Boeing-Anleihen in Gefahr: Junk-Rating droht

• Boeing hat mit Produktionsproblemen zu kämpfen
• Ratingagenturen könnten Kreditwürdigkeit von Boeing herabstufen
• Boeing versucht Bilanz zu stärken - vor milliardenschwerer Kapitalerhöhung


Boeing in der Krise

Boeing steckt bereits seit Jahren in der Krise und hatte zuletzt auch noch mit Produktionsproblemen zu kämpfen. Diese wurden jüngst durch einen Streit mit Arbeitnehmern verschärft. Seit Mitte September streikt die größte Gewerkschaft IAM, die rund 33.000 Arbeiter vertritt. Nach einer ergebnislosen Verhandlungsrunde hat der Flugzeugbauer das Angebot an seine streikenden Arbeiter kürzlich zurückgezogen. Wenige Tage später gab das Unternehmen einen umfangreichen Stellenabbau sowie einen Abschreibungsbedarf von fünf Milliarden US-Dollar bekannt.

In diesem Zug gab Boeing auch vorläufige Eckdaten zum dritten Quartal bekannt. So dürfte der Airbus-Konkurrent einen Umsatz von 17,8 Milliarden US-Dollar erzielen - und damit fast eine Milliarde weniger als von Experten erwartet. Der Verlust je Aktie soll bei knapp 10 US-Dollar liegen. Seine endgültigen Zahlen legt Boeing am 23. Oktober vor.

Ratingagenturen erwägen Herabstufung der Kreditwürdigkeit von Boeing

Kürzlich gab dann auch noch S&P Global Ratings bekannt, dass die Ratingagentur vor dem Hintergrund der Streiks und der damit verbundenen Beeinträchtigung der Produktion erwäge, die Kreditwürdigkeit von Boeing herabzustufen, berichtet Bloomberg. Daneben habe Moody’s Ratings bereits im September bekannt gegeben, über einen ähnlichen Schritt nachzudenken. Fitch Ratings habe derweil die zunehmenden Risiken hervorgehoben, allerdings noch keine Überprüfung angekündigt.

Eine Herabstufung der Bonitätseinstufung durch die Ratingagenturen, die Anleihen von Boeing auf der untersten Investment-Grade-Stufe haben, würde sie direkt in den Junk-Bereich schicken, berichtet MarketWatch. Das würde laut Bloomberg dazu führen, dass ein Großteil der ausstehenden langfristigen Schulden in Milliardenhöhe nicht mehr für die Aufnahme in Investment-Grade-Indizes in Frage kommt. Dies würde Boeing den Analysten von JPMorgan zufolge, gemessen an den indexfähigen Schulden, zum größten Unternehmen, das sein Investment-Grade-Rating verloren hat, machen - zum größten "Fallen Angel" aller Zeiten. "Boeing hat seinen Platz im Investment-Grade-Index aufgebraucht", zitiert Bloomberg Bill Zox, Portfoliomanager bei Brandywine Global Investment Management. "Aber der Hochzinsindex würde sich geehrt fühlen, Boeing und seine zahlreichen Kuponerhöhungen begrüßen zu dürfen", so Zox.

Finanzvorstand Brian West hatte im September auf einer Morgan-Stanley-Konferenz gegenüber Analysten gesagt, dass der Flugzeugbauer "alle notwendigen Maßnahmen ergreifen wird", um sein Investment-Grade-Rating zu behalten und seine Fabrik und Lieferkette zu stabilisieren, schreibt Bloomberg.

Boeing könnte milliardenschwere Kapitalerhöhung durchführen

Da sich das Unternehmen mit diesen Warnungen der Ratingagenturen konfrontiert sieht, versucht Boeing nun, seine Bilanz zu stärken, und könnte schon bald eine milliardenschwere Kapitalerhöhung durchführen. In einer Pflichtmitteilung an die SEC teilte der US-Flugzeugbauer mit, möglicherweise schrittweise neue Stammaktien, Vorzugsaktien, Depotaktien oder Schuldtitel in Höhe von bis zu 25 Milliarden US-Dollar ausgeben zu wollen. Das Unternehmen sicherte sich zudem eine Kreditlinie von 10 Milliarden US-Dollar. "Diese universelle Regalregistrierung bietet dem Unternehmen die Flexibilität, je nach Bedarf eine Vielzahl von Kapitaloptionen zu suchen, um die Bilanz des Unternehmens über einen Zeitraum von drei Jahren zu stützen", zitiert CNBC aus einer Erklärung von Boeing.

In Reaktion auf Boeings Ankündigung verengten sich laut MarketWatch die Renditespannen der ausstehenden Anleihen, was ein optimistisches Signal seitens der Wertpapierinhaber gewesen sei. Allerdings hätten die Anleihegläubiger in großem Umfang in die Spread-Verengung hineingekauft, was auf eine gemischtere Reaktion hindeute.

Luft- und Raumfahrtanalysten der Bank of America haben laut CNBC geschätzt, dass der Flugzeugbauer zwischen 10 und 15 Milliarden US-Dollar an Eigenkapital aufbringen wird. "Wir gehen davon aus, dass Boeing zunächst Eigenkapital anbietet, was die Bilanz des Unternehmens kurzfristig stärken dürfte, während gleichzeitig die Option besteht, später Eigenkapitalschulden mit einem geringeren Risiko einer Bonitätsherabstufung auszugeben", so BofA-Analyst Ron Epstein.

Fitch Ratings glaubt, wie CNBC berichtet, dass die Ankündigung von Boeing "die finanzielle Flexibilität erhöhen und kurzfristige Liquiditätssorgen mildern" werde - bleibt abzuwarten, ob sich diese Annahme bewahrheitet und ob Boeing die Ratingagenturen damit besänftigen kann.

Redaktion finanzen.at

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