Übernahmepoker beendet 05.10.2015 17:50:00

K+S-Aktien knicken nach Potash-Rückzieher massiv ein

Zeitweise rutschten die K+S-Papiere annähernd 24 Prozent ab auf unter 23,20 Euro pro Anteilsschein - die Enttäuschung der Anleger ist groß. Der kanadische Wettbewerber Potash hatte zuvor mitgeteilt, er werde die Übernahmepläne für den Kasseler Konzern nicht weiterverfolgen.

PotashCorp wollte den deutschen Wettbewerber gerne einvernehmlich kaufen und hatte Ende Mai einen Preis von 41 Euro je Aktie angeboten, was K+S mit etwa 7,9 Milliarden Euro bewertet hätte. Seitdem hätten die "herausfordernden makroökonomischen Bedingungen zu einem signifikanten Rückgang der globalen Rohstoff- und Aktienmärkte beigetragen", begründete Potash-CEO Jochen Tilk den Rückzug. Der Aktienkurs von K+S brach zeitweise um rund 25 Prozent ein. Die Papiere der Kasseler sackten zum Handelsschluss im insgesamt freundlichen DAX um 24,66 Prozent auf 23,355 Euro ab - so tief hatten die Anteilsscheine zuletzt im Januar gestanden. Vor Bekanntwerden des Potash-Interesses im Sommer hatte das Papier bei rund 29 Euro notiert.

Angesichts dieser Marktbedingungen und weil sich das K+S-Management gegen die Übernahme sträubte, sei Potash zu dem Schluss gekommen, dass eine Weiterverfolgung eines Zusammenschlusses nicht mehr im besten Interesse seiner Aktionäre sei, sagte Tilk weiter.

Die K+S AG bestätigte, dass Potash seinen Übernahmevorschlag zurückgezogen hat und bekräftige den guten Ausblick: Mittelfristig rechnet K+S in den Geschäftsbereichen Kali und Salz mit weiter spürbarem Wachstum. Dazu soll insbesondere auch die Inbetriebnahme des Legacy-Projektes, einer im Aufbau befindliche Kalimine in Kanada, im Sommer 2016 und die "Salz 2020"-Strategie beitragen. Auch für das laufende Jahr erwartet der Kasseler DAX-Konzern trotz der aktuellen Schwäche der Kalimärkte unverändert eine deutliche Umsatz- und Ergebnissteigerung. K+S sehe eine positive Langfristperspektive als eigenständiges Unternehmen.

"Dieser Schritt schafft Klarheit", erklärte Vorstandschef Norbert Steiner. "Wir sind überzeugt davon, dass wir unser Unternehmen mit der konsequenten Umsetzung unserer Zwei-Säulen-Strategie langfristig erfolgreich weiterentwickeln können. Wir sind stark bei Kali und bei Salz."

Die Rücknahme des Gebots sei für sie keine Überraschung angesichts der gegenwärtigen Marktbedingungen für Kali insbesondere in Brasilien, stellten die Analysten von Kepler fest und bekräftigen fürs Erste ihre Kaufempfehlung. Das Management müsse nun aber den Aktionären beweisen, dass es zumindest den Wert generieren könne, den Potash bereit gewesen sei zu bezahlen. Ganz sicher sei der Versuch von PotashCorp ein Anerkennungsbeweis gegenüber K+S gewesen, nicht nur wegen der westeuropäischen Aktivitäten und des globalen Salzgeschäfts, sondern auch aufgrund des sehr attraktiven Legacy-Projekts in Kanada-

Ähnlich äußerte sich equinet. Die Analysten senkten zwar das Kursziel. Dies lasse aber noch genügend Potenzial nach oben, wenn erst einmal die unmittelbare Negativreaktion des Marktes verklungen sei.

Allerdings belastete am Montag nicht nur die Absage der Übernahme durch Potash die, K+S-Aktie, die sich mit 20 Prozent Minus kaum erholt zeigt. "Nun kommt auch die Angst vor einer Gewinnwarnung dazu", sagt ein Händler. Von der ersten Schreckreaktion auf die Potash-Absage habe sich die Aktie kaum erholt. "Der Markt interpretiert die Absage so, dass Potash mit Blick auf die Preisentwicklung am Kali-Markt die 41 Euro für nicht mehr gerechtfertigt gehalten hat", so der Händler. Das werfe die Frage auf, was dies für die Gewinne von K+S bedeute.

Bei Exane BNP weisen die Analysten auf die Preisempfindlichkeit von K+S hin: Ein Preisrückgang von 10 Dollar je Tonne gegenüber der Prognose würde K+S rund 60 Millionen Euro kosten bzw 6,5 Prozent vom EBITDA und 11 Prozent vom Ergebnis je Aktie.

K+S hatte die Avancen des kanadischen Wettbewerbers Anfang Juli zurückgewiesen. Der angebotene Preis habe nicht annähernd dem fundamentalen Wert des Unternehmens entsprochen und sei nicht im besten Interesse des Unternehmens gewesen, bekräftigte K+S am Montag. Darüber hinaus seien die Arbeitsplatz- und Standortzusagen von PotashCorp mit so weitreichenden Einschränkungen versehen gewesen, dass die Rohstoffproduktion in Deutschland nicht gesichert gewesen wäre.

Das Management hatte Potash vorgeworfen, eine Bewertungslücke ausnutzen zu wollen, um K+S zu übernehmen und damit Kontrolle über Legacy zu erhalten. Ende 2016 sollen dort die ersten Tonnen Kali produziert und schon ab dem Jahr 2017 positive Cashflows erzielt werden. Letztendlich wolle Potash mit dem Schritt auch dafür sorgen, dass die kanadischen Kapazitäten von Potash besser ausgelastet werden zu Lasten der europäischen Kapazitäten von K+S. An eine langfristige Sicherung der deutschen Standorte durch Potash glaube das K+S-Management daher nicht.

Einige deutsche Investoren von K+S störten sich zunehmend an dem Widerstand der Unternehmensführung gegen das Übernahmeangebot, das durch den jüngsten Rückgang der Aktien von Rohstoffwerten zunehmend attraktiv werde. Anfang September war am Markt darüber spekuliert worden, das Potash den Konkurrenten im Zweifelsfall auch feindlich übernehmen könnte. Ein verbindliches Angebot wurde jedoch nie unterbreitet.

Potash bezeichnete die Offerte am Montag erneut als fair und angemessen. Das fusionierte Unternehmen und seine Aktionäre hätten von einer größeren Diversifikation im Produktportfolio und bei der weltweiten Präsenz profitiert. Das Angebot habe zudem einen Aufschlag von 59 Prozent auf den Durchschnittskurs der K+S-Aktie in den vorangegangenen zwölf Monaten beinhaltet sowie Zugeständnisse an Mitarbeiter, Gewerkschaften und Gemeinden, in denen K+S tätig sei.

Potash werde sich weiter auf seine disziplinierte Wachstumsstrategie konzentrieren. Das Unternehmen sieht sich mit einer starken Bilanz gut gerüstet, künftige Möglichkeiten zu ergreifen.

Eine Kombination aus K+S mit Potash wäre der größte Deal in der Bergbaubranche gewesen, seit Glencore im Februar 2012 Xstrata für fast 30 Milliarden Dollar übernommen hatte. Beide Unternehmen fördern das als Dünger eingesetzte Kalisalz; zusammen hätten sie bis zu 30 Prozent des globalen Marktes kontrolliert.

   DJG/cln/jhe

   Dow Jones Newswires

FRANKFURT (Dow Jones)

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