ANALYSE: Bankhaus Lampe sieht deutschen Versicherungsmarkt vor härteren Zeiten

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der deutsche Versicherungsmarkt steht dem Bankhaus Lampe zufolge in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen. Diese beträfen vor allem den Bereich der Altersvorsorge, schrieb Analyst Andreas Schäfer in einer Studie vom Freitag. Vor diesem Hintergrund stufte er die Aktien der Allianz von "Kaufen" auf "Halten" und die Papiere der Munich Re (Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft) von "Halten" auf "Verkaufen" ab.

Schäfer rechnet mit Ertragsdruck in der Branche und erwartet umfangreiche Veränderungen in der Produktstruktur am deutschen Lebensversicherungsmarkt. Traditionelle Garantieprodukte, die Kapitalsicherheit gewährten, seien im aktuellen Niedrigzinsumfeld sowohl für Kunden als auch für die Versicherungsunternehmen selbst zunehmend unattraktiv. Sie dürften im Neugeschäft deutlich an Bedeutung verlieren. Dagegen dürften konventionelle fondsgebundene Versicherungen und Produkte mit neuartigen Garantiestrukturen zunehmend Marktanteile gewinnen.

In der Schaden- und Unfallversicherung ist nach Einschätzung von Schäfer zwar nicht mit strukturellen Veränderungen zu rechnen, doch dürfte sich die Rentabilität wegen sinkender Anlagerenditen und zunehmendem Druck auf die Preise verschlechtern. Hier werde die günstigste Kostenstruktur über einen langfristigen Erfolg entscheiden.

Ungeachtet, dass Analyst Schäfer das Kursziel der Allianz-Aktie von 145 auf 152 Euro anhob, erwartet er in den nächsten Jahren nur ein sehr moderates Gewinnwachstum. An der im November 2014 angekündigten Dividendenpolitik dürfte die Allianz dabei weiterhin aber festhalten. Damals hatte der Versicherer mitgeteilt, seinen Aktionären statt 40 Prozent künftig 50 Prozent des Überschusses als Dividende zu überlassen. Unsicherheiten im laufenden Jahr hob Schäfer jedoch hinsichtlich der Entwicklung der Fondstochter Pimco hervor: Anhaltend hohe Mittelabflüsse bei Pimco über das erste Quartal hinaus könnten die Wertentwicklung der Allianz-Aktie im laufenden Jahr belasten.

Das Verkaufsvotum für Munich Re begründete Schäfer neben dem anhaltenden Preisdruck in der Schaden- und Unfallrückversicherung auch mit der Bewertung der Papiere. Die solide Dividendenrendite und fortgesetzte Aktienrückkäufe erschienen auf dem aktuellen Kursniveau mehr als ausreichend berücksichtigt. Für Munich Re errechnete der Analyst ein Ziel von 166 nach bislang 155 Euro.

Für die Hannover Rück (Hannover Rueck) schraubte der Analyst sein Ziel von 68 auf 80 Euro nach oben, bestätigte seine "Halten"-Einstufung und hob die sehr niedrigen Kostenquote positiv hervor.

Die Aktien von Talanx empfiehlt Schäfer bei einem von 27,50 auf 30,50 Euro angehobenen Kursziel sogar zum Kauf. Er erwartet unter anderem Verbesserungen der Profitabilität in der Industrieversicherung./mis/ck/he