FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Donnerstag gestiegen. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future legte bis zum Nachmittag um 0,59 Prozent auf 142,02 Punkte zu. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen fiel im Gegenzug auf 1,84 Prozent. Zeitweise erreichte sie mit 1,795 Prozent den tiefsten Stand seit Anfang Oktober.

Druck auf die Renditen kommt derzeit vor allem aus den USA. Schwächere Konjunkturdaten und Äußerungen aus der US-Notenbank Fed belasten. Beides deutet darauf hin, dass die Währungshüter ihren Kampf gegen die hohe Inflation mit verringertem Tempo fortsetzen. Die Aussicht auf weniger starke Zinserhöhungen drückt am Kapitalmarkt die Renditen und lässt die Wertpapierkurse steigen. Am Donnerstag kamen aus den USA aber wegen eines Feiertages keine Impulse.

Konjunkturdaten aus Deutschland deuten unterdessen darauf hin, dass der wirtschaftliche Abschwung infolge des Ukraine-Kriegs nicht so drastisch ausfallen dürfte wie noch vor einiger Zeit befürchtet. Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigster konjunktureller Frühindikator, stieg im November deutlicher als erwartet. Die befragten Unternehmen bewerteten die Konjunkturaussichten nicht mehr ganz so trüb. "Die Rezession dürfte weniger tief ausfallen als viele erwartet haben", kommentierte Ifo-Chef Clemens Fuest.

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, verwies auf das Entlastungspaket der Bundesregierung und darauf, dass das Risiko einer Gasrationierung deutlich gesunken sei. "Ich erwarte unverändert eine Rezession, mehr denn je aber keinen wirtschaftlichen Kollaps."

Ungeachtet dessen ist das hohe Rezessionsrisiko weiterhin am Kapitalmarkt sichtbar. Die Zinsstrukturkurve ist in Deutschland schon seit einiger Zeit ungewöhnlich flach, in Teilen sogar invers. Höhere Zinsen in der kurzen als in der langen Frist gelten unter Experten als Rezessionssignal./jsl/nas