Veränderungen gefordert 19.11.2024 23:00:00

Trump-Sieg gibt Kryptobranche Aufwind: Hoffnung auf SEC-Reformen bei Coinbase, Ripple & Co.

Trump-Sieg gibt Kryptobranche Aufwind: Hoffnung auf SEC-Reformen bei Coinbase, Ripple & Co.

• Trump für kryptofreundliche Einstellung bekannt
• Verschiedene Kryptovertreter erhoffen sich schnelle Änderungen bei der SEC
• SEC-Kommissarin warnt: Reformen brauchen Zeit

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat sich im Wahlkampf erfolgreich als kryptofreundlicher Kandidat in Szene gesetzt. So ist es auch wenig verwunderlich, dass der Sieg Trumps gegenüber der US-Demokratin Kamala Harris zu einer regelrechten Euphorie an den Kryptomärkten führte. Angeführt wird die Rally vom kometenhaften Anstieg des Bitcoins, der erst jüngst ein neues Rekordhoch bei 93.000 US-Dollar aufstellte, womit auch die runde Marke von 100.000 US-Dollar nicht mehr weit scheint.

So hatte Trump im Wahlkampf in Aussicht gestellt, ein kryptofreundliches regulatorisches Umfeld schaffen zu wollen, einen strategischen Bitcoin-Bestand anzuhäufen, sowie den USA dazu zu verhelfen, ein führendes Zentrum für die Kryptobranrche zu werden.

Nun nehmen verschiedene prominente Kryptovertreter Trump beim Wort und teilen ihre Wünsche, wie ein solches Umfeld gestaltet werden könnte. Schließlich war die US-Börsenaufsicht SEC bisher gegenüber der Kryptobranche durch strenge Regulierung und rechtliche Querelen gegen verschiedene Kryptounternehmen aufgefallen. Insbesondere SEC-Chef Gary Gensler machte sich mit seiner ablehnenden Haltung gegenüber Kryptowährungen im Kryptoversum eher unbeliebt.

Coinbase-CEO hofft auf regulatorische Klarheit

So zeigte sich Coinbase-CEO Brian Armstrong im Rahmen der CNBC-Sendung "Squawk Box" hoffnungsvoll bezüglich des Kryptosektors unter einer Trump-Regierung: "Ich denke, wir haben endlich eine Chance, in den USA etwas regulatorische [Klarheit] über einige dieser großen offenen Fragen zu bekommen, für die wir unter Gary Gensler, ehrlich gesagt, schon lange keine Klarheit mehr bekommen haben". Seiner Ansicht nach sei der Trump-Sieg eine Chance für die USA, die eigene Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Kryptomarkt zu stärken, wie er in einem Beitrag auf X erklärte.

Auch Coinbase-Rechtsexperte Paul Grewal äußerte sich via X im Zuge des Trump-Siegs und zeigte sich hoffnungsvoll angesichts der bevorstehenden Änderungen: "Ich hoffe die SEC versteht, was heute geschehen ist. Bei vielen, vielen Problemen haben die Wähler laut und deutlich nach Veränderung gerufen. Krypto ist keine Ausnahme. Hören Sie auf Krypto zu verklagen. Beginnen Sie mit Krypto zu reden. Initiieren Sie jetzt Regelungen. Es gibt keinen Grund zu warten".

Ripple-CEO fordert Entlassung von SEC-Chef Gensler

Ripple-CEO Brad Garlinghouse teilte im Rahmen des Trump-Siegs ebenso über X mit, welche Änderungen er sich vonseiten der Trump-Regierung für den Kryptobereich und die SEC wünsche. Ganz oben auf seiner Wunschliste: Die Entlassung von Gary Gensler. Auch für eine Neubesetzung des SEC-Chefposten hielt Garlinghouse bereits Vorschläge parat, nämlich J. Christopher Giancarlo, Daniel M. Gallagher und Brian Brooks. Jede dieser Personen wäre laut dem Ripple-CEO eine große Hilfe darin, die Gesetzmäßigkeit und den Ruf der SEC wieder herzustellen. Zudem wünscht sich der Konzernlenker endlich Klarheit darüber, dass es sich auch bei der Kryptowährung Ethereum um kein Wertpapier handele, wie es bereits bei Bitcoin und Ripple geschehen sei.

Dass Garlinghouse sich weitreichende Veränderungen bei der SEC wünscht, kommt nicht von ungefähr. Schließlich liefert sich Ripple Labs schon seit Jahren einen Rechtsstreit mit der SEC in der dem Kryptounternehmen vorgeworfen wird, mittels des Verkaufs von XRP-Token einen nicht zugelassenen Wertpapierverkauf getätigt zu haben. Zwar gab es hier im Juli 2023 bereits ein wichtiges Urteil, in dem eine Richterin zu dem Schluss kam, dass die XRP-Verkäufe von Ripple Labs an institutionelle Anleger zwar gegen Wertpapiergesetze verstoßen hätten, die Verkäufe an die breite Öffentlichkeit jedoch keine Wertpapierverkäufe gewesen seien. Seither befinden sich Ripple Labs und die SEC jedoch in Berufungsverfahren.

SEC-Kommissarin warnt vor langsam mahlenden Mühlen

In Kryptokreisen kursiert derweil noch ein anderer Name, der bei einer Absetzung von Gensler, den Chefposten bei der SEC einnehmen könnte, nämlich der von SEC-Kommissarin Hester Peirce, die in der Kryptocommunity mittlerweile unter dem Spitznamen "Crypo Mom" bekannt ist, wie Cointelegraph schreibt. Erst jüngst hatte Peirce die SEC im Rahmen einer Rede beim Wharton Fintech-Programm kritisiert, dass die US-Börsenaufsicht unter Gensler ein Klima von "Instabilität, Unsicherheit und Angst" schüre, was auf Kosten von Innovation gehe und dazu führe, dass die Kryptobranche außerhalb den USA floriere, wie Forbes sie widergibt.

Dennoch gab die SEC-Kommissarin auch zu bedenken, dass notwendige Reformen nicht übers Knie gebrochen werden könnten und mehr bräuchten als reine Rhetorik. Stattdessen würde hier ein strukturierter politischer Rahmen benötigt sowie eine förmliche Regelsetzung nach dem Verwaltungsverfahrensgesetz (APA). Für diesen Prozess bedürfe es wiederum die Beteiligung der Öffentlichkeit, Transparenz und die Möglichkeit rechtlicher Anfechtungen.

Auch wenn es durchaus zu Veränderungen bei der SEC zugunsten von Kryptowährungen kommen kann, bleibt doch die Frage, wie schnell diese Reformen in der Praxis umgesetzt werden können, da dieser Prozess eine umfangreiche legislative und administrative Koordinierung erfordere, was einiges an Zeit beanspruche, wie Forbes zusammenfasst. So bringt es Forbes-Kolumnistin Dr. Tonya Evans in einem Artikel auf den Punkt: "Während die Kryptoindustrie, ermutigt durch ihre rekordverdächtigen Kampagneninvestitionen, rasche Ergebnisse erwartet, könnte die schrittweise Natur der Regulierungsprozesse eine Branche frustrieren, die zwar ganz auf Bitcoin setzt, aber wenig Geduld besitzt".

Bis Trump seinen Versprechen tatsächlich Taten folgen lassen kann, dürfte doch noch etwas Zeit vergehen.

Redaktion finanzen.at

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