Dass die Schuldenaufnahme für das kommende Jahr etwas niedriger angesetzt ist, liege vor allem daran, dass die Tilgungen 2025 etwas niedriger seien als heuer, sagte der Chef der Österreichische Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA), Markus Stix, im Gespräch mit der APA. Für 2025 sollen maximal 47 Mrd. Euro über Bundesanleihen aufgenommen werden, 2024 waren es rund 49 Mrd. Euro. Bei den kurzfristigen Instrumenten gab es heuer eine leichte Reduktion um 2,5 Mrd. Euro auf 22,2 Mrd. Euro (geschätzter Wert für Ende 2024). Im kommenden Jahr geht die OeBFA aber wieder von einer Steigerung des Volumens um 2 bis 4 Mrd. Euro aus. Weiters plant die Agentur wie heuer drei Neusyndizierungen.
2025 sollen auch wieder grüne Bundeswertpapiere - das sind mittel- und langfristige grüne Wertpapiere sowie kurzfristige Instrumente wie Green Bills - begeben werden, und zwar im Wert von rund 6 Mrd. Euro. 2024 waren es 6,2 Mrd. Euro. Auf das hohe Volumen könne Österreich "sehr stolz sein", so Stix. Rund 8 Prozent des Finanzierungsvolumens in Österreich werde über grüne Produkte emittiert, damit befinde man sich in der EU im absoluten Spitzenfeld. Für das kommende Jahr plant die OeBFA ein neues grünes kurzfristiges Produkt. Neben dreimonatigen grünen T-Bills, die am Markt sehr gut angenommen würden, soll es künftig auch sechsmonatige grüne T-Bills geben. Diese sollen erstmals im März begeben werden.
Ausblick noch ohne gesetzliche Basis
"Man kann grundsätzlich sagen: Das Finanzierungsvolumen ist leicht niedriger als im heurigen Jahr", sagte Stix. Allerdings habe der Ausblick "noch keine gesetzliche Basis." Das liege daran, dass die Regierungsverhandlungen noch laufen und damit automatisch das Budget von 2024 fortgeschrieben wird. Damit gelten die gesetzlichen Obergrenzen des letzten Budgetfinanzierungsgesetzes weiter. Eine Einschränkung gibt es aber: Der Bund darf neue Finanzschulden nur bis zur Hälfte der für 2024 genehmigten Höchstbeträge aufnehmen.
Vor diesem Hintergrund ist es wahrscheinlich, dass sich der Ausblick der OeBFA im Laufe des kommenden Jahres noch ändert. Aufgrund des Spardrucks, dem die künftige Regierung unterliegt, werden die Zahlen wohl nach unten korrigiert werden. "Die Fiskalregeln müssen eingehalten werden", so Stix. Auch in Bezug auf die Neuverschuldung sei die Republik aus seiner Sicht entschlossen, wieder unter die EU-Grenze von 3 Prozent zu kommen. Derzeit rechnet der Fiskalrat für 2024 mit einem Budgetdefizit von 3,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für heuer und 4,1 Prozent für das Jahr 2025.
Auf solche Zahlen achten auch die Investoren, allerdings sei Österreich mit seiner politischen Situation international "in guter Gesellschaft", so Stix. In Deutschland, Frankreich, Belgien oder Spanien - also in Ländern, die teils deutlich höhere Beträge an den Finanzmärkten emittieren als Österreich - gibt es derzeit ebenfalls politische Unsicherheit, die sich auf die dortige Budgetplanung auswirkt. Dementsprechend rechnet der OeBFA-Chef kurzfristig nicht mit großen Auswirkungen des Budgetdefizits auf die Beliebtheit österreichischer Anleihen bei den Investoren. Sollte Österreich sein Budgetdefizit auf längere Frist allerdings nicht in den Griff bekommen und keinen Plan vorlegen, wie man wieder zu den EU-Kriterien zurückkehren will, könnte das durchaus Folgen für das Rating des Landes und damit das Image gegenüber den Investoren haben. Auch der Zinsabstand zu Deutschland könnte sich dann verschlechtern.
Eurosystem stellt Anleihenkäufe ab 2025 ein
Eine Herausforderung werde jedoch, dass das Eurosystem - also die Europäische Zentralbank (EZB) und alle nationalen Notenbanken - ab dem kommenden Jahr seine Anleihen-Kaufprogramme vollständig beendet und auch die Wiederanlage der Tilgungsbeträge einstellt. Hier müssen andere Investoren einspringen um den Anteil an Emissionen, der bisher von Notenbanken gekauft wurde, aufzufangen. Große Sorgen, dass Nachfrage nach heimischen Anleihen damit einbricht, macht sich Stix aber nicht. "Wir haben auch schon im heurigen Jahr gesehen, dass Investoren sehr gerne diesen Platz des Eurosystems einnehmen", so der OeBFA-Geschäftsführer. Diese Investoren seien vor allem Banken, die aufgrund steigender Sparquoten mehr Volumen zur Verfügung hätten um zu investieren.
Auch bei der letzten Anleihenauktion des Jahres, die am vergangenen Dienstag stattfand, sei die Nachfrage nach heimischen Papieren wieder solide gewesen. Mit etwas über einer Milliarde sei diesmal ein etwas kleines Volumen begeben worden, sagte Stix. Zur Aufstockung angeboten wurden ein zehnjähriges und ein 30-jähriges Papier mit 29 Jahren Restlaufzeit. Die zehnjährige Anleihe erzielte eine Bid-Cover-Ratio von 3,51 und eine Emissionsrendite von 2,454 Prozent. Die 30-jährige Anleihe verbuchte eine Emissionsrendite von 2,835 Prozent und war 2,22-fach überzeichnet.
Die Finanzschulden des Bundes werden durch die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) gemanagt. Sie bietet außerdem auch eine Rechtsträgerfinanzierung für die Bundesländer, die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) oder die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB Infrastruktur) an. Mit Stand Ende November 2024 lag die Finanzschuld der Republik Österreich bei 296,3 Mrd. Euro mit einer effektiven Verzinsung von 1,91 Prozent pro Jahr und einer durchschnittlichen Restlaufzeit von 11,42 Jahren.
bel/tpo
WEB http://www.oebfa.at/
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