FRANKFURT (dpa-AFX) - In Deutschland werden leicht positive Kapitalmarktzinsen zunehmend wahrscheinlicher. Am Dienstag stieg die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen bis auf minus 0,0092 Prozent. Sie lag damit nur hauchdünn unter der Nullgrenze. Letztmalig positiv war der Zehnjahreszins in Deutschland im Mai 2019 gewesen. Der Terminkontrakt Euro-Bund-Future, der die Kursentwicklung umschreibt, gab am späten Dienstagnachmittag um 0,08 Prozent auf 169,54 Punkte nach.
Die Zehnjahresrendite lag zuletzt wieder etwas niedriger bei minus 0,02 Prozent. Zinsauftrieb kommt seit einiger Zeit vor allem aus den USA. Dort wird angesichts der hohen Inflation von derzeit sieben Prozent ein Gegensteuern der US-Notenbank (Fed) immer wahrscheinlicher.
An den Märkten werden für dieses Jahr in den USA bis zu vier Zinsanhebungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte erwartet. Einzelne Marktteilnehmer können sich sogar stärkere Zinsschritte vorstellen. Ansonsten drohe der Fed ein Glaubwürdigkeitsverlust, wird mitunter argumentiert. Die Experten der italienischen Bank Unicredit resümierten: "Es scheint unwahrscheinlich, dass die hitzige Debatte über das Tempo des bevorstehenden US-Straffungszyklus und sein endgültiges Ziel bald beendet sein wird."
Auch in der Eurozone sind die Zinserwartungen zuletzt angestiegen. Verglichen mit den USA dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) aber wesentlich später mit Zinsanhebungen beginnen. An den Märkten wird aktuell mit einer ersten Zinsstraffung der EZB im Frühjahr 2023 gerechnet. Das wäre etwa ein Jahr später als der derzeit erwartete Straffungsstart in den USA./la/stk