FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen erholen sich am Mittwochnachmittag von den Tagestiefs. Fundamentale Nachrichten dafür gibt es nicht. Am Markt herrscht weiter Panikstimmung. Immer mehr Analysten setzen auf eine bevorstehende Rezession, einige Beobachter schließen selbst eine Depression nicht mehr aus. Eine "Mutter aller Rezessionen" wie man sie seit dem Krieg nicht mehr erlebt habe, erwartet Gabriel Felbermayr, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). EZB-Chefin Lagarde hält einen BIP-Einbruch in der Eurozone von mehr als 5 Prozent für möglich.

Bei Goldman Sachs ist die globale BIP-Prognose zumindest mit 1,25 Prozent Jahreswachstum noch positiv, allerdings auch von 1,9 Prozent drastisch gekürzt. Für das zweite Quartal sieht das Haus eine drastische Rezession, die nur durch Aufholeffekte bis Jahresende wieder teilweise gutgemacht wird. S&P Global erwartet für ganz Asien-Pazifik 2020 ein Wachstum von unterhalb 3 Prozent.

US-Regierung fordert massives Konjunkturprogramm

Die US-Regierung drängt derweil auf ein Fiskalprogramm mit einem Volumen von 1,2 Billionen Dollar. Dieses soll direkte Zahlungen an die US-Bürger von jeweils 1.000 Dollar enthalten. US-Finanzminister Mnuchin hat gewarnt, dass die US-Arbeitslosenquote ohne das Paket auf bis zu 20 Prozent steigen könnte. Der DAX verliert 4,5 Prozent auf 8.538 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt um 4,7 Prozent nach auf 2.412 Punkte.

Derweil geht es mit den Renditen für Staatsanleihen an den Anleihemärkten massiv nach oben. Auf den ersten Blick ergibt dies angesichts der Rezessionsgefahren wenig Sinn. Im Handel wird indes auf zunehmende Firesales auch bei sicher geltenden Staatsanleihen von Anlegern verwiesen, die dringenden Liquiditätsbedarf hätten. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt bei minus 30 Basispunkten nach minus 43 Basispunkten am Vortag.

Das Pfund steht massiv unter Abgabedruck und ist klar unter die Marke von 1,20 Dollar gefallen. Vor wenigen Tagen notierte die britische Währung noch bei über 1,30 Dollar. Im Handel ist von einer Flucht in den "sicheren" Dollar-Hafen die Rede. Daneben steigen mit der Coronaviurs-Epidemie die Unsicherheiten um ein Handelsabkommen mit der EU nach dem Brexit. Das Pfund geht aktuell bei rund 1,1800 Dollar um.

Börsenschließungen stehen im Raum

Deutsche Börse brechen um 7,5 Prozent ein, der LSE geht es mit Abschlägen von 7,4 Prozent nicht besser. Nicht nur haben viele Länder Leerverkäufe weiter eingeschränkt, hinzu gesellt sich die Befürchtung erzwungener Börsenschließungen. Mit einem Minus von 18,1 Prozent erwischt es MTU noch sehr viel schlimmer. Es wird ein Ausfall der Dividende befürchtet. JPM hat das Papier auf Underweight gesenkt. Airbus ergeht es mit einem Minus von 17,5 Prozent kaum besser.

Während konjunktursensible Aktien massiv abverkauft werden, legt der Telekomsektor um 0,8 Prozent zu. Die Suche nach Gewinnern der Coronakrise legt sich immer mehr auf "Stay-at-home"-Aktien fest, die vom Zuhausebleiben der Bevölkerung profitieren. Beruflich wird der Trend zum Home Office und Videokonferenzen vor allem den großen Telekomfirmen nutzen, heißt es. Telefonica steigen 4,2 Prozent, Telecom Italia sogar um 7,9 Prozent.

BMW verlieren 2,5 Prozent. Der Autobauer rechnet wegen der Coronavirus-Krise dieses Jahr mit einem deutlichen Gewinnrückgang. Für Ceconomy geht es 13,3 Prozent nach unten. Das Unternehmen hat wegen der Krise die Prognose kassiert.

Deutz mit relativ gutem Ausblick

Überrascht über den "relativ glimpflichen" Ausblick von Deutz bei den endgültigen Zahlen äußert sich ein Händler: "Sie sehen zwar eine Corona-Belastung, wollen aber trotzdem weiter die Mittelfristziele bis 2022 erreichen." Dies impliziere die Erwartung einer starken Markterholung, da bereits 2019 rückläufige Auftragseingänge gebracht habe und für 2020 wegen Konjunktur und Corona ein Umsatzrückgang erwartet werde. Die Aktie rückt gegen den Markt um 3,8 Prozent vor.

Um 4,4 Prozent abwärts geht es mit den Aktien von Zara-Mutter Inditex. Analysten sprechen von starken Jahreszahlen 2019. Inditex bildet Rückstellungen für eventuelle Krisenfolgen in Höhe von 287 Millionen Euro. Entsprechend wird damit die Marge zurückgehen. Da nun schon fast 3.800 Geschäfte geschlossen sind, brach der Umsatz Anfang März um 24 Prozent ein.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 2.411,66 -4,70 -118,84 -35,61

Stoxx-50 2.406,24 -3,43 -85,35 -29,29

DAX 8.537,95 -4,49 -401,15 -35,56

MDAX 17.978,59 -5,15 -976,02 -36,50

TecDAX 2.219,10 -3,34 -76,75 -26,40

SDAX 8.029,25 -3,40 -282,77 -35,83

FTSE 5.118,40 -3,33 -176,50 -29,80

CAC 3.783,56 -5,22 -208,21 -36,71

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,27 0,17 -0,51

US-Zehnjahresrendite 1,07 -0,01 -1,61

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 9:44 Uhr Fr, 17:38 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0868 -1,34% 1,1208 1,1062 -3,1%

EUR/JPY 117,52 -0,52% 119,13 118,99 -3,6%

EUR/CHF 1,0541 -0,30% 1,0549 1,0565 -2,9%

EUR/GBP 0,9223 +1,12% 0,9064 0,8944 +9,0%

USD/JPY 108,08 +0,76% 106,32 107,55 -0,6%

GBP/USD 1,1787 -2,40% 1,2366 1,2366 -11,1%

USD/CNH (Offshore) 7,0731 +0,62% 7,0100 7,0302 +1,5%

Bitcoin

BTC/USD 5.314,01 -2,67% 4.855,76 5.365,01 -26,3%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 23,28 26,95 -13,6% -3,67 -61,5%

Brent/ICE 26,53 28,73 -7,7% -2,20 -59,0%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.499,77 1.534,12 -2,2% -34,35 -1,2%

Silber (Spot) 12,11 12,73 -4,9% -0,62 -32,2%

Platin (Spot) 620,40 668,45 -7,2% -48,05 -35,7%

Kupfer-Future 2,18 2,32 -5,9% -0,14 -22,3%

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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/cln

(END) Dow Jones Newswires

March 18, 2020 11:03 ET (15:03 GMT)

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