30.07.2013 14:54:33
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UPDATE: K+S-Aktie stürzt ab
--K+S-Aktie in freiem Fall
--Uralkali will Produktion künftig ausweiten
--Analysten befürchten Preisverfall bei Kali
(NEU: Analystenstimmen, Hintergrund)
Von Stefan Gosenheimer und Heide Oberhauser-Aslan
Sorgen um einen massiven Preisrückgang bei Kali haben zu einem Kurssturz der Aktie des Düngemittelkonzerns K+S geführt. Auslöser der Talfahrt ist eine Strategieänderung des Wettbewerbers Uralkali. Die Russen wollen künftig ihre Kali- und Magnesiumenesiumprodukte nicht mehr über das Gemeinschaftsunternehmen BPC mit dem Partner Belaruskali vertreiben. Stattdessen wollen sie ihre Kaliexporte selber in die Hand nehmen und ihre Produktionskapazitäten voll auszunutzen.
Beobachter fürchten nun, dass Uralkali einen Preiskrieg anzetteln könnte. Die dürren Aussagen der Russen lassen diesen Schluss zumindest zu. Der Uralkali-Chef Wladislaw Baumgertner erwartet, dass der Weltkalipreis, der derzeit bei rund 400 Dollar je Tonne liegt, im zweiten Halbjahr unter die Marke von 300 Dollar fallen könnte.
Für den Kasseler Düngemittel- und Salzkonzern K+S wäre das verheerend. Die Gewinne des DAX-Konzerns sind stark abhängig vom Kalipreis. Analysten gehen davon aus, dass Einbußen beim Kalipreis um etwa ein Prozent den operativen Gewinn von K+S um rund zwei Prozent schmälern. Die Kasseler seien wesentlich stärker vom Kalipreis abhängig, als Wettbewerber. Zur Begründung verweisen Analysten darauf, dass der Konzern an seiner Kapazitätsgrenze arbeite und rückläufige Preise nicht mit mehr Absatz ausgleichen könne. K+S hält sich noch bedeckt, will sich aber am Dienstagnachmittag zu dem Thema äußern.
Anleger sind massiv verunsichert, die Aktie verliert fast ein Viertel ihres Wertes. "Der Hebel ist schon enorm", sagt auch Analyst Ulle Wörner von der LBBW. Die Kostenstruktur im Kaligeschäft sei zudem relativ Fixkosten lastig. "Da wirkt sich jede Preisänderung massiv aus", erklärte der Analyst. Auch für den Kalimarkt insgesamt sei es äußerst ungut, dass jetzt einer der großen Produzenten offenbar ausschere und eine Preis-vor-Menge-Strategie fahren wolle.
In seinen Prognosen hat Wörner, ebenso wie andere Analysten, einen derartigen Preisverfall für Kali nicht berücksichtigt. Analysten der NordLB haben das Kursziel von K+S bereits auf 34 von zuvor 41 Euro gesenkt, die DZ-Bank überprüft ihr zuletzt auf 41 Euro lautendes Kursziel wie auch die Kaufempfehlung für die Aktie. Die WGZ hält zwar am Kursziel 35 Euro fest, ebenso an der Kaufempfehlung. Die Analysten wollen aber nach einer Stellungnahme von K+S die Prognosen und die Einschätzung zur Aktie gegebenenfalls überarbeiten.
Die Gründe für die massive Verunsicherung ist die Strategieänderung der Russen. Uralkali will das gemeinsam mit Belaruskali für den Kali-Export betriebene Joint-Venture Belarus Potash Company verlassen. Die Kali-Ausfuhr soll künftig über die in der Schweiz ansässige eigene Tochter Uralkali Trading abgewickelt werden. Grund für den Rückzug ist, dass die weißrussische Produktionsvereinigung Belaruskali bereits mehrfach auf eigene Faust Kalidünger exportiert hat, seit das Monopol von BPC abgeschafft wurde.
Dieses Ausscheren ist aber nicht akzeptabel, erklärten die Russen. Deshalb werde Uralkali seine Exportaktivitäten nun ebenfalls auf seinen eigenen Händler Uralkali Trading übertragen. Als Reaktion darauf, das Joint-Venture zu verlassen, könnte nach Einschätzung des Uralkali-Chefs Baumgertner der Kalipreis von gegenwärtig 400 Dollar je Tonne innerhalb des zweiten Halbjahres 2013 auf unter 300 Dollar fallen.
Uralkali wolle sich stattdessen stärker auf die Steigerung des Absatzes konzentrieren. Die eigenen Kaliverkäufe sollen von 10,5 Millionen Tonnen 2013 auf 14 Millionen Tonnen 2015 erhöht werden, wie die Analysten der NordLB ausführen.
Das Verhalten von Uralkali mache strategisch auf den ersten Blick allerdings keinen Sinn, erklärten Analysten. Das Unternehmen verderbe sich durch die beabsichtigte Steigerung der Absatzmengen die Preise und dabei sogar noch einen Preisrückgang um mehr als 25 Prozent selbst ankündige.
Analyst Lars Hettche von Metzler hält es für möglich, dass Uralkali mit seinem Handeln versucht, künftige Konkurrenten vom Markt fern zu halten. Große Minenkonzern wie BHP Billiton überlegen derzeit, mit großen Projekten in das Kali-Geschäft einzusteigen. Diese Pläne befinden sich in der Entscheidungsphase mit der Möglichkeit, die Produktion ungefähr bis zum Jahr 2020 aufzunehmen, sagte der Analyst. Wenn jetzt ein Unternehmen wie Uralkali den Kali-Preis für ein Jahr in den Keller schicke, dann könne dies mögliche künftige Konkurrenten abschrecken, in den Markt einzusteigen, meinte er. Die Projekte großer Minenbetreiber würden dann nicht mehr die Kapitalkosten liefern, die damit erreicht werden sollten, so Hettche.
Allerdings seien das bisher nur Spekulationen, da aus den wenigen aus dem russischen übersetzten Aussagen des Uralkali-Chefs nur wenige Details hervorgingen.
Die starke Kursreaktion der K+S-Aktie auf die Meldung halten die NordLB-Analysten für stark übertrieben. Die deutlichen Abschläge zeigten aber auch, wie verunsichert die Anleger derzeit seien. Längerfristig blieben die Trends, die für die Aktie sprächen, wie vermehrte Nachfrage nach höherwertigen Nahrungsmitteln, die sich nur durch verstärkten Düngemitteleinsatz erzeugen lassen, aber erhalten. Die NordLB bestätigt daher auch ihre Kaufempfehlung für das Papier.
Kontakt zu den Autoren: heide.oberhauser@dowjones.com,;maerkte.de@dowjones.com
Mitarbeit: Isabel Gomez, Britta Becks und Olga Razumovskaya
DJG/hoa/kla
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July 30, 2013 08:23 ET (12:23 GMT)
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