Globaler Crash |
19.07.2024 22:17:00
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CrowdStrike-Aktie sackt ab: Update-Fehler verursacht weltweit IT-Probleme
• Update-Fehler bei CrowdStrike - Aktie stürzt ab
• Flughäfen, Unternehmen & Co. zeitweise lahmgelegt
"Falcon Sensor" - der Produktname des IT-Sicherheitsdienstes des Unternehmens Crowdstrike verspricht die Schärfe eines Falken-Auges zur Gefahrenabwehr. Die Lösung zur Sicherheitsüberwachung soll Bedrohungen frühzeitig erkennen und verhindern.
Bei "Falcon Sensor" handelt es sich um ein System, das Aktivitäten in Echtzeit überwacht und Angriffe blockieren soll. Sicherheitsexperte Jürgen Schmidt von Heise Security bezeichnet es als "eine Art Next-Generation-Antivirus-Programm", das vor allem bei großen Unternehmen zum Einsatz komme. "Endkunden nutzen solche Systeme in der Regel nicht. Dennoch treffen sie freilich die Probleme, die bei den Dienstleistern, Unternehmen und Behörden durch den Einsatz entstehen."
Wie weit verbreitet weltweit die Sicherheitslösung von Crowdstrike ist, konnte man am Freitagmorgen sehen. Für viele Crowdstrike-Kunden lief gar nichts mehr, weil ihre Rechner nur noch die berüchtigte Fehlermeldung "Blue Screen of Death" anzeigten und nicht mehr hochfuhren.
Betrieb an Flughäfen, Krankenhäusern & Co. lahmgelegt
In Deutschland mussten unter anderem die Flughäfen Berlin, Düsseldorf, München und Hamburg zu Ferienbeginn zeitweise den Betrieb einstellen. Am Frankfurter Flughafen gab es derweil bislang keine größeren Probleme: "Die Fraport-Systeme am Frankfurter Flughafen laufen", sagte ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport der Deutschen Presse-Agentur. "Es kann sein, dass einzelne Airlines betroffen sind. Momentan gibt es aber keine Probleme." Laut dem Sprecher könnten insbesondere Airlines aus den USA aber im Zuge der Probleme verspätet ankommen. Auch in anderen Ländern wurde laut Medienberichten neben dem Luftverkehr auch der Betrieb von Banken und Krankenhäusern gestört. So legte etwa die IT-Panne auch den Betrieb am Flughafen Zürich lahm. Aktuell seien keine Landungen mehr möglich, wie der Flughafen mitteilte. Flüge mit Ziel Zürich, die schon in der Luft sind, dürften aber noch aufsetzen. Mehrere Airlines haben Verspätungen, zahlreiche Flüge fallen ganz aus. Der Check-in muss teilweise von Hand gemacht werden. Der Flughafen empfiehlt Passagieren, sich bei ihrer Airline über den Stand des Fluges zu informieren.
Update-Fehler bei CrowdStrike
Medienberichten zufolge wurde als Auslöser ein Fehler in einem Programm-Update der IT-Sicherheitsfirma CrowdStrike vermutet. Unter anderem führte ein Energieunternehmen in Australien die Probleme darauf zurück. CrowdStrike sprach in einer Mitteilung an die Kunden von Problemen, wie die Technologie-Website "The Verge" schrieb. Nach Informationen der australischen Rundfunkanstalt ABC hat Crowdstrike bereits eine Lösung für die IT-Probleme bereitgestellt. ABC wiederum berief sich dabei auf ein größeres Cybersicherheitsunternehmen.
Der Fehler bei CrowdStrike habe wiederum Software von Microsoft gestört, berichteten Medien wie der Finanzdienst Bloomberg. Der Software-Riese meldete zuvor Probleme mit seinem Cloud-Service 365.
In den USA stoppte die Luftfahrtaufsicht FAA Flüge von Airlines wie United, American und Delta. Der europäische Billigflieger Ryanair sprach ebenfalls von Problemen. In Norddeutschland sagte das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Operationen ab.
Mit der Konzentration in der Software-Industrie passiert es immer wieder, dass zahlreiche Unternehmen von Problemen bei einzelnen Anbietern getroffen werden. So war zum Beispiel eine Cyberattacke auf den amerikanischen IT-Dienstleister Kaseya im Jahr 2021 bis nach Schweden zu spüren, wo die Supermarkt-Kette Coop fast alle Läden schließen musste.
Der durch den IT-Ausfall verursachte Schaden dürfte immens sein. Das bekam auch die CrowdStrike-Aktie zu spüren - im NASDAQ-Handel ging es letztlich um 11,1 Prozent nach unten auf 304,96 US-Dollar.
