Licht am Ende des Tunnels? |
09.09.2024 22:24:00
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Intel-Aktie mit beeindruckender Aufholrally: Kann der NVIDIA-Konkurrent zu alter Stärke zurückfinden?
• Gelsingers Turnaround-Plan: Aufteilung und Verkäufe von Geschäftseinheiten
• Strikter Kostensparkurs soll Intel wieder in die richtige Bahn lenken
Die Intel-Aktionäre sind enttäuscht. In dem eigentlich starken Börsenjahr 2024 mussten sie bislang erhebliche Verluste hinnehmen, verlor das Papier des bei Börsianern in Ungnade gefallenen Chip-Herstellers seit Anfang Januar an der NASDAQ-Technologiebörse doch satte 61,33 Prozent an Wert (Stand: Schlusskurs vom 06. September 2024). Immerhin gab es aber am 30. August endlich mal wieder einen Grund zur Freude der Anteilseigner: So prüft Intel Kreisen zufolge unterschiedliche Aufteilungs- oder Verkaufspläne. Die Aktionäre reagieren hoffnungsvoll auf die Umstrukturierungspläne und schickten die Intel-Aktie am letzten Handelstag des Augusts schlussendlich um gut neun Prozent nach oben.
Die Strategie muss sich zwangsläufig aber einem Realitätscheck unterziehen: Wie wahrscheinlich ist es tatsächlich, dass Intel zu alter Stärke zurückfinden und im harten Chip-Konkurrenzkampf gegen die enteilten KI-Gewinner à la NVIDIA, AMD oder Broadcom bestehen kann?
Gelsingers riskante Turnaround-Strategie
CEO Pat Gelsinger, der im Februar 2021 zu seinen zuvor 2009 geräumten Chefposten wiederkam, kehrte mit der Vision zurück, das Unternehmen wieder zu altem Ruhm zu führen. Seine ehrgeizige Strategie sah vor, Intel in eine führende Foundry zu verwandeln, die Chips nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Unternehmen, einschließlich Konkurrenten, herstellt. Dieser kühne Schritt steht nun jedoch vor großen Herausforderungen. Da Intel mit technologischen Rückschlägen, finanziellen Verlusten und einem sich schnell verändernden Markt zu kämpfen hat, scheint Gelsingers Plan zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt zu scheitern drohen, meint die "MarketWatch"-Aktienexpertin Therese Poletti.
Berichten zufolge hat sich das Unternehmen kürzlich von den Investmentbanken Morgan Stanley und Goldman Sachs beraten lassen, um Optionen zu prüfen, wie zum Beispiel die Aufteilung des Produktentwicklungs- und des Foundry-Geschäfts oder sogar den Verkauf der Foundry - ein Eckpfeiler von Gelsingers Strategie.
Die desolate finanzielle Lage Intels
Unterdessen werden die finanziellen Schwierigkeiten von Intel immer deutlicher. Kürzlich kündigte das Unternehmen im Rahmen eines Kostensenkungsprogramms in Höhe von zehn Milliarden Dollar einen Abbau der weltweiten Belegschaft um 15 Prozent an - dies ist gleichbedeutend mit der Entlassung von etwa 15.000 Mitarbeitern. Außerdem kürzte es seine Dividende, meldete einen Milliarden-Nettoverlust und prognostizierte ein enttäuschendes drittes Quartal. Diese Herausforderungen sind in einer Zeit entstanden, in der viele Unternehmen der Halbleiterindustrie inmitten des Booms der künstlichen Intelligenz florieren - einer Welle, die an Intels veralteten Chip-Architekturen weitgehend vorbeigegangen ist.
Stacy Rasgon, Analyst bei Bernstein Research, kritisierte die Durchführbarkeit von Gelsingers Plan und erklärte "MarketWatch" zufolge: "Das Problem ist, dass das Geschäft selbst diese Pläne nicht wirklich unterstützt". Er wies außerdem darauf hin, dass Intels Umsatzprognose für 2024 deutlich unter den Erwartungen liegt, die Gelsinger bei der Ankündigung seiner Strategie hatte. "Das Problem sind die Umsatzannahmen, von denen er ausging, als er diese Investitionen tätigte", so Rasgon weiter. Gelsinger habe sich in seiner Zuversicht geirrt - das Ruder herumzureißen, werde für Intel immer schwieriger.
18A-Fertigungsprozess soll das Ruder rumreißen
Im Mittelpunkt von Gelsingers Turnaround-Strategie steht Intels kommender 18A-Fertigungsprozess, der voraussichtlich 2025 mit der Einführung eines neuen PC-Chips mit dem Codenamen Panther Lake eingeführt wird. Dieser Technologiesprung sei Pelotti zufolge entscheidend für Intels zukünftigen Erfolg. Um sein Foundry-Geschäft aber rentabel zu machen, muss Intel genügend Großkunden aus dem Tech-Sektor gewinnen. "Intel braucht einen Ankermieter für 18A, und ich bin optimistisch - aber ich will von AMD hören, ich will von QUALCOMM hören, ich will von Apple hören, dass sie tatsächlich Interesse haben", sagte Patrick Moorhead, CEO von Moor Insights & Strategy. Die Uhr tickt, wie Moorhead unterstrich: "Und diese Verträge müssen in den nächsten sechs Monaten abgeschlossen werden".
Der Überlebenskampf von Intel
Gelsingers Plan, mit Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) als globaler Chip-Hersteller zu konkurrieren, ist mit Risiken behaftet, insbesondere da Intel weiterhin Marktanteile in Schlüsselsegmenten wie PCs und Rechenzentren verliert. "Viele Leute, mit denen ich heute spreche, sind der Meinung, dass Intel nicht mehr lange zu leben hat", sagte Dan Hutcheson, stellvertretender Vorsitzender und Senior Fellow bei TechInsights, und gab damit die weit verbreiteten Bedenken der Branche wieder. "Sie könnten sehr wohl Recht haben; die ganze Sache könnte einfach auseinanderfallen."
Während sich der Vorstand von Intel darauf vorbereitet, seine Optionen im September zu überprüfen, steht die Zukunft des Unternehmens auf dem Spiel. Ob sich Gelsingers kühne Wette auszahlen wird, bleibt ungewiss, aber klar ist, dass der Zeitpunkt dieser Turnaround-Bemühungen eine ohnehin schon schwierige Herausforderung noch gewaltiger gemacht hat. Investoren, Analysten und die Tech-Branche beobachten das Geschehen aufmerksam, denn die nächsten Schritte von Intel könnten laut Pelotti über das Schicksal des Unternehmens in einem hart umkämpften und sich schnell entwickelnden Markt entscheiden. Ob Intel - ein Chip-Hersteller der ersten Stunde - diesen Wettkampf überleben kann, wird sich womöglich schon in ein paar Jahren zeigen. "Ich mache mir keine Illusionen darüber, dass der Weg vor uns einfach sein wird. Das sollten Sie auch nicht", warnt denn auch Gelsinger persönlich in einem Interview mit Bloomberg.
Redaktion finanzen.at
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