27.04.2022 19:20:38

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Neue Hürden / Kommentar zur Deutschen Bank von Bernd Neubacher

Frankfurt (ots) - Unverhofft kommt oft: Kaum tritt zutage, dass die Deutsche

Bank mit ihrer Groß-Restrukturierung die Kurve kriegt, da türmen sich neue

Hürden auf. Hatte der Vorstand bisher vor allem hausgemachte Probleme zu lösen,

sieht er sich nun extern Widrigkeiten gegenüber. Dass diese weitaus schwieriger

zu bewältigen sind als überfällige Korrekturen im Geschäftsmodell, ist dem

Kapitalmarkt offenbar wohl bewusst. Angesichts des Krieges in der Ukraine,

seiner unwägbaren Folgen, einer galoppierenden Inflation und gestörter

Lieferketten liegen die Nerven einigermaßen blank. Am Mittwoch waren eine

minimal über dem Konsens liegende Risikovorsorge sowie ein unerwartet hohes

Kostenniveau Anlass genug, die Aktie ans Ende der Performance-Tabelle im Dax zu

setzen.

Dass die Investmentbank die Erträge nach einem Sprung im Ausnahme-Startquartal

2021 nochmals gesteigert hat - geschenkt. Dass der Vorsteuergewinn der

Unternehmensbank trotz kräftiger Aufstockung der Risikovorsorge um ein Viertel

angezogen hat - einerlei. Dass der Kurs der Commerzbank zulegt, während

Deutsche-Bank-Titel abschmieren - erklärbar mit der von der gelben Bank auf

Dienstagabend vorgezogenen Publikation von Quartalszahlen, die den Konsens

weiter hinter sich ließen als nun die Deutsche Bank, nicht aber mit dem

Russland-Exposure, das in der Commerzbank mit netto 1,3 Mrd. das 2,6-Fache des

Bestands im blauen Institut ausmacht.

Offensichtlich beschleichen die Investoren vielmehr Zweifel, wie sich das als

"globale Hausbank" apostrophierte Institut eigentlich schlagen wird, wenn etwa

ein russischer Gaslieferstopp, wie er Polen und Bulgarien bereits trifft, dessen

Heimatmarkt in eine Rezession abdriften lässt, während außerhalb die

Globalisierung rückabgewickelt wird. Besser als Wettbewerber im Ausland, könnte

man meinen. Schließlich hat schon in der Pandemie kein anderes Land das Füllhorn

öffentlicher Hilfen derart freigebig ausgeschüttet wie die Bundesrepublik, was

sich nun zu wiederholen scheint. Die größte Bank des Landes würde nicht fallen

gelassen.

Jenseits solcher Extremszenarien hat das Startquartal gezeigt, wie rasch ein

sich hartnäckig haltender Personalkostenblock den Ergebnisspielraum begrenzt.

Eskaliert die Lage, wäre es jedenfalls rasch Essig mit den von der Bank in

Aussicht gestellten milliardenschweren Ausschüttungen. Dass sie den

Vergütungsansprüchen der Beschäftigten im Zweifel Vorrang vor Interessen der

Anteilseigner gibt, daran haben sich die Aktionäre in den vergangenen Jahren

gewöhnen müssen.

(Börsen-Zeitung, 28.04.2022)

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