Geduld am Ende? |
23.04.2022 23:20:00
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Alibaba-Aktie abgeschoben: Lässt Charlie Munger den chinesischen Online-Konzern jetzt links liegen?
• Über die Gründe herrscht Unklarheit
• Munger bedauert politische Spannungen zwischen China und USA
Eine kürzlich der US-Börsenaufsicht SEC gemeldete Transaktion zog Aufmerksamkeit auf sich. Daily Journal Corporation - ein Medienkonzern, dessen Vorsitzender 45 Jahre lang Charlie Munger war - hat offenkundig seine Alibaba-Aktienposition drastisch reduziert. Laut dem SEC-Filing verkaufte Daily Journal rund 300.000 Alibaba-Aktien im Wert von etwa 32 Millionen US-Dollar, was ungefähr die Hälfte des ursprünglichen Volumens darstellte. Dieser Schritt ist vor allem deshalb erstaunlich, weil Munger im vierten Quartal 2021 die Alibaba-Position noch kräftig ausgebaut hatte. Vor etwa einem Jahr kaufte Munger, der berühmte "Kumpel" von Warren Buffett, über sein Medienunternehmen die ersten Alibaba-Papiere. Zwar verkaufte Munger die Alibaba-Aktien somit nicht aus privatem Bestand, jedoch hat der 98-jährige Altinvestor wohl weiterhin eine große Entscheidungsbefugnis über Daily Journals Aktieninvestments. Deshalb könnte der Verkauf mit einem wachsenden Pessimismus Mungers über Alibabas Aussichten zusammenhängen.
Munger lange Vorsitzender des Medienkonzerns Daily Journal
Schon 1977 kaufte Munger den Zeitungsverlag Daily Journal, den er anschließend zu einem vielseitigen Medienkonzern mit diversen Zeitungen, Webseiten und Software-Angeboten ausbaute. Ebenfalls hält Daily Journal größere Aktienpakete, von denen fünf über der SEC-Meldeschwelle liegen, darunter auch Alibaba. Zwar ist Munger, der ebenfalls als Vice Chairman von Berkshire Hathaway fungiert, im März offiziell vom Vorstand des Daily Journal zurückgetreten, jedoch hat Munger nach Informationen von "Reuters" weiterhin einen großen Einfluss auf die Investmententscheidungen des Medienkonzerns.
Verliert auch Munger die Hoffnung?
Es ist nicht bekannt, aus welchen Motiven Daily Journal die Hälfte seiner Alibaba-Wertpapiere abstieß. Die Führung von Daily Journal ließ eine dahingehende "Reuters"-Anfrage unbeantwortet. Auch über den Einfluss Mungers in dieser Verkaufsentscheidung könne somit nur spekuliert werden, so "Der Aktionär".
Was aber außer Zweifel steht: Die enorm schwache Kursperformance der chinesischen Onlinehandelsplattform war bislang keine Werbung für ein langfristiges Halten der Alibaba-Anteile. Vielmehr besteht weiterhin das Risiko einer weiteren Regulierung oder gar Zerschlagung des Konzerns durch die kommunistische Führung Chinas. Dass Xi Jinping und seine Parteigenossen den wachsenden Einfluss der großen chinesischen Unternehmen mit Misstrauen beäugen, ist spätestens seit dem mysteriösen zwischenzeitlichen Verschwinden Jack Mas kein Geheimnis mehr. Der Gründer von Alibaba hatte im Zuge des geplanten Börsengangs des Fintech-Ablegers Ant Group im Oktober 2020 das chinesische Bankensystem kritisiert, woraufhin die politische Führung das IPO der Ant Group absagte und ein Kartellverfahren gegen Alibaba einleitete. Angeblich auf politischen Druck hin äußerte sich Ma über Wochen hinweg nicht mehr in der Öffentlichkeit. Neben dieser weiterhin bestehenden Regulierungsgefahr konnten zudem auch die jüngsten Quartalsberichte viele Analysten nicht vollends überzeugen.
Alibaba-Aktie: Grausige Kursperformance
Die Kursperformance von Alibaba ist denn auch der beste Beweis dafür, dass viele chinesische Aktien in China einem hohen politischen Risiko ausgesetzt sind. Seitdem im Oktober 2020 der Gründer und CEO des chinesischen E-Commerce-Giganten Jack Ma plötzlich spurlos verschollen war, ging es für die Alibaba-Aktien konstant nach unten. Scheinbar unaufhaltsam sank die Aktie vom Rekordhoch vom 17. Oktober 2020 bei 319,32 US-Dollar auf zeitweise nur noch 73,28 Dollar am 15. März 2022. Inzwischen konnte sich die Alibaba-Aktie immerhin von diesem zwischenzeitlichen Tiefstand nach oben hin absetzen, tendierte jedoch in den vergangenen Tagen abermals schwächer. Ob - und wenn ja, wann - das Ende der Alibaba-Talfahrt erreicht wird, hängt nicht primär mit der Unternehmensentwicklung zusammen (die weiterhin ordentlich ist), sondern vielmehr mit der Politik der kommunistischen Führung Chinas gegenüber den Tech-Unternehmen. So bedauerte auch Munger bei der Daily Journal-Hauptversammlung im Februar die sich abkühlenden Beziehungen zwischen den USA und China. Womöglich verliert auch Munger, der lange Zeit bullish für China-Aktien eingestellt und unter anderem verantwortlich für die BYD-Aktienposition von Berkshire Hathaway war, schrittweise seine Zuversicht in die börsennotierten chinesischen Unternehmen. Unterdessen bleiben die US-amerikanischen Großbanken Bank of America und Wells Fargo die größten Positionen im Daily Journal-Aktienportfolio.
Redaktion finanzen.at
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