21.02.2018 13:36:41

Kreise: Pratt & Whitney findet Übergangslösung für Antriebsproblem bei A320neo

EAST HARTFORD/MÜNCHEN/TOULOUSE (dpa-AFX) - Nach dem Flugverbot für mehrere Airbus-Mittelstreckenjets (Airbus SE (ex EADS)) der A320neo-Reihe hat der US-Triebwerksbauer Pratt & Whitney laut Insidern vorübergehende Lösungen gefunden. Bei den elf Flugzeugen, bei denen beide Triebwerke die seit Dezember verbauten fehlerhaften Dichtungen enthalten, werde eine Turbine komplett ausgetauscht, erfuhren die Nachrichtenagenturen dpa-AFX und Bloomberg am Mittwoch von mit der Sache vertrauten Personen. Dann dürften die Maschinen wieder fliegen - nur nicht längere Strecken über Wasser.

Um auch die an nur einem Triebwerk betroffenen 21 Flugzeuge wieder voll einsatzfähig zu machen, will Pratt die Dichtungen den Insidern zufolge vorerst wieder durch den Typ ersetzen, der bei allen vor Dezember ausgelieferten Exemplaren zum Einsatz gekommen war. Die europäische Luftsicherheitsbehörde EASA, die zuvor noch Flugverbote und -beschränkungen verhängt hatte, habe dem zugestimmt. Eigentlich sollte der neue Typ länger haltbar sein als der alte. Allerdings führte er schon nach wenigen Wochen zum Ausfall von Triebwerken - teils beim Start, teils im Flug. Insgesamt soll es vier Zwischenfälle gegeben haben.

Bei Pratt & Whitney und EASA war für eine Stellungnahme zunächst niemand zu erreichen. Der Chef des Münchner Triebwerksbauers MTU (MTU Aero Engines), der an dem betroffenen Antrieb mitarbeitet, sieht die Chance auf weitere Bestellungen durch die erneuten Probleme nicht getrübt. "Natürlich sind solche Themen ärgerlich, aber wir müssen auf die Programmlaufzeit von 25 Jahren schauen", sagte er am Mittwoch in München.

Der Getriebefan-Antrieb der United-Technologies-Tochter (United Technologies) Pratt & Whitney ist einer von zwei Triebwerkstypen, unter denen die Airlines beim Kauf einer A320neo und ihrer Schwestermodelle A319neo und A321neo wählen können. Das Konkurrenzmodell kommt von CFM, einem Gemeinschaftsunternehmen von General Electric und SAFRAN.

Hitze- und Softwareprobleme an dem Pratt-Triebwerk hatten schon 2016 und 2017 zu Auslieferungsproblemen bei Airbus geführt, weil der Triebwerksbauer einwandfreie Antriebe nur mit großer Verspätung lieferte. Bei Airbus standen auch zuletzt viele fast fertige Flugzeuge auf dem Hof, denen nur die Triebwerke fehlten. Die Mittelstreckenjets A320neo und ihre Schwestermodelle sind die größten Verkaufsschlager von Airbus. Dank der modernen Triebwerke sollen sie rund 15 Prozent weniger Kerosin verbrauchen als ihre Vorgänger./stw/men/tos

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