09.01.2024 18:31:00

Rechercheplattform übt Kritik an Rinderexporten nach Algerien

Das Investigativ-Start-up "The Marker" hat laut Eigenangaben ein Jahr lang österreichische Rinderexporte nach Algerien beobachtet und dabei teils miserable Zustände für die Tiere dokumentiert. Die Rede ist von hohen Belastungen durch den Transport sowie schlechten Haltestandards im Zielland. Von 2010 bis Mitte 2023 seien rund 50.000 Kühe nach Algerien gebracht worden - ohne dabei an Ort und Stelle für einen nachhaltigen Herdenaufbau zu sorgen, kritisiert "The Marker".

Grobe Bedenken äußert die Plattform, die sich insbesondere auf Eigenrecherchen stützt, vor allem in Bezug auf die Einhaltung von Tierschutzstandards während der Verschiffung und in Algerien. So sei die Reise alleine - sie führt meist über Frankreich in das nordafrikanische Land - mit enormen Strapazen durch Enge und Stress für die Tiere verbunden. Im ersten Halbjahr 2023 seien unter diesen Bedingungen gut 5.500 Rinder nach Algerien gelangt, schreibt "The Marker" unter Verweis auf Daten des Verbands "Rinderzucht Austria" sowie der Datenbank "TRACES".

Außerdem fehle es an den Zielhäfen an entsprechenden EU-Standards und an Kontrollmöglichkeiten über den Schutz der Tiere. In Algerien seien die Haltungsbedingungen dann in der Regel mangels ordentlicher Tierschutzstandards schlecht und Schlachtungen würden teilweise ohne Betäubung erfolgen, berichtet "The Marker".

Erschwerend komme hinzu, dass Algerien keine gezielte Strategie zum Herdenaufbau verfolge. Die Konsequenz: Die Population der Milchkühe sei in den vergangenen Jahren trotz des Imports vieler trächtiger Tiere deutlich geschrumpft. "Die algerische Regierung hat weder eine gezielte Strategie zu einem Herdenaufbau, noch existieren flächendeckende Aufzeichnungen, wo die importierten Tiere hingebracht werden", so die Plattform.

Der Exporte bewegen sich laut "The Marker" darüber hinaus in einer rechtlichen Grauzone. So laufe der Verkauf an und für sich dem österreichischen Tiertransportgesetz zuwider, das auflistet, in welche Drittstaaten Zuchttiere "auf der Straße" exportiert werden dürfen. Algerien zähle dazu nicht. Nach einer Klausel im Gesetz dürfen solche Ziele zwar trotzdem angefahren werden, sofern Ruhepausen für die Tiere eingehalten werden. Nach Beobachtungen der Plattform ist dies aber häufig nicht der Fall.

Bei "The Marker" handelt es sich nach Eigenangaben um ein spendenfinanziertes Recherche-Start-up mit Sitz in Vorarlberg. Ihr Fokus liege auf Themen wie Tier- und Umweltschutz sowie Menschenrechte. Welche Summen bei den hinterfragenswürdigen Mutterkuhexporten im Spiel sind, ließ die Plattform offen.

tpo/phs

APA

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