22.04.2009 16:30:00

UPDATE2: RWE-Aufsichtsratsvorsitzender Fischer tritt zurück

(NEU: Zusammengefasste Berichterstattung, Hintergrund) Von Martin Rapp

   Dow Jones NEWSWIRES

ESSEN (Dow Jones)--Der Aufsichtsratsvorsitzende des Essener Energieversorgers RWE, Thomas Fischer, hat am Mittwoch überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Bei der nächsten Aufsichtsratssitzung werde er sein Amt aus Gründen persönlicher Lebensplanung niederlegen, sagte Fischer zur Eröffnung der Hauptversammlung der RWE AG. Der Aufsichtsrat hatte sich am Morgen vor dem Treffen der Aktionäre zusammengefunden.

   Das in Düsseldorf erscheinende "Handelsblatt" berichtete unter Berufung auf das Umfeld des Kontrollgremiums, die persönlichen Gründe seien nur vorgeschoben. Fischer habe sich stattdessen zunehmend über Indiskretionen aus Aufsichtsrat und Vorstand geärgert, hieß es in der Zeitung. Zuletzt hatten verschiedene Medien über Streit unter den Aufsehern berichtet.

   Fischer sagte auf der Hauptversammlung auf eine entsprechende Frage eines Aktionärsvertreters, er habe alles ihm Mögliche versucht, Indiskretionen zu verhindern. Er verwies auf den während der laufenden Hauptversammlung erschienenen Bericht im Handelsblatt, worin wiederum auf das Umfeld des Aufsichtsrats Bezug genommen worden sei. "Sie können sich das nicht vorstellen, wie sehr einen das nicht nur ärgert, sondern empört", sagte Fischer.

   Im Laufe der Hauptversammlung erklärte Fischer, dem Kontrollgremium weiter angehören zu wollen. Fischer stand dem Gremium seit 2004 vor, seine Amtszeit sollte eigentlich erst 2011 enden.

   Das Kontrollgremium von RWE ist wenig homogen besetzt. Auf der Eigentümerseite sitzen auch Vertreter von Kommunen, auf Arbeitnehmerseite stehen mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) zwei große Interessenvertreter. Auch gibt es seit dem Amtsantritt Großmanns im Herbst 2007 immer wieder Berichte über Konflikte zwischen Vorstand und Aufsehern, die sich an dem Führungsstil Großmanns entzünden sollen.

   Großmann selbst ging in seiner Rede auf der Hauptversammlung nicht auf das Verhältnis zum Aufsichtsrat ein. Er bestätigte stattdessen die Ergebnisziele des Unternehmens für dieses Jahr und bis 2012.

   Ebenfalls bis 2012 plant RWE weiterhin mit Investitionen von 26 Mrd EUR. Diese Investitionen sind zum großen Teil für sparsame Technologien eingeplant. RWE will bis 2012 basierend auf den 2008 verzeichneten Kohlendioxid-Emissionen den Ausstoß um 20% reduzieren. Im vergangenen Jahr hatte RWE 172 Mio Tonnen Kohlendioxid und damit am meisten unter Europas Versorgern emittiert.

   Ab 2013 muss RWE für alle Emissionen Zertifikate kaufen, woraus erhebliche Belastungen für das Ergebnis entstehen können. Derzeit kostet ein Zertifikat für eine Tonne Kohlendioxid 13 EUR. Die Konzernvertreter wiesen darauf hin, dass RWE bereits jetzt 50% der benötigten Zertifikate zukaufe. Den Rest erhält der Konzern noch kostenlos zugeteilt.

   Für den angekündigten Kauf des niederländischen Versorgers Essent zeigte sich Großmann optimistisch. Zur Zeit spreche alles dafür, dass das Ziel eines Abschlusses im dritten Quartal dieses Jahres erreicht werde. RWE bietet 9,3 Mrd EUR für die Niederländer und hat den Kauf von einer Zustimmungsquote der Essent-Aktionäre von mindestens 80% abhängig gemacht.

   Wachsen werde RWE auch weiterhin, allerdings in erster Linie organisch, sagte Großmann. Derzeit seien keine größeren Akquisitionen geplant, kleinere Zukäufe würden jedoch immer wieder geprüft.

   Wachstum gelingt RWE nach eigener Aussage bei der Zahl ihrer Stromkunden. Seit Mitte 2008 sei die Entwicklung der Kundenzahl positiv, damit sei der seit 1998 anhaltende Trend umgekehrt worden. Bis Ende März seien weitere 20.000 Kunden netto dazugekommen. Insgesamt hatte RWE 2008 noch 120.000 Kunden verloren.

   Beim US-Wasserversorger American Water wollen die Essener sich weiter zurückziehen. Bereits in diesem Jahr sollen so viele Aktien verkauft werden, dass American Water nicht mehr konsolidiert werden müsse, sagte Finanzvorstand Rolf Pohlig. RWE hatte im April 2008 rund 40% der Anteile an die Börse gebracht. Zu Anfang 2009 hatte RWE noch einen Anteil von 60,5%.

Webseite: http://www.rwe.com

-Von Martin Rapp, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 104, martin.rapp@dowjones.com DJG/mmr/jhe Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de (END) Dow Jones Newswires

   April 22, 2009 09:59 ET (13:59 GMT)

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