02.10.2014 18:35:48

ROUNDUP 2: Bilfinger-Chefaufseher Walter muss für Cevian-Favorit Cordes weichen

(neu: Cevian schlägt Cordes als zweiten Aufsichtsratsvertreter vor)

MANNHEIM (dpa-AFX) - Der schwedische Finanzinvestor Cevian hat den Druck auf den Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger (Bilfinger SE) verstärkt. Aufsichtsratsvorsitzender Bernhard Walter gehe früher als bisher angekündigt, teilte der MDAX-Konzern am Donnerstag in Mannheim mit. Er gehört dem Gremium seit 1998 an und leitet es seit 2006. Walter lege sein Amt zum 4. November nieder. Am Abend schlugen die Schweden ex-Metro-Chef Eckhard Cordes als zweiten Vertreter für den Aufsichtsrat vor. Cordes sei seit zwei Jahren für Cevian tätig und zähle zu den "erfahrensten Industriemanagern" in Deutschland, teilte der Investor mit. Von 1996 bis 2005 war er Vorstand bei Daimler und von 2007 bis 2011 Metro-Chef.

Cevian ist seit mehr als drei Jahren bei Bilfinger investiert und hat den Anteil zuletzt auf mehr als ein Viertel aufgestockt. Er ist damit größter Aktionär des Konzerns und kann wichtige Beschlüsse verhindern. Cevian-Partner Jens Tischendorf zeigte sich davon überzeugt, dass Bilfinger eine erfolgreiche Zukunft hat. Cevian investiere langfristig. Man wisse, dass man Unternehmen nicht in wenigen Quartalen erfolgreich ausrichten könne, sagte er. Cevian wolle gemeinsam mit den Gremien des Unternehmens die Weichen für Wachstum und eine ertragreiche Zukunft stellen. Walter habe in den vergangenen 16 Jahren maßgeblich zum erfolgreichen Umbau von Bilfinger beigetragen, hieß es.

GEWINNWARNUNGEN IN SERIE

Seit Mitte des Jahres überschlagen sich bei Bilfinger die Ereignisse. Im August war der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch als Vorstandschef gegangen nach zwei Gewinnwarnungen binnen kürzester Zeit. Kochs Vorgänger Herbert Bodner sprang als Interimschef ein. Anfang September musste aber auch er zurückrudern: Bodner setzte den Rotstift an und strich zum dritten Mal die Gewinnziele für 2014 zusammen.

Auch beim Bilfinger-Großaktionär Cevian dürfte die Serie der Gewinnwarnungen und der dadurch ausgelöste Kursrutsch alles andere als Begeisterung ausgelöst haben. Der Investor hatte seinen Anteil an Bilfinger zuletzt auf 25,6 Prozent aufgestockt. Cevian selbst sieht sich als langfristig orientierten Anleger, der besonders in Industrieunternehmen investiert, die an der Börse Aufholpotenzial haben. Zugleich begreift sich Cevian als Aktionär, der sich aktiv in die Entwicklung seiner Unternehmen einmischt. Auch am Industriekonzern ThyssenKrupp ist Cevian mit gut 15 Prozent beteiligt. Die Gesellschaft verwaltet mehr als zehn Milliarden Euro für Pensionskassen, Stiftungen, Staatsfonds und andere institutionelle Investoren.

BILFINGER STECKT IM UMBAU

Bilfinger machen die Energiewende in Deutschland und der Umbau des Industriegeschäfts stärker zu schaffen als gedacht. Wegen des Booms durch billiges Gas in den USA halten sich viele Öl- und Gaskonzerne in Europa mit Investitionen zurück. Auch große Versorger drücken in Europa auf die Investitionsbremse. Neue Kraftwerke lohnen sich wegen der gedrückten Großhandelspreise kaum noch. Die eingeleitete Internationalisierung bei Bilfinger steckt dagegen noch in den Kinderschuhen.

Die Mannheimer stecken im Umbau. Zum Jahresbeginn wurden die sieben Teilkonzern-Holdings in die Bilfinger SE integriert - zum Teil gegen große interne Widerstände. Koch hatte es sich zudem zum Ziel gesetzt, bis Ende 2015 weltweit rund 1250 Verwaltungsstellen zu streichen. Bodner und Koch hatten aus dem Baukonzern einen Dienstleister für Wartung rund um Industrieanlagen, Kraftwerke und Immobilien geformt. Dieses Geschäft ist generell weniger konjunkturabhängig und gilt auch als profitabler als das klassische Baugeschäft.

BODNER VERBREITETET ZULETZT ZUVERSICHT

Bodner sah zuletzt trotz aller aktuellen Probleme "keinen Grund für Pessimismus in den nächsten Jahren". Der strategische Kurs sei richtig. Bilfinger sei "gut aufgestellt" und habe eine "gute Substanz". 2014 sei eine "einmalige Situation", betonte er. Sowohl das Kraftwerksgeschäft als auch Industriedienstleistungen liefen schlechter und der interne Umbau bremse stärker als gedacht. Die erwartete Erholung im zweiten Halbjahr sei nicht stark genug, um die alten Erwartungen zu erfüllen. Mit den neuen Prognosen habe Bilfinger aber "soliden Grund unter den Füßen"./jha/he

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