30.07.2013 16:44:31
|
UPDATE2: K+S kann Preissorgen nicht nachvollziehen - Aktie bricht ein
--K+S-Aktie in freiem Fall
--Uralkali will Produktion künftig ausweiten
--K+S hält von Analysten befürchteten Preisverfall für nicht nachvollziehbar
(NEU: Aussagen von K+S)
Von Stefan Gosenheimer und Heide Oberhauser-Aslan
Sorgen um einen massiven Preisrückgang bei Kali haben zu einem Kurssturz der Aktie des Düngemittelkonzerns K+S geführt. Auslöser der Talfahrt ist eine Strategieänderung des Wettbewerbers Uralkali. Beobachter fürchten, dass Uralkali einen Preiskrieg anzetteln könnte.
K+S hält den vermuteten Preissturz bei Kali dagegen für nicht nachvollziehbar. "Die kolportierten Preise für Kalidüngemittel entsprechen aus unserer Sicht in keiner Weise der aktuellen Angebots- und Nachfragesituation", erklärte ein Unternehmenssprecher.
Ob die Jahresprognose des Konzerns weiter Bestand hat, wollte K+S nicht sagen. Eine umfassende Bewertung der aktuellen Situation sei derzeit nicht möglich. "Wir beobachten die weitere Entwicklung sehr genau", hieß es in Kassel lediglich. Die positiven mittel- und langfristigen Trends im Kalidüngemittelgeschäft hätten nach wie vor Bestand.
Für 2013 hat K+S für den Konzern bislang einen leicht höheren Umsatz und ein leicht verbessertes operatives Ergebnis in Aussicht gestellt. Ein stärkeres Salzgeschäft soll dabei leichte Rückgänge im Kali- und Magnesiumgeschäft mehr als wettmachen.
Uralkali will künftig seine Kali- und Magnesiumprodukte nicht mehr über das Gemeinschaftsunternehmen BPC mit dem Partner Belaruskali vertreiben. Stattdessen wollen sie ihre Kaliexporte selber in die Hand nehmen und ihre Produktionskapazitäten voll auszunutzen.
Durch zusätzliches Angebot auf dem Markt könnten die Preise unter Druck geraten. Unterstrichen wird dies durch die Erwartung von Uralkali-Chef Wladislaw Baumgertner, wonach der Weltkalipreis, der derzeit bei rund 400 Dollar je Tonne liegt, im zweiten Halbjahr unter die Marke von 300 Dollar fallen könnte.
Für den Kasseler Düngemittel- und Salzkonzern K+S wäre das verheerend. Die Gewinne des DAX-Konzerns sind stark abhängig vom Kalipreis. Analysten gehen davon aus, dass Einbußen beim Kalipreis um etwa ein Prozent den operativen Gewinn um rund zwei Prozent schmälern. Die Kasseler seien wesentlich stärker vom Kalipreis abhängig als Wettbewerber. Zur Begründung verweisen Analysten darauf, dass der Konzern an seiner Kapazitätsgrenze arbeite und rückläufige Preise nicht mit erhöhten Absatz ausgleichen könne.
Anleger sind dennoch massiv verunsichert, die Aktie verlor im Tagesverlauf zeitweise fast ein Viertel ihres Wertes. "Der Hebel ist schon enorm", sagt auch Analyst Ulle Wörner von der LBBW. Die Kostenstruktur im Kaligeschäft sei zudem relativ fixkostenlastig. "Da wirkt sich jede Preisänderung massiv aus." Auch für den Kalimarkt insgesamt sei es äußerst ungut, dass jetzt einer der großen Produzenten offenbar ausschere und eine Preis-vor-Menge-Strategie fahren wolle.
In seinen Prognosen hat Wörner, ebenso wie andere Analysten, einen derartigen Preisverfall für Kali nicht berücksichtigt. Analysten der NordLB haben das Kursziel von K+S bereits auf 34 von zuvor 41 Euro gesenkt, die DZ-Bank überprüft ihr zuletzt auf 41 Euro lautendes Kursziel wie auch die Kaufempfehlung für die Aktie. Die WGZ hält zwar am Kursziel 35 Euro fest, ebenso an der Kaufempfehlung. Die Analysten wollen aber nach mehr Klarheit die Prognosen und die Einschätzung zur Aktie gegebenenfalls überarbeiten.
Grund für die massive Verunsicherung ist die neue Strategie der Russen. Uralkali will das gemeinsam mit der weißrussische Produktionsvereinigung Belaruskali für den Kali-Export betriebene Joint Venture Belarus Potash Company (BPC) verlassen, da sie sich von dem Partner hintergangen fühlen. Der hatte bereits mehrfach auf eigene Faust Kalidünger exportiert, nachdem das Monopol von BPC abgeschafft worden war.
Folge des Rückzugs aus dem Gemeinschaftsunternehmen könnte nach Einschätzung von Uralkali-Chef Baumgertner ein im Jahresverlauf um rund 100 Dollar je Tonne fallender Kalipreis sein. Die Russen wollen die Kali-Ausfuhr künftig über eine eigene Tochter in der Schweiz abwickeln.
Damit soll auch der eigene Absatz angekurbelt werden. Er soll von 10,5 Millionen Tonnen 2013 auf 14 Millionen Tonnen 2015 erhöht werden, so die Analysten der NordLB.
Strategisch mache das Verhalten von Uralkali auf den ersten Blick keinen Sinn, erklärten Analysten. Das Unternehmen verderbe sich durch höhere Absatzmengen die Preise und setzt diese zusätzlich durch einen erwarteten Preisrückgang um mehr als 25 Prozent unter Druck.
Möglicherweise versuche Uralkali mit diesem Vorgehen aber, künftige Konkurrenten vom Markt fern zu halten, so die Vermutung von Metzler-Analyst Lars Hettche. Minenkonzerne wie BHP Billiton überlegen derzeit, mit großen Projekten in das Kali-Geschäft einzusteigen. Diese Pläne befinden sich in der Entscheidungsphase mit der Möglichkeit, die Produktion ungefähr bis 2020 aufzunehmen, sagte der Analyst.
Wenn jetzt ein Unternehmen wie Uralkali den Kali-Preis für ein Jahr in den Keller schicke, könne dies mögliche künftige Konkurrenten vom Markteintritt abschrecken, meinte er. Die Projekte großer Minenbetreiber würden dann nicht mehr die Kapitalkosten liefern, die damit erreicht werden sollten, so Hettche. Allerdings seien das bisher nur Spekulationen, da aus den wenigen aus dem russischen übersetzten Aussagen des Uralkali-Chefs nur wenige Details hervorgingen.
Neben die Aktien von K+S sind auch jene von nordamerikanischen Konkurrenten betroffen. Die Papiere von Potash und Mosaic brechen um jeweils gut 20 Prozent ein.
Kontakt zu den Autoren: heide.oberhauser@dowjones.com,;maerkte.de@dowjones.com
Mitarbeit: Isabel Gomez, Britta Becks und Olga Razumovskaya
DJG/hoa/kla/smh
(END) Dow Jones Newswires
July 30, 2013 10:14 ET (14:14 GMT)
Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 14 AM EDT 07-30-13
![](https://images.finanzen.at/images/unsortiert/wertpapierdepot-absichern-aktienchart-boerse-750493204-260.jpg)
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Nachrichten zu Uralkalimehr Nachrichten
Keine Nachrichten verfügbar. |