27.09.2018 13:32:46

RWE-Chef kritisiert Waldbesetzer im Hambacher Forst als Straftäter

BERLIN (Dow Jones)--RWE-Chef Rolf Martin Schmitz hat die Waldbesetzer im Hambacher Forst scharf angegriffen. "Wer illegal den Wald besetzt und unsere Mitarbeiter mit Fäkalien bewirft, ist für mich kein Aktivist. Das ist ein Straftäter", sagte Schmitz im Interview mit dem Handelsblatt.

RWE will die Bäume im Herbst schlagen, um den Tagebau Hambach weiter vorantreiben zu können. Der Versorger verfügt über die dafür nötigen Genehmigungen und hat zwei Beschlüsse der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen im Rücken. Der Vorstandsvorsitzende kritisierte in dem Interview auch die Umweltverbände. "Leider konnte ich die Verbände nicht einmal zu einem gemeinsamen Aufruf gegen die Gewalt im Hambacher Forst bewegen. Das hat mich schon persönlich enttäuscht."

Aktuell räumt die Polizei das Waldstück, das zum Teil radikale Umweltaktivisten besetzt halten. Am Donnerstag ist eine Braunkohlegegnerin Meldungen zufolge abgestürzt. Ein Blogger war vergangene Woche tödlich verunglückt.

Dem RWE-Chef ist zwar bewusst, dass sein Unternehmen mit der Rodung einen gewaltigen Imageverlust riskiert. Er könne das aber nur "bis zu einem bestimmten Punkt" ins Kalkül ziehen. "Ich kann dafür nicht fast 5.000 Arbeitsplätze aufs Spiel setzen. Das kann und will ich als Konzernchef nicht verantworten, um mein Image zu verbessern. Das geht nicht." Der Stromversorger habe eine klare Rechtsposition und ein sofortiger Stopp des Tagebaus würde seinen Worten nach "4 bis 5 Milliarden Euro" kosten.

Aus Schmitz' Sicht wird der Hambacher Forst "zu Unrecht zum Symbol" im Streit um die Kohle gemacht. "Der Wald ist schlichtweg nicht mehr zu retten. Alles andere ist eine Illusion", sagte er. Selbst wenn RWE heute den Tagebau in Hambach stoppen würde, müsse der Konzern den Wald roden. "Wir brauchen diese Erdmassen, um die Böschungen dauerhaft zu stabilisieren. Die sind so steil, dass sie abgeflacht werden müssen."

Am Wochenende nimmt der Versorger zwei weitere Braunkohlekraftwerksblöcke vom Netz. Beim langfristigen Ausstieg aus der Kohle werde ein öffentlich-rechtlicher Vertrag benötigt. "Daran sind wir ja selbst interessiert und gesprächsbereit - und ich hoffe, dass die Kommission schnell ein Ergebnis findet", so der 61-Jährige. Die Kohlekommission soll bis Mitte Dezember einen Pfad für den Kohleausstieg in Deutschland aufzeigen.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/chg/sha

(END) Dow Jones Newswires

September 27, 2018 07:33 ET (11:33 GMT)

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