03.05.2013 14:11:30
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Börse Frankfurt/Anleihen: Niedrigzinsen beflügeln Peripherianleihen
3. Mai 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Geldpolitik gibt mal wieder den Ton an: "Dank der jüngsten Leitzinssenkung im Euroraum haben die Anleiherenditen einmal mehr den Rückwärtsgang eingelegt, vor allem in der Peripherie", fasst Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft zusammen. Die Europäische Zentralbank hatte am Donnerstag den Leitzins, zu dem sie Geld an Geschäftsbanken verleiht, auf historisch niedrige 0,50 Prozent gesenkt. "Das hilft den Staaten bei der Refinanzierung und dabei mit ihren Schuldenbergen zurechtzukommen. So ist etwa die Rendite spanischer Benchmark-Papiere wieder unter 4 Prozent gesunken", ergänzt der Händler. Noch vor gut einem Jahr kämpfte das in der Rezession steckende Land mit der kritischen Marke von 7 Prozent, die auf längere Sicht als nicht finanzierbar gilt und andere Euro-Länder wie Portugal oder Griechenland unter den Rettungsschirm der EU gezwungen hatte.
Aber auch deutsche Staatsanleihen profitieren: "Anhaltende Konjunktursorgen und die Regierungsbildung in Italien haben diese Woche dafür gesorgt, dass vermeintlich sichere Anleihen wieder mehr Zulauf finden. Bundesanleihen konnten sich mit kräftigen Kursgewinnen schnell von ihren kurzfristigen Verlusten erholen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe ist auf 1,17 Prozent gefallen", merkt Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank an.
Der Euro-Bund-Future markierte am Donnerstag ein neues Jahreshoch bei 147,20 Prozent und notiert aktuell bei 146,85 Punkten. Zum Vergleich: Vergangenen Freitag stand das deutsche Rentenbarometer noch bei 145,76 Prozent.
Müssen Banken für Einlagen bei der EZB bald zahlen?
Brunner
Interessant an der EZB-Sitzung war laut Arthur Brunner von ICF Kursmakler, dass Notenbankpräsident Mario Draghi sogar Negativzinsen für bei der EZB geparkte Gelder nicht mehr ausschloss. "Im Moment liegt dieser Zinssatz bei null Prozent. Hintergrund ist die nach wie vor sehr schlechte Kreditversorgung von kleineren und mittleren Unternehmen in den Staaten der Europeripherie", erläutert der Händler. Ob die jedoch allein durch die Geldpolitik angekurbelt werden kann, ist aus Sicht der HSH Nordbank fraglich. "In den vergangenen Monaten sind die gesunken Zinsen in vielen Fällen nicht weitergegeben worden, in erster Linie in den Peripherieländern. Im Gegenteil: Die Unternehmen dort haben trotz sinkender Zinsen Probleme, überhaupt an Kredite heranzukommen. Ohnehin wird ein niedriger Zins allein die Unternehmen nicht bewegen, zu investieren. Was fehlt, sind günstige Rahmenbedingungen", konstatieren Stefan Gäde und Cyrus de la Rubia.
Darüber hinaus darf nach Ansicht von Gäde und de la Rubia nicht vergessen werden, dass die niedrigen Zinsen den Sparern in der gesamten Eurozone Sorgen bereiten. "Momentan gehen selbst die Käufer von zehnjährigen Bundesanleihen bei einen Renditeniveau um 1,20 Prozent und einer ebenso hohen Inflation leer aus. Als Ausweg bleibt da nur, das Geld in riskanteren Vermögenswerten anzulegen. Das dürfte jedoch früher oder später zu Blasenbildungen führen, beispielsweise bei Aktien, Unternehmensanleihen oder Immobilien", warnen die Analysten.
Solarworld kommt bei Schuldenproblem voran
Zu den umsatzstärksten Unternehmensanleihen der Woche zählten, wie Hellwig berichtet, unter anderem die Schuldscheine des Bonner Solarkonzerns Solarworld. "Das Unternehmen hat am Dienstag mitgeteilt, dass es sich mit Gläubigern über die wirtschaftlichen Eckpunkte zur Restrukturierung seiner Schulden geeinigt hat. Geplant sind ein deutlicher Schuldenschnitt und eine Kapitalherabsetzung um 95 Prozent verbunden mit einer Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage. Dabei soll ein wesentlicher Teil der Verbindlichkeiten in Eigenkapital umgewandelt werden - also ein so genannter Debt to Equity-Swap", erläutert der Händler.
Die bis zum Jahr 2016 laufende Solarworld-Anleihe (WKN A1H3W6) reagierte laut Hellwig mit deutlich erhöhtem Umsatz auf die Neuigkeiten. Aktuell notiert der Titel bei rund 23 Prozent nach 17,2 Prozent am vergangenen Freitag. "Allerdings ist zu beachten, dass die Anleihe an der Börse noch mit Stückzinsen gehandelt wird. Außerbörslich wird der Titel mittlerweile ohne Stückzinsen gepreist", ergänzt Hellwig.
Stückzinsen entsprechen aufgelaufenen Zinsansprüchen, die vom Käufer einer kupontragenden Anleihe an den Verkäufer gezahlt werden müssen. Inhabern der Anleihe steht für jeden Tag (Stückzinstag), den sie im Besitz der Anleihe sind, ein Anteil am Zinskupon zu. Bei Zahlung des Kupons bleibt der Kurs der Anleihe daher unverändert. Das ist anders als bei Aktien: Hier bleiben Dividendenansprüche beim Kauf und Verkauf von Anteilen unberücksichtigt; der Kurs der Aktie ermäßigt sich daher am Tag der Ausschüttung.
Gute Umsätze und steigende Notierungen beobachtet Hellwig bei Hybrid-Anleihen der Deutschen Bank (WKNs A1ALVC, A0TU30, A0DTY3) und deren Tochter Deutsche Postbank (WKNs A0DEN7, A0DHUM).
Apple verschuldet sich erfolgreich
Zum ersten Mal seit 1996 kam in dieser Woche der US-Technologieriese Apple an den Anleihemarkt. "Den insgesamt platzierten 17 Milliarden US-Dollar stand eine Nachfrage von mehr als 50 Milliarden US-Dollar gegenüber", berichtet Brunner. Mit den sechs Anleihen, die Laufzeiten zwischen 3 und 30 Jahren haben, will der iPhone- und iPad-Hersteller eigene Aktien zurückkaufen und Dividenden zahlen,was den seit einiger Zeit schwächelnden Aktienkurs stützen soll. Offenbar ist es für den Technologiekonzern dabei günstiger, Schulden zu machen, statt auf die eigenen Reserven von rund 145 Milliarden US-Dollar zurückzugreifen. Hintergrund dürfte sein, dass Apple einen Großteil seiner Mittel außerhalb der USA geparkt hat und im Falle einer Überweisung in die Vereinigten Staaten hohe Steuern zahlen müsste.
Im Fremdwährungsbereich verkauften Anleger laut Hellwig Anleihen in australischen Dollar, vor allem Emissionen der Commerzbank. In norwegischen Kronen denominierte Titel, insbesondere von General Electric, seien indes gefragt.
© 3. Mai 2013 / Karoline Kopp
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