06.08.2014 18:31:32

MÄRKTE EUROPA/Konjunkturangst - Flucht aus Aktien in Bundesanleihen

   Von Thomas Leppert

   Die Börsen in Europa schlossen am Mittwoch im Minus. Neben geopolitischen Spannungen belastete, dass der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland und Europa bereits wieder an Fahrt verliert. Und Italien droht sogar ein Rutsch in die Rezession. "Die jüngsten Konjunkturprognosen haben mehrheitlich negativ überrascht", ordnet Christian Jasperneite, Volkswirt bei M.M.Warburg, die aktuelle Entwicklung in Europa ein. So ist der Ifo-Geschäftsklima-Index aus Deutschland bereits drei Mal in Folge gesunken, und auch für die Eurozone sieht es nicht besser aus.

   Nach kräftigen Verlusten am Mittag minimierten sich die Abgaben, nachdem es an Wall Street zu Erholungsansätzen gekommen war. Der Dax verlor schließlich 0,7 Prozent auf 9.130 Punkte - im Tagestief notierte er bei 9.031 Punkten und damit auf dem niedrigsten Stand seit Mitte März. Der Euro-Stoxx-50 fiel um 0,7 auf 3.050 Punkte.

   Während es am deutschen Aktienmarkt nach unten ging, stiegen die Kurse der Bundesanleihen. Im Gegenzug fiel die Rendite der zehnjährigen Anleihen auf ein Rekordtief von 1,10 Prozent. Dass Anleihen aktuell so gesucht sind, dafür gibt es mehrere Gründe. "Wir sehen momentan, dass die Investoren die sicheren Häfen ansteuern", erklärte Dirk Gojny, Anleihenstratege bei der National-Bank, die starke Nachfrage.

   "Mit der Nachricht, dass Italien einer Rezession entgegensteuert, kamen Käufe an den Markt", hieß es von Christoph Kutt, Anleihenstratege bei der DZ Bank. Damit dürfte es für das Land noch schwieriger werden, das Defizitziel zu erreichen. Zudem dürften die Spekulationen erneut zunehmen, dass die Europäische Zentralbank möglicherweise doch ein Anleihenkaufprogramm auflegt.

   Italien steckt in der Rezession, nachdem die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal entgegen den Erwartungen nicht gestiegen ist. Das Bruttoinlandsprodukt sank gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent und zum Vorjahreszeitraum um 0,3 Prozent. In Mailand brach der Aktienindex um 2,4 Prozent ein.

   Einen Stimmungsdämpfer für den Aktienmarkt lieferten zwei geplatzte Milliardenfusionen. Fox hat den Übernahmeversuch von Time Warner abgesagt, Sprint lässt seine Kaufabsicht von T-Mobile US wegen geringer Aussichten auf eine Zustimmung der US-Kartellbehörde fallen. Im DAX verlor die Aktie der Deutschen Telekom daraufhin 2,8 Prozent auf 11,53 Euro. Die Analysten von Bernstein sehen trotz der Sprint-Absage nach wie vor Ausstiegsoptionen für die Deutsche Telekom bei der US-Tochter. So könnte Iliad wieder ein Thema werden, nachdem die Telekom in einer ersten Reaktion das Iliad-Gebot am Dienstag noch als zu niedrig zurückgewiesen hatte.

   Abermals schwer unter Abgabedruck standen die Aktien der Autohersteller angesichts von Kartelluntersuchungen in China. Ihr Subindex wies ein Minus von 1,4 Prozent auf. Audi und Chrysler stehen in China wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens Strafen ins Haus. Gegen Daimler wird offenbar noch ermittelt. Aber auch eine Abkühlung der Wirtschaftsleistung in Europa lastet besonders schwer auf dem Sektor. Daimler fielen 1,0 Prozent, der Kurs der Chrysler-Mutter Fiat stürzte mit einem Minus von 5,6 Prozent noch stärker ab.

   Neben den übergeordneten Themen bewegte eine Flut an Unternehmenszahlen die Kurse. Hohe Prämieneinnahmen, aber einen niedrigen Nettogewinn und eine hohe Schaden-Kosten-Quote machte ein Händler bei Swiss Re aus. Swiss Re gaben um 3,0 Prozent nach. Für Hannover Rück ging es ebenfalls nach unten. Sowohl der Nettogewinn wie auch das operative Ergebnis seien schwächer als erwartet, kritisierten die Analysten von Close Brothers Seydler. Zudem wird auch hier die Schaden-Kosten-Quote kritisch gesehen, die Aktie verlor 3,4 Prozent.

