NEW YORK (Dow Jones)--Nach der Erholung am Vortag geht es an der Wall Street am Mittwoch schon wieder abwärts. Die am Dienstag ausgeblendeten Sorgen rücken zur Wochenmitte wieder stärker ins Bewusstsein. Der drohende konjunkturelle Abschwung bremst die Kauflaune. Der Dow-Jones-Index sinkt um 0,7 Prozent auf 25.478 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite geben um 0,9 bzw. 1,2 Prozent ab.

Auch die Unterstützung von der starken Handelsbilanz ist weitgehend verpufft, nachdem sie zum Handelsstart die Abgaben noch begrenzt hatte. Das Defizit ist im Januar deutlich zurückgegangen und dies auch stärker als prognostiziert. "Das erhöht die Chancen auf ein Ende des Handelskonflikts", sagt ein Händler. Das hohe Defizit ist eines der Antreiber für den Protektionismus von US-Präsident Donald Trump.

Händler sprechen ansonsten von einer Mischung aus zuletzt schwachen Konjunkturdaten und einer inversen Zinsstrukturkurve, bei der die zehnjährigen US-Staatsanleihen unterhalb kurzfristiger Geldmarkttitel mit drei Monaten Laufzeit rentieren. "Jeder spricht über die inverse Zinskurve. Historisch betrachtet dauert es noch ein Jahr oder auch nur ein halbes bis zur nächsten Rezession", sagt Portfolioverwalterin Mariann Montagne von Gradient Investments. Aber ein solcher Zeitraum sei eine lange Zeit am Markt. "Erfolgreiche Handelsgespräche zwischen China und den USA könnten den Ausblick wieder verändern. Ein Abkommen muss auch nicht perfekt ausfallen, doch jede Vereinbarung würde helfen."

Geldpolitik könnte zum Problem werden

Analysten machen noch ein anderes Problem aus, das an den Börsen gern ignoriert wird. Die unterstützende Geldpolitik der Notenbanken kaschiere die übergelagerten wirtschaftlichen Wachstumsprobleme, heißt es im Handel. "Die Schwierigkeit mit der Fed besteht darin, dass sie derart taubenhaft daherkommt, dass die Frage am Markt aufkommt, was mit dem Wachstumsausblick nicht stimmt", warnt Investmentstrategin Esty Dwek von Natixis Investment Managers.

Neben der Fed kommen aber auch aus Europa taubenhafte Signale. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, bekräftigte die Bereitschaft, den Zinsausblick weiter anzupassen und im Falle einer weiteren Eintrübung des Ausblicks alle geldpolitischen Werkzeuge entsprechend ihrem voraussichtlichen Nutzen einzusetzen. In diesem Zusammenhang zeigte er seine Bereitschaft, falls erforderlich die nachteiligen Nebenwirkungen negativer Zinsen für die Gewinne der Banken abzumildern.

Die US-Zinskurve zeigt sich zur Wochenmitte weiter invers, während die Notierungen kräftig zulegen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fällt mit den kritischen Draghi-Äußerungen zur Konjunkturentwicklung um 6 Basispunkte auf 2,36 Prozent - und damit auf das niedrigste Niveau seit Dezember 2017. Auch in Neuseeland deuten sich derweil Zinssenkungen an und verstärken den Eindruck einer Lockerung der globalen Geldpolitik.

Wellcare haussieren mit Übernahme

Am Aktienmarkt führen Halbleiterwerte (-1,6 Prozent) die Verlierer an. Mit Sorge blicken Teilnehmer auf die Umsatz- und Gewinnwarnung des deutschen Wettbewerbers Infineon.

Die Aktien von Wellcare springen um 8,7 Prozent nach oben, nachdem der Wettbewerber Centene eine Übernahmeofferte für den Anbieter von Dienstleistungen rund um die Gesundheitsfürsorge vorgelegt hat. Centene stürzen um 9 Prozent ab.

Das Flugverbot für die Boeing 737 MAX 8 hat der US-Fluglinie Southwest Airlines das Quartal verhagelt. Die Gesellschaft rechnet im laufenden Dreimonatszeitraum mit einem niedrigeren Umsatz als ursprünglich angepeilt. Die Titel steigen dennoch um 1,8 Prozent. Händler verweisen auf die Aussagen zur positiven Margenentwicklung zum positiven Umsatzausblick auf das zweite Quartal.

J.C. Penney legen um 2 Prozent zu. Der Einzelhändler hat nach rund sechs Monaten mit Bill Wafford einen neuen Finanzvorstand gefunden. Das Unternehmen kämpft mit fallenden Umsätzen und sucht weiter nach einer Strategie für die Trendwende.

KB Home erhöhen sich um 2,4 Prozent. Das US-Bauunternehmen erwirtschaftete im ersten Quartal wieder einen Gewinn. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte ein Verlust zu Buche gestanden. Auch die Titel des Wettbewerbs Lennar ziehen nach Geschäftsausweis an - um 6,4 Prozent.

Gold verbilligt sich um 0,3 Prozent auf 1.312 Dollar, obwohl das Umfeld der lockeren Geldpolitik eigentlich dem Edelmetall in die Hände spielen müsste. Im Handel verweist man auf den leicht steigenden Dollar, der WSJ-Dollarindex klettert um 0,1 Prozent und erhöht seine Fünftagesrally auf plus 0,5 Prozent.

Die Ölpreise haben in dem schwachen konjunkturellen Umfeld ins Minus gedreht. Zudem haben sich die Rohöllagerbestände in der Vorwoche kräftig ausgeweitet. Das Fass US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 0,7 Prozent auf 59,52 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 0,2 Prozent auf 67,84 Dollar. Bereits das private American Petroleum Institute (API) hatte am Vorabend einen Lageraufbau gemeldet.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 25.477,53 -0,70 -180,20 9,22

S&P-500 2.793,80 -0,87 -24,66 11,45

Nasdaq-Comp. 7.598,73 -1,21 -92,79 14,52

Nasdaq-100 7.269,76 -1,11 -81,39 14,85

US-Anleihen

Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD

2 Jahre 2,19 -7,2 2,26 98,8

5 Jahre 2,13 -7,0 2,20 21,0

7 Jahre 2,25 -6,3 2,31 -0,2

10 Jahre 2,36 -6,0 2,42 -8,3

30 Jahre 2,82 -5,2 2,88 -24,4

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:37 Di, 17:32 % YTD

EUR/USD 1,1251 -0,22% 1,1252 1,1287 -1,9%

EUR/JPY 124,16 -0,38% 124,45 124,72 -1,3%

EUR/CHF 1,1191 -0,13% 1,1209 1,1217 -0,6%

EUR/GBP 0,8514 -0,27% 0,8542 0,8542 -5,4%

USD/JPY 110,35 -0,16% 110,57 110,50 +0,6%

GBP/USD 1,3217 +0,07% 1,3171 1,3215 +3,6%

Bitcoin

BTC/USD 4.004,75 +2,38% 3.978,42 3.912,45 +7,7%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 59,52 59,94 -0,7% -0,42 +28,0%

Brent/ICE 67,84 67,97 -0,2% -0,13 +24,1%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.312,36 1.316,55 -0,3% -4,19 +2,3%

Silber (Spot) 15,31 15,44 -0,8% -0,13 -1,2%

Platin (Spot) 856,09 859,00 -0,3% -2,91 +7,5%

Kupfer-Future 2,86 2,85 +0,1% +0,00 +8,3%

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March 27, 2019 12:09 ET (16:09 GMT)