Stephan Heibel-Kolumne 27.03.2013 14:30:00

Zypern-Lösung nicht Blaupause für Europa, sondern Kopie der USA

Kolumne

Vom Modellversuch für Spanien und/oder Italien war die Rede, die Begriffe Enteignung und Tabubruch erstürmten bei den Suchbegriffen von Google die Top-Positionen. Dieser politische Fehler der EU (genauer gesagt: der Fehler Dijsselbloems, denn Juncker hätte auch in einer Nachtsitzung einen solchen Vorschlag niemals passieren lassen) wurde inzwischen glücklicherweise korrigiert, im Resultat bleiben nun Sparguthaben bis 100.000 Euro unangetastet. Die größeren Vermögen hingegen werden umso stärker herangezogen.

Damit entspricht diese Lösung dem Vorgehen der USA in der Savings & Loan Krise Ende der 1980er Jahre. Nach der Deregulierung der Sparkassen (Savings & Loans) in den 1970ern weiteten diese ihr Geschäft überproportional aus, konnten ihre langfristigen Zinsversprechungen vor dem Hintergrund des stetig sinkenden Zinsniveaus jedoch nicht einhalten.

Es folgte der Zusammenbruch unzähliger kleiner Sparkassenverbände. Die USA gründeten damals einen Auffangfonds (Resolution Trust Corp.), über den die Sparguthaben der Sparkassenkunden bis zu einem Betrag von etwa 100.000 US-Dollar besichert wurden. Alle darüber liegenden Vermögen waren im Fall der Pleite der entsprechenden Sparkasse futsch. Und immerhin 747 der damals existierenden 3.234 Sparkassen gingen Pleite.

Die Rettung des Mindestsparbetrags durch die Regierung war noch immer teuer genug, um die Verschuldung der USA in die Höhe zu katapultieren und eine kleine Rezession Anfang der 1990er nach sich zu ziehen.

Zypern selbst ist nicht in der Lage, die eigenen Banken aufzufangen, denn Zypern selbst ist überschuldet. Die gefundene Lösung ist letztlich recht fair, denn ohne die EU wären die Vermögen vollständig verloren. Katastrophal war in meinen Augen lediglich der erste Vorschlag der EU, in dem die kleinen Vermögen ebenfalls belastet wurden sowie die Rhetorik Dijsselbloems. Von ihm dürfen wir in der kommenden Zeit noch einige Irreführungen erwarten.

Die Folge ist nun, dass internationale Anleger ihr Kapital aus diesem rechtlich unsicheren Ort abziehen, und ich meine damit Europa, nicht nur Zypern. Insbesondere Bankaktien sind unter Druck. Schon bald wird man aber sehen, dass der letztlich umgesetzte Schritt vernünftig war und eben keine Blaupause für andere Euroländer darstellt - und so sollte das Vertrauen schnell wieder zurückkommen.

Wer also mutig ist, der kann schon bald Bankaktien zu einem ordentlichen Ausverkaufspreis kaufen.

Stephan Heibel ist Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes und Betreiber der Finanzinformationsdienste Aktien-Meldungen und animusX. Seine Kunden sind Privatanleger, die mit einem vertretbaren Zeitaufwand ihre Anlageentscheidungen selber treffen möchten.
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Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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