erholte sich um 2,8 Prozent auf 3.420 Punkte. Der Euro gab Kursgewinne zum US-Dollar aus dem frühen Handel wieder ab, die ihn kurzzeitig über die Marke von 1,11 Dollar geführt hatten. Mit 1,1025 Dollar handelte die Gemeinschaftswährung etwas leichter gegenüber dem Vorabend.

   Am Anleihemarkt stieg die Rendite der Bundesanleihen leicht, in der Europeripherie sanken die Renditen. Insgesamt lief die Zinsdifferenz also wieder zusammen, ein Zeichen für Entspannung in der laufenden Griechenland-Krise.

   Rückenwind kam auch von Konjunkturseite. Trotz der Griechenland-Krise hat der IWF seine Prognose für Europa so gut wie unverändert gelassen. In diesem Jahr dürfte die Wirtschaft um 1,5 Prozent wachsen, im nächsten Jahr um 1,7 Prozent. Die Prognose für die viertgrößte Volkswirtschaft Spanien wurde sogar auf 3,1 und 2,5 Prozent nach oben geschraubt.

   Alle Branchenindizes schlossen deutlich im Plus. Lange Tagesgewinner war der Automobilsektor, der zuletzt unter die Räder gekommen war, vor allem wegen Sorgen über den Absatz in China. Außerdem hat der Herstellerverband ACEA seine Prognose für das Gesamtjahr angehoben. Der Sektorindex gewann 2,4 Prozent.

   Starke Kursgewinne verzeichneten im Versorgersektor Verbund, nachdem der österreichische Stromversorger die Prognose für den operativen Gewinn erhöht hatte. Die Aussicht auf eine stabile Dividende für 2015 sorge nun für Käufe, hieß es. Verbund kletterten um 5,8 Prozent.

   Tagesgewinner im DAX waren Deutsche Telekom mit einem Plus von 4 Prozent. Hier stützten gute Zahlen der US-Tochter T-Mobile, die immer mehr Kunden gewinnt und auf dem Weg ist, im US-Mobilfunkgeschäft die Nummer Drei zu werden. Die offensichtlich Fortschritte machende Restrukturierung zur Senkung der Kosten bei Air France-KLM trieb den Kurs der Aktie um 3,6 Prozent in die Höhe.

   Nach deutlicheren Abschlägen zum Handelsbeginn schloss im MDAX die Aktie von Zalando mit 31,15 Euro knapp im Plus. Belastend wirkte sich nach Aussage von Händlern aus, dass Aktionäre 8,3 Millionen Zalando-Aktien zu 29,50 Euro je Aktie am Markt verkauften. Die Aktie habe sich extrem stark gegen den Markt gehalten und scheine "nach oben zu wollen", hieß es. Anfang April war sie von Goldman Sachs mit "Conviction Buy" empfohlen worden und aus ihrer mehrmonatigen Seitwärtsbewegung nach oben ausgebrochen.

   Eine Reihe positiver Unternehmensnachrichten bewegte die Kurse in der zweiten deutschen Reihe. So hat der Pharmaverpackungsspezialist Gerresheimer im zweiten Quartal bei Umsatz und Ergebnis überzeugt. Die Aktie schloss 3,3 Prozent fester. Südzucker wies zwar einen niedrigeren Gewinn aus als im Vorjahr, er fiel aber deutlich besser aus als Analysten befürchtet hatten. Der Kurs schoss um 6,8 Prozent nach oben und war damit Spitzenreiter im MDAX. Fielmann gewannen 1,6 Prozent. Die Optikerkette hatte im Rahmen der Erwartungen liegende Zahlen vorgelegt.

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.420,03 +92,53 +2,8% +8,7% Stoxx-50 3.299,91 +69,22 +2,1% +9,9% Stoxx-600 381,06 +8,18 +2,2% +11,2% XETRA-DAX 10.996,41 +249,11 +2,3% +12,1% FTSE-100 London 6.581,63 +90,93 +1,4% +0,2% CAC-40 Paris 4.757,22 +118,20 +2,5% +11,3% AEX Amsterdam 469,97 +10,93 +2,4% +10,7% ATHEX-20 Athen 241,22 0,00 0,0% -8,9% BEL-20 Bruessel 3.589,22 +86,12 +2,5% +9,3% BUX Budapest 21.734,72 +367,40 +1,7% +30,7% OMXH-25 Helsinki 3.225,50 +84,22 +2,7% +7,9% ISE NAT. 30 Istanbul 100.132,81 +2405,56 +2,5% -5,7% OMXC-20 Kopenhagen 958,49 +20,96 +2,2% +28,8% PSI 20 Lissabon 5.320,44 +211,74 +4,0% +15,3% IBEX-35 Madrid 10.706,40 +276,10 +2,6% +4,2% FTSE-MIB Mailand 22.268,51 +756,12 +3,5% +17,1% RTS Moskau 889,76 +14,09 +1,6% +12,5% OBX Oslo 565,67 +7,61 +1,4% +8,0% OMXS-30 Stockholm 1.549,59 +28,71 +1,9% +5,8% WIG-20 Warschau 2.230,65 +14,26 +0,6% -3,7% ATX Wien 2.411,98 +51,94 +2,2% +11,7% SMI Zuerich 8.985,08 +132,65 +1,5% +0,0%

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.44 Uhr Mi, 17.15 Uhr EUR/USD 1,1018 -0,69% 1,1094 1,1070 EUR/JPY 133,63 -0,70% 134,57 133,77 EUR/CHF 1,0455 -0,17% 1,0473 1,0512 USD/JPY 121,31 0,01% 121,30 120,84 GBP/USD 1,5368 -0,21% 1,5400 1,5353 === Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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   July 09, 2015 12:29 ET (16:29 GMT)

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