29.07.2016 22:22:00

Banken-Stresstest - FMA-Chef: Schärfster Test, den wir je hatten

Die europäischen Großbanken haben ihren Stresstest hinter sich. Aus Österreich mussten zwei Großbanken - Erste Group, RZB (Raiffeisen Landesbanken Holding) - beweisen, dass ihre Kapitalpuffer in externen Schocks nicht zu weit aufgefressen werden. "Es war der strengste Test, den wir je hatten", sagte FMA-Chef Helmut Ettl Freitagabend zur APA.

Auf Basis der Geschäftszahlen von Ende 2015 wurden verschiedene Szenarien für die Jahre 2016, 2017 und 2018 durchgespielt. Ergebnis: Beide österreichischen Häuser lägen auch in den dreijährigen Krisenszenarien über dem regulatorischen Mindestkapital. Allerdings kam die RZB, ausgehend schon von einer stark unterdurchschnittlichen Kapitalbasis Ende 2015, im Jahr 2018 hypothetisch am untersten Ende der 51 am Stresstest teilnehmenden europäischen Banken zu liegen.

Konkret: Zieht man die im Belastungsszenario als einzige in die rote Zone geratene italienische Krisenbank Monte Paschi ab, bildet Raiffeisen unter aktuell geltenden Kapitalregeln das Schlusslicht, wie am Abend aus den Unterlagen der Europäischen Bankenaufsicht EBA hervor ging. Unter voller Anwendung aller Basel-III-Vorgaben hätte die irische Allied Bank allerdings noch schlechter abgeschnitten als die RZB.

Untersucht wurde, wie es Banken ergehen würde, wenn die Konjunktur 2016 bis 2018 einbricht. Österreichs Banken wurden von den von Land zu Land unterschiedlichen Stressannahmen überdurchschnittlich hart getestet. Vor allem das Osteuropa-Szenario war sehr negativ, befand Ettl.

Der von Raiffeisen vorgelegte mittelfristige Kapitalplan müsse "zügig, bis 2017", umgesetzt werden", sagte Ettl. "Das geht nicht von heute auf morgen", entsprechende Schritte habe die Bank angekündigt. Die RZB plant gerade die Fusion mit der Raiffeisen Bank International (RBI), trennt sich von Beteiligungen und Töchtern (etwa in Polen, Slowenien) und reduziere Risiken.

Neben Konjunkturschocks wurden Zins- und Währungsrisiken, Börsenabstürze und Prozessrisiken simuliert. Ein EU-Austritt Großbritanniens war im Testzeitraum (bis Ende Februar 2016) noch gar nicht berücksichtigt. "Aber die bisher geschätzten negativsten Auswirkungen eines Brexit sind immer noch schwächer als der Stress, der im heurigen Test angenommen wurde", so die österreichische Finanzmarktaufsicht. Fest stehe jedenfalls, der Kapitalaufbau müsse weiter gehen.

Das waren die Belastungstests für die Österreich-Banken: Während für die EU bis 2018 ein Wirtschaftseinbruch um 7,1 Prozent unterstellt wurde und für die Eurozone ein BIP-Rückgang um 6,8 Prozent, waren es in Österreich 7,6 Prozent. In vielen Ländern Osteuropas, wo die heimischen Großbanken ihre Banktöchter haben, waren die Projektionen für BIP-Rückgänge noch schlimmer: So in der Slowakei (-13,1 Prozent), Rumänien (-11 Prozent), Tschechien (-10,4 Prozent), Polen (-8,5 Prozent) und Kroatien und Slowenien (je -8,4 Prozent).

Auch für den Kapitalmarkt hatten die EBA-Tester vor allem in Österreich größere Einbrüche angesetzt als in allen anderen Ländern Europas: Demnach mussten die Großbanken in Österreich mit Kursstürzen von 30,5 Prozent (2016), 25,4 Prozent (2017) und 16,9 Prozent (2018) fertig werden. Zins- und Währungsverluste schlugen sich zusätzlich in Fremdwährungskreditpositionen nieder.

Demnach waren die Österreicher unter jenen Banken, bei denen eine neue große Finanzkrise mehr Kapital aufgezehrt hätte als im Schnitt der anderen. Bei der Erste Group kostete das Schockszenario nach drei Jahren 416 Basispunkte vom harten Kernkapital, die Bank läge demnach 2018 nach den aktuell geltenden Kapitalgesetzen bei 8,19 Prozent - nach endgültigen Basel-III-Kriterien sogar nur bei 8,02 Prozent. Die RZB (Landesbanken Holding) landete in dem Test im Stress-Szenario 2018 nur bei 6,14 Prozent (6,12 nach Basel III) - das ist ein minus von 432 Basispunkten gegenüber Ende 2015.

Im Durchschnitt aller 51 europäischen Großbanken ging das Kapital im Stressszenario um 3,8 Prozentpunkte zurück - in Zahlen: 269 Milliarden Euro. Demnach käme die durchschnittliche Kernkapitalquote bei 9,4 Prozent zu liegen. Treiber des Kapitalverzehrs wäre ein Anstieg bei faulen Krediten. Den Österreichern bescheinigten die Tester, dass sie für Problemkredite schon relativ viel zur Seite gelegt haben. Die Deckungsquoten seien hier überdurchschnittlich hoch.

5,5 Prozent an regulatorischem Mindestkapital sollte jede der 51 geprüften Banken halten, das war zumindest der (von der EZB unverändert angelegte) Maßstab beim letzten Stresstest. Und zwar auch unter widrigen Umständen. Bis auf die Krisenbank Monte Paschi in Italien, die im Stressszenario beim Kapital weit unter Null fiel, haben alle dieses regulatorische Mindesterfordernis geschafft. Manche etwas knapper, die überwiegende Zahl locker.

Die gestressten Banken stehen für 70 Prozent der Bilanzsumme aller Banken in der Eurozone. Das Sample war für die EBA groß genug, um vergleichsweise kleinere Banken bzw. Töchter von Auslandsbanken nicht zu stressen. Damit fehlten auf der Prüfliste der großen Kaliber unter anderem die Griechen oder auch die Portugiesen. 56 mittelgroße Banken wurden (von der EZB) ebenfalls geprüft, ihre Einzelergebnisse werden diesmal aber nicht veröffentlicht. Aus Österreich ist die Volksbank Wien dabei. Die ist nach eigenen Angaben auch durchgekommen.

Ganz anders war es bei den vorigen beiden Stresstests ihrem "Vorgängerinstitut" ÖVAG (Volksbanken AG) ergangen. Die ÖVAG fiel zweimal durch den Stresstest, wurde nach dem letzten (2014) zerschlagen und ist im Abbau.

(Schluss) rf/tsk

ISIN AT0000652011 WEB http://www.rzb.at http://www.erstegroup.com http://www.fma.gv.at

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