Dieser größere IT-Ausfall sei beunruhigend, sagte Analystin Susannah Streeter von der Investmentgesellschaft Hargreaves Lansdown: "Eine Fehlfunktion dieses Ausmaßes ist besorgniserregend, wenn man bedenkt, wie viele Störungen sie ausgelöst hat."
Die weltweiten IT-Probleme haben am Freitag auch europaweit insbesondere die Aktien des Reise- und Freizeitsektors belastet. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Travel & Leisure weitete seine Vortagesverluste aus und fiel um fast 3 Prozent. Damit rutschte er zudem unter wichtige charttechnische Durchschnittslinien, die kurz-, mittel- und langfristige Trends beschreiben.
Microsoft geht davon aus, dass die weltweiten Computer-Störungen bald behoben werden können. "Wir sind uns eines Problems bewusst, das Windows-Geräte aufgrund eines Updates von einer Softwareplattform eines Drittanbieters betrifft", sagte ein Microsoft-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. "Wir gehen davon aus, dass eine Lösung in Kürze gefunden wird."
IT-Probleme treffen auch Allianz, BMW, Siemens und Mercedes
Auch große bayerische Konzerne sind von den weltweiten Computerproblemen betroffen. Auf Anfrage bestätigten dies Allianz, Siemens und BMW. Teilweise laufen Systeme aber bereits wieder.
"Wir haben derzeit einen größeren Ausfall, der die Mitarbeiter beeinträchtigt, sich an ihren Computern anzumelden", hieß es am späten Vormittag von der Allianz. "Hierbei geht es insbesondere um Windows-Logins." Als Ursache verweist der Konzern auf seinen Provider CrowdStrike und betont, dass auch weitere Unternehmen betroffen seien. Oberste Priorität sei, das Problem schnell zu beheben, "und die Auswirkungen auf unsere Kundinnen und Kunden sowie Geschäftsabläufe zu minimieren", erklärte eine Sprecherin.
Auch BMW blieb nicht verschont: "Unsere Produktionsstandorte waren teilweise von der aktuellen Software-Störung betroffen", sagte eine Sprecherin. "Die Störung konnte jedoch kurzfristig behoben werden, sodass unsere Werke weltweit laufen."
Siemens erklärte, man sei - wie andere Microsoft-Kunden - ebenfalls betroffen und arbeite an Lösungen. Ein Teil der betroffenen Systeme laufe bereits wieder. "Wir haben schon seit langem etablierte Notfallpläne", diese würde nun umgesetzt, betonte ein Sprecher. Dazu, ob auch Produktionsabläufe betroffen waren, konnte er zunächst nichts sagen.
Der Autobauer Mercedes-Benz hat unter den weltweiten Computer-Problemen gelitten. Eine Sprecherin sagte in Stuttgart, dass globale Produktionsnetzwerk sei teilweise betroffen gewesen und kehre nun wieder in den normalen Schichtbetrieb zurück. Man habe mit dem IT-Dienstleister des Autobauers Maßnahmen entwickelt, die man bereits ausrolle und die diese Störungen behöben.
Ein fehlerhaftes Software-Update hatte weltweit weitreichende Störungen ausgelöst. Ursache war offenkundig ein fehlerhaftes Update eines IT-Sicherheitssystems mit dem Namen "Falcon Sensor" des Herstellers Crowdstrike. Die IT-Sicherheitsfirma bestätigte den Fehler und erklärte ihn am Mittag für behoben. Kunden würden nun auf ein Download-Portal für ein neues Update verwiesen. In Deutschland mussten unter anderem die Flughäfen Berlin und Hamburg zu Ferienbeginn zeitweise den Betrieb einstellen.
Crowdstrike-Chef: Problem erkannt und behoben
Die IT-Sicherheitsfirma CrowdStrike hat den Fehler behoben, der mutmaßlich zu weltweiten Computerstörungen geführt hat. Kunden würden nun auf ein Download-Portal für ein neues Update verwiesen, schrieb Firmenchef George Kurtz bei der Online-Plattform X.
CrowdStrike is actively working with customers impacted by a defect found in a single content update for Windows hosts. Mac and Linux hosts are not impacted. This is not a security incident or cyberattack. The issue has been identified, isolated and a fix has been deployed. We…
- George Kurtz (@George_Kurtz) July 19, 2024
Der Fehler habe in einer Aktualisierung der Crowdstrike-Software für Windows-Computer gesteckt, schrieb Kurtz. Das Problem sei erkannt und behoben worden. Es seien keine Cyberattacke und auch kein Sicherheitsvorfall gewesen.
Am Morgen war unter anderem der Luftverkehr von den Computerproblemen besonders schwer betroffen. So musste der Flughafen in Berlin zeitweise den Betrieb einstellen. In Hamburg war der Flugverkehr durch Probleme betroffener Airlines schwer beeinträchtigt.
Redaktion finanzen.at mit Material von dpa-AFX
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