   Gegen den Markttrend gewannen LANXESS um 2,6 Prozent auf 47,40 Euro. Positiv wurde an der Börse gesehen, dass sich die Geschäftsentwicklung stabilisiert hat. Von den Analysten der WGZ-Bank hieß es, dass der Umsatz zwar etwas stärker gesunken sei als erwartet. Höheren Absatzmengen hätten geringere Preise und negative Währungseffekte gegenübergestanden. Kosteneinsparungen und ein erwarteter Restrukturierungsplan sollen die Ertragskraft des Unternehmens für die Zukunft stärken.

   Gut kamen an der Börse auch die Geschäftszahlen von KUKA (plus 1,5 Prozent) an. Bei dem Augsburger Roboter- und Anlagenbauer brummt vor allem das Geschäft mit der Automobil- und Flugzeugindustrie, das Unternehmen hat in Folge die Prognose für das Jahr angehoben. Positiv werten die Analysten von Independent Research den Auftragsbestand, der ein neues Rekordhoch erreicht hat. Kuka hat zudem eine Hochzinsanleihe vorzeitig zurückgekauft, was zwar eine einmalige Belastung von 17,7 Millionen Euro zur Folge hatte. In den kommenden Jahren sollen nun Zinskosten in Höhe von 50 Millionen Euro wegfallen.

   Am Devisenmarkt fiel der Euro nach den neuerlich enttäuschenden Konjunkturzahlen aus der Eurozone auf ein neues Jahrestief von 1,3325 Dollar. "Der Greenback profitiert nicht nur von der Aussicht auf eine Normalisierung der US-Geldpolitik, sondern auch von seiner Rolle als ultimativer sicherer Hafen", führte die Commerzbank als eine Begründung an. Zum Handelsende legte die Gemeinschaftswährung auf 1,3353 Dollar leicht zu.

DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Di, 17.40 Uhr EUR/USD 1,3354 -0,1% 1,3372 1,3369 EUR/JPY 136,67 -0,4% 137,22 137,39 EUR/CHF 1,2147 -0,1% 1,2161 1,2165 USD/JPY 102,33 -0,3% 102,63 102,78 GBP/USD 1,6833 -0,3% 1,6882 1,6869

Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.050,37 -21,83 -0,7% -1,9% Stoxx-50 2.934,00 -18,37 -0,6% +0,5% Stoxx-600 329,21 -2,89 -0,9% +0,3% XETRA-DAX 9.130,04 -59,70 -0,6% -4,4% FTSE-100 London 6.636,16 -46,32 -0,7% -1,7% CAC-40 Paris 4.207,14 -25,74 -0,6% -2,1% AEX Amsterdam 397,21 -1,17 -0,3% -1,1% ATHEX-20 Athen 349,45 -10,22 -2,8% -9,2% BEL-20 Bruessel 3.057,37 -10,26 -0,3% +4,6% BUX Budapest 17.346,55 -305,35 -1,7% -6,6% OMXH-25 Helsinki 2.855,32 -40,24 -1,4% +0,7% ISE NAT. 30 Istanbul 97.753,67 -1610,76 -1,6% +18,6% OMXC-20 Kopenhagen 723,62 -9,68 -1,3% +17,6% PSI 20 Lissabon 5.816,42 -236,74 -4,1% -14,9% IBEX-35 Madrid 10.246,20 -107,60 -1,0% +3,3% FTSE-MIB Mailand 19.509,84 -542,36 -2,7% +2,9% RTS Moskau 1.160,86 -30,51 -2,6% -19,5% OBX Oslo 549,93 -5,81 -1,0% +9,2% PX Prag 949,62 -4,18 -0,4% -4,0% OMXS-30 Stockholm 1.344,30 -21,82 -1,6% +0,9% WIG-20 Warschau 2.362,27 -7,06 -0,3% -1,6% ATX Wien 2.242,30 -12,97 -0,6% -11,9% SMI Zuerich 8.290,16 -51,88 -0,6% +1,1% Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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   August 06, 2014 12:02 ET (16:02 GMT)

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